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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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XXVII haubtstück
15) so lang der schuldener mein gelt brauchet, muß
er mir davon zinß geben.

§ 3662
ob die activ-
schulden für
beweglich
oder unbe-
weglich gut
zu achten ste-
hen?

Activ-schuld-foderungen gehören eigentlich we-
der unter die beweglichen, noch unbeweglichen sa-
chen (§ 1073); allein wenn in pfand-verschrei-
bungen einer farende haabe und ligende gründe ei-
nem unterpfändlich verschriben hat, werden auch
des schuldeners ausstehenden schuld-foderungen
verstanden, Berger in oeconom. iuris, s. 525 not. 1.
Ausserdem, wenn einem im testamente die baar-
schaft vermachet ist, bekömt er die ausstehenden
schulden nicht.

Siben und zwanzigstes haubtstück
von den gülten.
§ 3663
was die gül-
te bedeutet?

Die gülte bedeutet den zinß. Jn den Reichs-
abschiden heißet es gült-kauf, wiederkaufs-
gülte, wiederkaufs- oder wiederkäuflicher zinß.
Jn engem verstande bedeutet gült: ein dingliches
recht, welches ich auf eines andern sache dergestalt
erhalten habe, daß mir von derselben eine järliche
abgabe entrichtet werden muß. Jeweilen sind statt
der zinsen dinste geleistet worden, immasen solches
vile urkunden von den mittlern zeiten bestärken,
Sorber de censu constitutiuo s. 133, von Buri
am a. o. s. 789 fg. s. 609 s. 456, Joh. Philipp
Lynker
de reditibus annuis, quos vocant redimibi-
les,
wiederkäufliche zinsen, Jena 1697, 4t.
Die zinsen haben in allerhand sachen, z. e. getrai-
de, holz, wein-wachs, vihe, gelt etc. bestanden,
Sorber s. 172 fgg., George Franzke lib. I. re-
solut. I - VII.

§ 3664

XXVII haubtſtuͤck
15) ſo lang der ſchuldener mein gelt brauchet, muß
er mir davon zinß geben.

§ 3662
ob die activ-
ſchulden fuͤr
beweglich
oder unbe-
weglich gut
zu achten ſte-
hen?

Activ-ſchuld-foderungen gehoͤren eigentlich we-
der unter die beweglichen, noch unbeweglichen ſa-
chen (§ 1073); allein wenn in pfand-verſchrei-
bungen einer farende haabe und ligende gruͤnde ei-
nem unterpfaͤndlich verſchriben hat, werden auch
des ſchuldeners ausſtehenden ſchuld-foderungen
verſtanden, Berger in oeconom. iuris, ſ. 525 not. 1.
Auſſerdem, wenn einem im teſtamente die baar-
ſchaft vermachet iſt, bekoͤmt er die ausſtehenden
ſchulden nicht.

Siben und zwanzigſtes haubtſtuͤck
von den guͤlten.
§ 3663
was die guͤl-
te bedeutet?

Die guͤlte bedeutet den zinß. Jn den Reichs-
abſchiden heißet es guͤlt-kauf, wiederkaufs-
guͤlte, wiederkaufs- oder wiederkaͤuflicher zinß.
Jn engem verſtande bedeutet guͤlt: ein dingliches
recht, welches ich auf eines andern ſache dergeſtalt
erhalten habe, daß mir von derſelben eine jaͤrliche
abgabe entrichtet werden muß. Jeweilen ſind ſtatt
der zinſen dinſte geleiſtet worden, immaſen ſolches
vile urkunden von den mittlern zeiten beſtaͤrken,
Sorber de cenſu conſtitutiuo ſ. 133, von Buri
am a. o. ſ. 789 fg. ſ. 609 ſ. 456, Joh. Philipp
Lynker
de reditibus annuis, quos vocant redimibi-
les,
wiederkaͤufliche zinſen, Jena 1697, 4t.
Die zinſen haben in allerhand ſachen, z. e. getrai-
de, holz, wein-wachs, vihe, gelt ꝛc. beſtanden,
Sorber ſ. 172 fgg., George Franzke lib. I. re-
ſolut. I ‒ VII.

§ 3664
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[352/0400] XXVII haubtſtuͤck 15) ſo lang der ſchuldener mein gelt brauchet, muß er mir davon zinß geben. § 3662 Activ-ſchuld-foderungen gehoͤren eigentlich we- der unter die beweglichen, noch unbeweglichen ſa- chen (§ 1073); allein wenn in pfand-verſchrei- bungen einer farende haabe und ligende gruͤnde ei- nem unterpfaͤndlich verſchriben hat, werden auch des ſchuldeners ausſtehenden ſchuld-foderungen verſtanden, Berger in oeconom. iuris, ſ. 525 not. 1. Auſſerdem, wenn einem im teſtamente die baar- ſchaft vermachet iſt, bekoͤmt er die ausſtehenden ſchulden nicht. Siben und zwanzigſtes haubtſtuͤck von den guͤlten. § 3663 Die guͤlte bedeutet den zinß. Jn den Reichs- abſchiden heißet es guͤlt-kauf, wiederkaufs- guͤlte, wiederkaufs- oder wiederkaͤuflicher zinß. Jn engem verſtande bedeutet guͤlt: ein dingliches recht, welches ich auf eines andern ſache dergeſtalt erhalten habe, daß mir von derſelben eine jaͤrliche abgabe entrichtet werden muß. Jeweilen ſind ſtatt der zinſen dinſte geleiſtet worden, immaſen ſolches vile urkunden von den mittlern zeiten beſtaͤrken, Sorber de cenſu conſtitutiuo ſ. 133, von Buri am a. o. ſ. 789 fg. ſ. 609 ſ. 456, Joh. Philipp Lynker de reditibus annuis, quos vocant redimibi- les, wiederkaͤufliche zinſen, Jena 1697, 4t. Die zinſen haben in allerhand ſachen, z. e. getrai- de, holz, wein-wachs, vihe, gelt ꝛc. beſtanden, Sorber ſ. 172 fgg., George Franzke lib. I. re- ſolut. I ‒ VII. § 3664

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/400>, abgerufen am 18.05.2024.