der vasall, oder stamm-guts-folger in dreierlei absichten und personen, die er vorstellet, betrachtet werden muß: 1) als lehns- oder stamms-folger, da er nicht dem vater, sondern dem ersten erwerber des lehnes, oder stamm-gutes folget; bevorab man in rücksicht auf den son, oder den enkel, aus- ser Sachsen, die Langobardische, noch weniger aber die Römische rechte zur maasregel nimmet, besage des freiherrns von Lynker. Derohalben das eigene, welches ein stamm-guts- oder lehns- besizer verlässet, mit dem lehne, oder stamm-gute den mindesten zusammenhang nicht hat, für- nämlich da der freiwillige Römische saz (hypothe- sis): daß die erbschaft ein jus universum sey, auch der erbe den verstorbenen darstelle (repräsentire), dem Teutschen rechte ganz unbekannt ist. Solchem nach hat die lehns- oder stamm-guts-verlassenschaft mit dem eigenen keine gemeinschaft, auch das lezte die zwo ersten erbschaften gar nichts angehet, herrn professors Wolräd Burchardi disp. de heredita- te quadruplici, siue genere bonorum quadruplici in success. illustr.,Herts disp. de vno homine duas sustinente personas. Hat der son in seines vaters handlung nicht gewilliget; so leistet er dessen handlung nicht. Ein Langobard erkennet dises in ansehung des folgenden schwert-magens (agnati). Warum soll deßfalls ein son schlimmer daran seyn? So wenig der schwert-magen den leztverstorbenen folget, eben so wenig mag dises vom sone gesaget werden. Wäre diser verbunden gewest; so fände man nicht in tausend und mehreren urkunden, daß der vater seine einwilligung erfodert habe, besage herrn H. R. Hellfeldsde restricta alienandi facul- tate illustrium. Man sehe inzwischen des frei- herrn von Crameropusc. T. IIII. s. 386 fg. de obligatione successoris in territorio Germaniae,
Joh.
LXXX haubtſtuͤck
der vaſall, oder ſtamm-guts-folger in dreierlei abſichten und perſonen, die er vorſtellet, betrachtet werden muß: 1) als lehns- oder ſtamms-folger, da er nicht dem vater, ſondern dem erſten erwerber des lehnes, oder ſtamm-gutes folget; bevorab man in ruͤckſicht auf den ſon, oder den enkel, auſ- ſer Sachſen, die Langobardiſche, noch weniger aber die Roͤmiſche rechte zur maasregel nimmet, beſage des freiherrns von Lynker. Derohalben das eigene, welches ein ſtamm-guts- oder lehns- beſizer verlaͤſſet, mit dem lehne, oder ſtamm-gute den mindeſten zuſammenhang nicht hat, fuͤr- naͤmlich da der freiwillige Roͤmiſche ſaz (hypothe- ſis): daß die erbſchaft ein jus univerſum ſey, auch der erbe den verſtorbenen darſtelle (repraͤſentire), dem Teutſchen rechte ganz unbekannt iſt. Solchem nach hat die lehns- oder ſtamm-guts-verlaſſenſchaft mit dem eigenen keine gemeinſchaft, auch das lezte die zwo erſten erbſchaften gar nichts angehet, herrn profeſſors Wolraͤd Burchardi diſp. de heredita- te quadruplici, ſiue genere bonorum quadruplici in ſucceſſ. illuſtr.,Herts diſp. de vno homine duas ſuſtinente perſonas. Hat der ſon in ſeines vaters handlung nicht gewilliget; ſo leiſtet er deſſen handlung nicht. Ein Langobard erkennet diſes in anſehung des folgenden ſchwert-magens (agnati). Warum ſoll deßfalls ein ſon ſchlimmer daran ſeyn? So wenig der ſchwert-magen den leztverſtorbenen folget, eben ſo wenig mag diſes vom ſone geſaget werden. Waͤre diſer verbunden geweſt; ſo faͤnde man nicht in tauſend und mehreren urkunden, daß der vater ſeine einwilligung erfodert habe, beſage herrn H. R. Hellfeldsde reſtricta alienandi facul- tate illuſtrium. Man ſehe inzwiſchen des frei- herrn von Crameropuſc. T. IIII. ſ. 386 fg. de obligatione ſucceſſoris in territorio Germaniae,
Joh.
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LXXX haubtſtuͤck
der vaſall, oder ſtamm-guts-folger in dreierlei
abſichten und perſonen, die er vorſtellet, betrachtet
werden muß: 1) als lehns- oder ſtamms-folger, da
er nicht dem vater, ſondern dem erſten erwerber
des lehnes, oder ſtamm-gutes folget; bevorab
man in ruͤckſicht auf den ſon, oder den enkel, auſ-
ſer Sachſen, die Langobardiſche, noch weniger
aber die Roͤmiſche rechte zur maasregel nimmet,
beſage des freiherrns von Lynker. Derohalben
das eigene, welches ein ſtamm-guts- oder lehns-
beſizer verlaͤſſet, mit dem lehne, oder ſtamm-gute
den mindeſten zuſammenhang nicht hat, fuͤr-
naͤmlich da der freiwillige Roͤmiſche ſaz (hypothe-
ſis): daß die erbſchaft ein jus univerſum ſey, auch
der erbe den verſtorbenen darſtelle (repraͤſentire), dem
Teutſchen rechte ganz unbekannt iſt. Solchem
nach hat die lehns- oder ſtamm-guts-verlaſſenſchaft
mit dem eigenen keine gemeinſchaft, auch das lezte
die zwo erſten erbſchaften gar nichts angehet, herrn
profeſſors Wolraͤd Burchardi diſp. de heredita-
te quadruplici, ſiue genere bonorum quadruplici in
ſucceſſ. illuſtr., Herts diſp. de vno homine duas
ſuſtinente perſonas. Hat der ſon in ſeines vaters
handlung nicht gewilliget; ſo leiſtet er deſſen
handlung nicht. Ein Langobard erkennet diſes in
anſehung des folgenden ſchwert-magens (agnati).
Warum ſoll deßfalls ein ſon ſchlimmer daran ſeyn?
So wenig der ſchwert-magen den leztverſtorbenen
folget, eben ſo wenig mag diſes vom ſone geſaget
werden. Waͤre diſer verbunden geweſt; ſo faͤnde
man nicht in tauſend und mehreren urkunden, daß
der vater ſeine einwilligung erfodert habe, beſage
herrn H. R. Hellfelds de reſtricta alienandi facul-
tate illuſtrium. Man ſehe inzwiſchen des frei-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/118>, abgerufen am 22.11.2024.
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