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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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XV haubtstück vom stillschweigen.
gehalten, z. e. wer auf sazstücke nicht antwortet, von
dem glaubet man, er habe solche bejahet. Wer
hingegen auf die klage nicht antwortet, wird für einen
verneinenden geachtet.

§ 3547

Jmmittels heiset es im sprüchworte: keine ant-
wort ist auch eine antwort, z. e. ein freier hält um
das mädgen an, diß schweiget still, so ist es bei
denen personen, welche erzihung haben, nichts,
das ist, sie verneinet, Hert am a. o. s. 399. Her-
gegen glaubet ein bürger- oder bauer-mädgen, es
gereiche ihr zur schande, wenn sie bei der werbung
auf die ehe gerade aus ja sage, gleichsam als ob
sie so feil, wie salz wäre. Jm leztern falle ist den-
noch kein nein vorhanden.

§ 3548

Derowegen muß bei dem stillschweigen, nach
masgebung der vernunftlehre von den absichten,
relationibus, die beurteilung beschehen, der frei-
herr von Cramer de tacente dissentiente 1741 4.
Derowegen wirket das blose stillschweigen keine
annemung, von Leyser specim. 519 med. 3.

Sechszehntes haubtstück
von der aus der billigkeit flüßenden

verbindlichkeit.
§ 3549

Der Teutsche hilte so vil und noch mehr, alsder Teutsche
libete die bil-
ligkeit.

der Römer, auf die billigkeit. Wo er nun
eine verbindlichkeit aus der billigkeit herleiten konn-
te; so beobachtete er solche; kehrete sich darnebst

an
U 4

XV haubtſtuͤck vom ſtillſchweigen.
gehalten, z. e. wer auf ſazſtuͤcke nicht antwortet, von
dem glaubet man, er habe ſolche bejahet. Wer
hingegen auf die klage nicht antwortet, wird fuͤr einen
verneinenden geachtet.

§ 3547

Jmmittels heiſet es im ſpruͤchworte: keine ant-
wort iſt auch eine antwort, z. e. ein freier haͤlt um
das maͤdgen an, diß ſchweiget ſtill, ſo iſt es bei
denen perſonen, welche erzihung haben, nichts,
das iſt, ſie verneinet, Hert am a. o. ſ. 399. Her-
gegen glaubet ein buͤrger- oder bauer-maͤdgen, es
gereiche ihr zur ſchande, wenn ſie bei der werbung
auf die ehe gerade aus ja ſage, gleichſam als ob
ſie ſo feil, wie ſalz waͤre. Jm leztern falle iſt den-
noch kein nein vorhanden.

§ 3548

Derowegen muß bei dem ſtillſchweigen, nach
masgebung der vernunftlehre von den abſichten,
relationibus, die beurteilung beſchehen, der frei-
herr von Cramer de tacente diſſentiente 1741 4.
Derowegen wirket das bloſe ſtillſchweigen keine
annemung, von Leyſer ſpecim. 519 med. 3.

Sechszehntes haubtſtuͤck
von der aus der billigkeit fluͤßenden

verbindlichkeit.
§ 3549

Der Teutſche hilte ſo vil und noch mehr, alsder Teutſche
libete die bil-
ligkeit.

der Roͤmer, auf die billigkeit. Wo er nun
eine verbindlichkeit aus der billigkeit herleiten konn-
te; ſo beobachtete er ſolche; kehrete ſich darnebſt

an
U 4
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[311/0359] XV haubtſtuͤck vom ſtillſchweigen. gehalten, z. e. wer auf ſazſtuͤcke nicht antwortet, von dem glaubet man, er habe ſolche bejahet. Wer hingegen auf die klage nicht antwortet, wird fuͤr einen verneinenden geachtet. § 3547 Jmmittels heiſet es im ſpruͤchworte: keine ant- wort iſt auch eine antwort, z. e. ein freier haͤlt um das maͤdgen an, diß ſchweiget ſtill, ſo iſt es bei denen perſonen, welche erzihung haben, nichts, das iſt, ſie verneinet, Hert am a. o. ſ. 399. Her- gegen glaubet ein buͤrger- oder bauer-maͤdgen, es gereiche ihr zur ſchande, wenn ſie bei der werbung auf die ehe gerade aus ja ſage, gleichſam als ob ſie ſo feil, wie ſalz waͤre. Jm leztern falle iſt den- noch kein nein vorhanden. § 3548 Derowegen muß bei dem ſtillſchweigen, nach masgebung der vernunftlehre von den abſichten, relationibus, die beurteilung beſchehen, der frei- herr von Cramer de tacente diſſentiente 1741 4. Derowegen wirket das bloſe ſtillſchweigen keine annemung, von Leyſer ſpecim. 519 med. 3. Sechszehntes haubtſtuͤck von der aus der billigkeit fluͤßenden verbindlichkeit. § 3549 Der Teutſche hilte ſo vil und noch mehr, als der Roͤmer, auf die billigkeit. Wo er nun eine verbindlichkeit aus der billigkeit herleiten konn- te; ſo beobachtete er ſolche; kehrete ſich darnebſt an der Teutſche libete die bil- ligkeit. U 4

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/359>, abgerufen am 18.05.2024.