Wo auch eine mutter, oder gros-mutter, zur vormünderin irer kinder, oder enkel bestellet wer- den will, und vorher wegen der andern ehe und des Vellejanischen ratschlusses eine verzicht zu leisten, er auf die von ihm beschehene verständigung und er- klärung diser rechtlichen verordnungen, eine öffent- liche urkunde über die geleistete verzicht errichten mag. Und kurz zu sagen: er darf sein amt in al- len billigen, ehrbaren und erlaubten händeln niman- den versagen, so lange derselbe zu einer bedinung nicht befördert ist, immaßen ihn dise, wenn er will, entschuldigen mag.
§ 3956
wenn er sein amt zu ver- walten nicht schuldig ist?
Jnzwischen ist derselbe sein notariat bei der nacht-zeit, ausser im falle der not zu verüben, nicht gehalten, sondern er hat dasselbe nur bei tage und nach beschaffenheit der sache, auch an fest-tagen zu betreiben; iedoch mag er sich keiner gerichtlichen handelung unterzihen, wofern ihm solche der richter vorher nicht übertragen hat.
§ 3957
was er bei eidlichen ver- hören zu be- obachten hat?
Ausserdem hat derselbe sich bei seiner erfode- rung zu eidlichen verhören der zeugen, als adjunct des commissarien nach fürschrift des conceptes der kammer-gerichts-ordnung zu betragen. Nicht minder hat er was darin bei abhörung der zeugen zum ewigen gedächtnisse im IIIten teile tit. XX § 21 versehen ist, zu beobachten. Ueberdiß teilet er nie- wie und wenn er sein amt verrich- ten soll?malen sein amt von selbst, sondern nur auf erfo- dern, welches schriftlich, oder in gegenwart zwener zeugen beschehen muß, mit, vilweniger gebrauchet er dasselbe one beiseyn der hirzu von ihm erbetenen zeugen, sondern erfodert in deren mangel bei den
hande-
XXXXVI haubtſtuͤck von den
§ 3955
vormund- ſchaften, ſich zu bezeigen hat?
Wo auch eine mutter, oder gros-mutter, zur vormuͤnderin irer kinder, oder enkel beſtellet wer- den will, und vorher wegen der andern ehe und des Vellejaniſchen ratſchluſſes eine verzicht zu leiſten, er auf die von ihm beſchehene verſtaͤndigung und er- klaͤrung diſer rechtlichen verordnungen, eine oͤffent- liche urkunde uͤber die geleiſtete verzicht errichten mag. Und kurz zu ſagen: er darf ſein amt in al- len billigen, ehrbaren und erlaubten haͤndeln niman- den verſagen, ſo lange derſelbe zu einer bedinung nicht befoͤrdert iſt, immaßen ihn diſe, wenn er will, entſchuldigen mag.
§ 3956
wenn er ſein amt zu ver- walten nicht ſchuldig iſt?
Jnzwiſchen iſt derſelbe ſein notariat bei der nacht-zeit, auſſer im falle der not zu veruͤben, nicht gehalten, ſondern er hat daſſelbe nur bei tage und nach beſchaffenheit der ſache, auch an feſt-tagen zu betreiben; iedoch mag er ſich keiner gerichtlichen handelung unterzihen, wofern ihm ſolche der richter vorher nicht uͤbertragen hat.
§ 3957
was er bei eidlichen ver- hoͤren zu be- obachten hat?
Auſſerdem hat derſelbe ſich bei ſeiner erfode- rung zu eidlichen verhoͤren der zeugen, als adjunct des commiſſarien nach fuͤrſchrift des conceptes der kammer-gerichts-ordnung zu betragen. Nicht minder hat er was darin bei abhoͤrung der zeugen zum ewigen gedaͤchtniſſe im IIIten teile tit. XX § 21 verſehen iſt, zu beobachten. Ueberdiß teilet er nie- wie und wenn er ſein amt verrich- ten ſoll?malen ſein amt von ſelbſt, ſondern nur auf erfo- dern, welches ſchriftlich, oder in gegenwart zwener zeugen beſchehen muß, mit, vilweniger gebrauchet er daſſelbe one beiſeyn der hirzu von ihm erbetenen zeugen, ſondern erfodert in deren mangel bei den
hande-
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XXXXVI haubtſtuͤck von den
§ 3955
Wo auch eine mutter, oder gros-mutter, zur
vormuͤnderin irer kinder, oder enkel beſtellet wer-
den will, und vorher wegen der andern ehe und des
Vellejaniſchen ratſchluſſes eine verzicht zu leiſten,
er auf die von ihm beſchehene verſtaͤndigung und er-
klaͤrung diſer rechtlichen verordnungen, eine oͤffent-
liche urkunde uͤber die geleiſtete verzicht errichten
mag. Und kurz zu ſagen: er darf ſein amt in al-
len billigen, ehrbaren und erlaubten haͤndeln niman-
den verſagen, ſo lange derſelbe zu einer bedinung
nicht befoͤrdert iſt, immaßen ihn diſe, wenn er will,
entſchuldigen mag.
§ 3956
Jnzwiſchen iſt derſelbe ſein notariat bei der
nacht-zeit, auſſer im falle der not zu veruͤben, nicht
gehalten, ſondern er hat daſſelbe nur bei tage und
nach beſchaffenheit der ſache, auch an feſt-tagen zu
betreiben; iedoch mag er ſich keiner gerichtlichen
handelung unterzihen, wofern ihm ſolche der richter
vorher nicht uͤbertragen hat.
§ 3957
Auſſerdem hat derſelbe ſich bei ſeiner erfode-
rung zu eidlichen verhoͤren der zeugen, als adjunct
des commiſſarien nach fuͤrſchrift des conceptes der
kammer-gerichts-ordnung zu betragen. Nicht
minder hat er was darin bei abhoͤrung der zeugen
zum ewigen gedaͤchtniſſe im IIIten teile tit. XX § 21
verſehen iſt, zu beobachten. Ueberdiß teilet er nie-
malen ſein amt von ſelbſt, ſondern nur auf erfo-
dern, welches ſchriftlich, oder in gegenwart zwener
zeugen beſchehen muß, mit, vilweniger gebrauchet
er daſſelbe one beiſeyn der hirzu von ihm erbetenen
zeugen, ſondern erfodert in deren mangel bei den
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wie und
wenn er ſein
amt verrich-
ten ſoll?
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/512>, abgerufen am 22.11.2024.
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