Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

XXVIIII h. von den tisch-schulden,
als ob dieses die ehre des sones schwächete, ist von
keinem belange. Sonst müsten die prinzen und
grafen schlechter, als die bürgerlichen kinder ge-
achtet werden. Dennoch wissen jene von nichts
anders, als daß die bezalungen der gelter von ihnen
nicht geschehen, gleichwol sie dadurch nichts leiden.
Jedoch erfäret man bei den universitäten, daß wenn
studenten mehr vertan, als sie gesollt haben, ei-
nige oberkeiten dafür halten, die gerechten gläubi-
ger könnten das nachsehen haben. Es will unter die
wohllebenheit gezälet werden, daß einer schulden
mache, und für kleinstädtisch geachtet werden, wo-
fern fürschreiben und fürbitten wegen bezalung der
schulden ergehen. Die nicht erfolgende hülfe rech-
tens zeuget von den gesinnungen wegen bezalung
der schulden.

§ 3686
wie es mit
der studenten
wein-schul-
den zu halten
ist?

Ausserdem veroffenbaret sich ein neuer streit.
Der student ist aus einem wein-lande gebürtig.
Zur notdurft wird zur mittags- und abend-mal-
zeit ein schoppen geborget. So bald der erborgte
wein über 5 rtl. läuft; ist die einrede der fürstli-
chen verordnung dem weinschenken an statt der be-
zalung zu dinsten. Allein dahin gehet keine ver-
ordnung; sondern der weintränker bezale seine lei-
bes-notdurft. Dergleichen bewandnis hat es mit
denen, welche an den coffe gewönet sind. Der
coffe-schenk reichet einem täglich einen schoppen,
oder ein nösel des morgens, und so viles des nach-
mittages. Hir hat die einrede der fürstlichen ver-
ordnung keine statt.

§ 3687
billiard-schul-
den.

Wegen der billiard-schulden ist allhir die fra-
ge vorgekommen: ob nicht dise mit iren foderun-
gen unter 5 rtl. gänzlich abzuweisen seynd? Des-

halber

XXVIIII h. von den tiſch-ſchulden,
als ob dieſes die ehre des ſones ſchwaͤchete, iſt von
keinem belange. Sonſt muͤſten die prinzen und
grafen ſchlechter, als die buͤrgerlichen kinder ge-
achtet werden. Dennoch wiſſen jene von nichts
anders, als daß die bezalungen der gelter von ihnen
nicht geſchehen, gleichwol ſie dadurch nichts leiden.
Jedoch erfaͤret man bei den univerſitaͤten, daß wenn
ſtudenten mehr vertan, als ſie geſollt haben, ei-
nige oberkeiten dafuͤr halten, die gerechten glaͤubi-
ger koͤnnten das nachſehen haben. Es will unter die
wohllebenheit gezaͤlet werden, daß einer ſchulden
mache, und fuͤr kleinſtaͤdtiſch geachtet werden, wo-
fern fuͤrſchreiben und fuͤrbitten wegen bezalung der
ſchulden ergehen. Die nicht erfolgende huͤlfe rech-
tens zeuget von den geſinnungen wegen bezalung
der ſchulden.

§ 3686
wie es mit
der ſtudenten
wein-ſchul-
den zu halten
iſt?

Auſſerdem veroffenbaret ſich ein neuer ſtreit.
Der ſtudent iſt aus einem wein-lande gebuͤrtig.
Zur notdurft wird zur mittags- und abend-mal-
zeit ein ſchoppen geborget. So bald der erborgte
wein uͤber 5 rtl. laͤuft; iſt die einrede der fuͤrſtli-
chen verordnung dem weinſchenken an ſtatt der be-
zalung zu dinſten. Allein dahin gehet keine ver-
ordnung; ſondern der weintraͤnker bezale ſeine lei-
bes-notdurft. Dergleichen bewandnis hat es mit
denen, welche an den coffe gewoͤnet ſind. Der
coffe-ſchenk reichet einem taͤglich einen ſchoppen,
oder ein noͤſel des morgens, und ſo viles des nach-
mittages. Hir hat die einrede der fuͤrſtlichen ver-
ordnung keine ſtatt.

§ 3687
billiard-ſchul-
den.

Wegen der billiard-ſchulden iſt allhir die fra-
ge vorgekommen: ob nicht diſe mit iren foderun-
gen unter 5 rtl. gaͤnzlich abzuweiſen ſeynd? Des-

halber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0410" n="362"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXVIIII</hi> h. von den ti&#x017F;ch-&#x017F;chulden,</hi></fw><lb/>
als ob die&#x017F;es die ehre des &#x017F;ones &#x017F;chwa&#x0364;chete, i&#x017F;t von<lb/>
keinem belange. Son&#x017F;t mu&#x0364;&#x017F;ten die prinzen und<lb/>
grafen &#x017F;chlechter, als die bu&#x0364;rgerlichen kinder ge-<lb/>
achtet werden. Dennoch wi&#x017F;&#x017F;en jene von nichts<lb/>
anders, als daß die bezalungen der gelter von ihnen<lb/>
nicht ge&#x017F;chehen, gleichwol &#x017F;ie dadurch nichts leiden.<lb/>
Jedoch erfa&#x0364;ret man bei den univer&#x017F;ita&#x0364;ten, daß wenn<lb/>
&#x017F;tudenten mehr vertan, als &#x017F;ie ge&#x017F;ollt haben, ei-<lb/>
nige oberkeiten dafu&#x0364;r halten, die gerechten gla&#x0364;ubi-<lb/>
ger ko&#x0364;nnten das nach&#x017F;ehen haben. Es will unter die<lb/>
wohllebenheit geza&#x0364;let werden, daß einer &#x017F;chulden<lb/>
mache, und fu&#x0364;r klein&#x017F;ta&#x0364;dti&#x017F;ch geachtet werden, wo-<lb/>
fern fu&#x0364;r&#x017F;chreiben und fu&#x0364;rbitten wegen bezalung der<lb/>
&#x017F;chulden ergehen. Die nicht erfolgende hu&#x0364;lfe rech-<lb/>
tens zeuget von den ge&#x017F;innungen wegen bezalung<lb/>
der &#x017F;chulden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3686</head><lb/>
            <note place="left">wie es mit<lb/>
der &#x017F;tudenten<lb/>
wein-&#x017F;chul-<lb/>
den zu halten<lb/>
i&#x017F;t<hi rendition="#i">?</hi></note>
            <p>Au&#x017F;&#x017F;erdem veroffenbaret &#x017F;ich ein neuer &#x017F;treit.<lb/>
Der &#x017F;tudent i&#x017F;t aus einem wein-lande gebu&#x0364;rtig.<lb/>
Zur notdurft wird zur mittags- und abend-mal-<lb/>
zeit ein &#x017F;choppen geborget. So bald der erborgte<lb/>
wein u&#x0364;ber 5 rtl. la&#x0364;uft; i&#x017F;t die einrede der fu&#x0364;r&#x017F;tli-<lb/>
chen verordnung dem wein&#x017F;chenken an &#x017F;tatt der be-<lb/>
zalung zu din&#x017F;ten. Allein dahin gehet keine ver-<lb/>
ordnung; &#x017F;ondern der weintra&#x0364;nker bezale &#x017F;eine lei-<lb/>
bes-notdurft. Dergleichen bewandnis hat es mit<lb/>
denen, welche an den coffe gewo&#x0364;net &#x017F;ind. Der<lb/>
coffe-&#x017F;chenk reichet einem ta&#x0364;glich einen &#x017F;choppen,<lb/>
oder ein no&#x0364;&#x017F;el des morgens, und &#x017F;o viles des nach-<lb/>
mittages. Hir hat die einrede der fu&#x0364;r&#x017F;tlichen ver-<lb/>
ordnung keine &#x017F;tatt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3687</head><lb/>
            <note place="left">billiard-&#x017F;chul-<lb/>
den.</note>
            <p>Wegen der billiard-&#x017F;chulden i&#x017F;t allhir die fra-<lb/>
ge vorgekommen: ob nicht di&#x017F;e mit iren foderun-<lb/>
gen unter 5 rtl. ga&#x0364;nzlich abzuwei&#x017F;en &#x017F;eynd? Des-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">halber</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[362/0410] XXVIIII h. von den tiſch-ſchulden, als ob dieſes die ehre des ſones ſchwaͤchete, iſt von keinem belange. Sonſt muͤſten die prinzen und grafen ſchlechter, als die buͤrgerlichen kinder ge- achtet werden. Dennoch wiſſen jene von nichts anders, als daß die bezalungen der gelter von ihnen nicht geſchehen, gleichwol ſie dadurch nichts leiden. Jedoch erfaͤret man bei den univerſitaͤten, daß wenn ſtudenten mehr vertan, als ſie geſollt haben, ei- nige oberkeiten dafuͤr halten, die gerechten glaͤubi- ger koͤnnten das nachſehen haben. Es will unter die wohllebenheit gezaͤlet werden, daß einer ſchulden mache, und fuͤr kleinſtaͤdtiſch geachtet werden, wo- fern fuͤrſchreiben und fuͤrbitten wegen bezalung der ſchulden ergehen. Die nicht erfolgende huͤlfe rech- tens zeuget von den geſinnungen wegen bezalung der ſchulden. § 3686 Auſſerdem veroffenbaret ſich ein neuer ſtreit. Der ſtudent iſt aus einem wein-lande gebuͤrtig. Zur notdurft wird zur mittags- und abend-mal- zeit ein ſchoppen geborget. So bald der erborgte wein uͤber 5 rtl. laͤuft; iſt die einrede der fuͤrſtli- chen verordnung dem weinſchenken an ſtatt der be- zalung zu dinſten. Allein dahin gehet keine ver- ordnung; ſondern der weintraͤnker bezale ſeine lei- bes-notdurft. Dergleichen bewandnis hat es mit denen, welche an den coffe gewoͤnet ſind. Der coffe-ſchenk reichet einem taͤglich einen ſchoppen, oder ein noͤſel des morgens, und ſo viles des nach- mittages. Hir hat die einrede der fuͤrſtlichen ver- ordnung keine ſtatt. § 3687 Wegen der billiard-ſchulden iſt allhir die fra- ge vorgekommen: ob nicht diſe mit iren foderun- gen unter 5 rtl. gaͤnzlich abzuweiſen ſeynd? Des- halber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/410
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/410>, abgerufen am 19.05.2024.