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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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vom kaufe und verkaufe.
einem ieden krämer erlaubet, seine waaren zu lo-
ben, doch trauet man der krämer irem schwören
nicht, nach dem bekannten sprüchworte (§. 220).
Denn die liebe zum gewinnste ist bei manchen zu
gros. Daher es heisset: ein krämer versäumet
nicht leicht einen markt. Er lauret auf die häller,
wie ein krämer.

§ 4134

Der verkäufer muß den käufer die verkaufteder verkäufer
muß die ge-
währ leisten.

sache gewähren, wofern disem nicht entsaget wor-
den ist, oder der verkäufer mit der gewähr nichts
zu tun haben will, z. e. er will die kuh, das pferd etc.
nicht einmal vor den stall hinaus gewähren, Pisto-
rius
cent. VI par. 22, Dessels disp. de eo quod
iustum est circa actus per progressionem initos,

Dreyer am a. o. s. 119 num. 65, Stein am a. o.
§. 273 fg. s. 337 fg. Bei dem schifs-verkaufe hat
der verkäufer das schif frei in allen häfen und strö-
men zu lifern, Marquard de iure mercat. lib. II
cap. V num. 71, Wedderkop am a. o. lib. III tit.
II §. 9, 10 s. 61 fg. Die gewährs-zeit dauert bei
unbeweglichen gütern merenteils ein jar (§ 2877 fg.);
hingegen bei lebendigem vihe ist solche kürzer.

§ 4135

Bei dem kaufe kan man die gleichheit mit ei-die gleichheit
zwischen der
waare und
dem werte
ist nicht alle-
zeit richtig zu
treffen.

ner gold-wage zwischen der waare und dem werte
nicht abwigen, nach dem sprüchworte: kauf und
backenstreich fallen ungleich. Sondern es heisset,
wie der wolf in der fabel gesaget hat: schäze ich
dich hoch, so fresse ich dich hoch! das ist, eine taxe
kan ein ieder machen, aber nicht leute, die es dafür
behalten. Von der verkürzung in den contracten
überhaubt, auch der art und weise, wie die ver-
kürzung über die hälfte, besonders im kauf-contra-

cte
II teil. L l

vom kaufe und verkaufe.
einem ieden kraͤmer erlaubet, ſeine waaren zu lo-
ben, doch trauet man der kraͤmer irem ſchwoͤren
nicht, nach dem bekannten ſpruͤchworte (§. 220).
Denn die liebe zum gewinnſte iſt bei manchen zu
gros. Daher es heiſſet: ein kraͤmer verſaͤumet
nicht leicht einen markt. Er lauret auf die haͤller,
wie ein kraͤmer.

§ 4134

Der verkaͤufer muß den kaͤufer die verkaufteder verkaͤufer
muß die ge-
waͤhr leiſten.

ſache gewaͤhren, wofern diſem nicht entſaget wor-
den iſt, oder der verkaͤufer mit der gewaͤhr nichts
zu tun haben will, z. e. er will die kuh, das pferd ꝛc.
nicht einmal vor den ſtall hinaus gewaͤhren, Piſto-
rius
cent. VI par. 22, Deſſels diſp. de eo quod
iuſtum eſt circa actus per progreſſionem initos,

Dreyer am a. o. ſ. 119 num. 65, Stein am a. o.
§. 273 fg. ſ. 337 fg. Bei dem ſchifs-verkaufe hat
der verkaͤufer das ſchif frei in allen haͤfen und ſtroͤ-
men zu lifern, Marquard de iure mercat. lib. II
cap. V num. 71, Wedderkop am a. o. lib. III tit.
II §. 9, 10 ſ. 61 fg. Die gewaͤhrs-zeit dauert bei
unbeweglichen guͤtern merenteils ein jar (§ 2877 fg.);
hingegen bei lebendigem vihe iſt ſolche kuͤrzer.

§ 4135

Bei dem kaufe kan man die gleichheit mit ei-die gleichheit
zwiſchen der
waare und
dem werte
iſt nicht alle-
zeit richtig zu
treffen.

ner gold-wage zwiſchen der waare und dem werte
nicht abwigen, nach dem ſpruͤchworte: kauf und
backenſtreich fallen ungleich. Sondern es heiſſet,
wie der wolf in der fabel geſaget hat: ſchaͤze ich
dich hoch, ſo freſſe ich dich hoch! das iſt, eine taxe
kan ein ieder machen, aber nicht leute, die es dafuͤr
behalten. Von der verkuͤrzung in den contracten
uͤberhaubt, auch der art und weiſe, wie die ver-
kuͤrzung uͤber die haͤlfte, beſonders im kauf-contra-

cte
II teil. L l
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[529/0577] vom kaufe und verkaufe. einem ieden kraͤmer erlaubet, ſeine waaren zu lo- ben, doch trauet man der kraͤmer irem ſchwoͤren nicht, nach dem bekannten ſpruͤchworte (§. 220). Denn die liebe zum gewinnſte iſt bei manchen zu gros. Daher es heiſſet: ein kraͤmer verſaͤumet nicht leicht einen markt. Er lauret auf die haͤller, wie ein kraͤmer. § 4134 Der verkaͤufer muß den kaͤufer die verkaufte ſache gewaͤhren, wofern diſem nicht entſaget wor- den iſt, oder der verkaͤufer mit der gewaͤhr nichts zu tun haben will, z. e. er will die kuh, das pferd ꝛc. nicht einmal vor den ſtall hinaus gewaͤhren, Piſto- rius cent. VI par. 22, Deſſels diſp. de eo quod iuſtum eſt circa actus per progreſſionem initos, Dreyer am a. o. ſ. 119 num. 65, Stein am a. o. §. 273 fg. ſ. 337 fg. Bei dem ſchifs-verkaufe hat der verkaͤufer das ſchif frei in allen haͤfen und ſtroͤ- men zu lifern, Marquard de iure mercat. lib. II cap. V num. 71, Wedderkop am a. o. lib. III tit. II §. 9, 10 ſ. 61 fg. Die gewaͤhrs-zeit dauert bei unbeweglichen guͤtern merenteils ein jar (§ 2877 fg.); hingegen bei lebendigem vihe iſt ſolche kuͤrzer. der verkaͤufer muß die ge- waͤhr leiſten. § 4135 Bei dem kaufe kan man die gleichheit mit ei- ner gold-wage zwiſchen der waare und dem werte nicht abwigen, nach dem ſpruͤchworte: kauf und backenſtreich fallen ungleich. Sondern es heiſſet, wie der wolf in der fabel geſaget hat: ſchaͤze ich dich hoch, ſo freſſe ich dich hoch! das iſt, eine taxe kan ein ieder machen, aber nicht leute, die es dafuͤr behalten. Von der verkuͤrzung in den contracten uͤberhaubt, auch der art und weiſe, wie die ver- kuͤrzung uͤber die haͤlfte, beſonders im kauf-contra- cte die gleichheit zwiſchen der waare und dem werte iſt nicht alle- zeit richtig zu treffen. II teil. L l

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/577>, abgerufen am 26.06.2024.