Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.Erster nachtrag. zehnte heisset, oder nach den garben ausgezehntetwird; übrigens der einwand: daß wenn schon der laien-zehnte einem zinse, oder einer pacht gliche; dennoch solcher auf dem acker klebe, mithin davon zu lifern sey, nichts fürträget; anerwogen eines teiles der Teutsche weltliche zehnte nur auf die hal- men-früchte gehet; folglich der zehnt-herr weiter nichts, als was er hergebracht hat, fodern mag; andern teiles die winter- und sommer-felder mit den tartuffeln und d. g. nicht begattet werden; de- rohalben der zehnt-herr aus dem brachfelde nichts begeren kan; dritten teiles, wo man die drei felder nicht hält; nichts destoweniger es beim halm-zehn- ten verbleibet; und obschon die F. H. Casselische zehnt-ordnung unterm 16ten julius 1737 allen und ieden den tresenei-zehnten abzugeben auferlegete; gleichwohl eine neuere sazung vom 19ten septemb. 1747 den gedachten zehnten wieder aufgehoben, und zu erstatten untersaget hat; zu dem der welt- liche zehnte als eine bürde der untertanen im engen verstande zu nemen ist, wie dann auch von einem geistlichen zehnten die weitläuftige Grichische kir- che nichts weis, van Espen tit. 33 cap. I § 15 s. 794; endlich die säze des päpstlichen rechtes um so weniger hirher passen, ie bekannter es ist, daß selbige den zehnten als eine allmose für den pfar- rer, oder ein stück der besoldung ausgeben, Aug. Barbosa am a. o. num. I s. 366, der pater Veit Pichler im iure canonico lib. III tit. 30 num. 7 s. 615; inzwischen nimand sagen kan, daß der laien- zehnte eine pfarr-besoldung sey; folglich die rechte der besoldung sich hirher nicht räumen. [Abbildung]
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Erſter nachtrag. zehnte heiſſet, oder nach den garben ausgezehntetwird; uͤbrigens der einwand: daß wenn ſchon der laien-zehnte einem zinſe, oder einer pacht gliche; dennoch ſolcher auf dem acker klebe, mithin davon zu lifern ſey, nichts fuͤrtraͤget; anerwogen eines teiles der Teutſche weltliche zehnte nur auf die hal- men-fruͤchte gehet; folglich der zehnt-herr weiter nichts, als was er hergebracht hat, fodern mag; andern teiles die winter- und ſommer-felder mit den tartuffeln und d. g. nicht begattet werden; de- rohalben der zehnt-herr aus dem brachfelde nichts begeren kan; dritten teiles, wo man die drei felder nicht haͤlt; nichts deſtoweniger es beim halm-zehn- ten verbleibet; und obſchon die F. H. Caſſeliſche zehnt-ordnung unterm 16ten julius 1737 allen und ieden den treſenei-zehnten abzugeben auferlegete; gleichwohl eine neuere ſazung vom 19ten ſeptemb. 1747 den gedachten zehnten wieder aufgehoben, und zu erſtatten unterſaget hat; zu dem der welt- liche zehnte als eine buͤrde der untertanen im engen verſtande zu nemen iſt, wie dann auch von einem geiſtlichen zehnten die weitlaͤuftige Grichiſche kir- che nichts weis, van Eſpen tit. 33 cap. I § 15 ſ. 794; endlich die ſaͤze des paͤpſtlichen rechtes um ſo weniger hirher paſſen, ie bekannter es iſt, daß ſelbige den zehnten als eine allmoſe fuͤr den pfar- rer, oder ein ſtuͤck der beſoldung ausgeben, Aug. Barboſa am a. o. num. I ſ. 366, der pater Veit Pichler im iure canonico lib. III tit. 30 num. 7 ſ. 615; inzwiſchen nimand ſagen kan, daß der laien- zehnte eine pfarr-beſoldung ſey; folglich die rechte der beſoldung ſich hirher nicht raͤumen. [Abbildung]
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Erſter nachtrag.
zehnte heiſſet, oder nach den garben ausgezehntet
wird; uͤbrigens der einwand: daß wenn ſchon der
laien-zehnte einem zinſe, oder einer pacht gliche;
dennoch ſolcher auf dem acker klebe, mithin davon
zu lifern ſey, nichts fuͤrtraͤget; anerwogen eines
teiles der Teutſche weltliche zehnte nur auf die hal-
men-fruͤchte gehet; folglich der zehnt-herr weiter
nichts, als was er hergebracht hat, fodern mag;
andern teiles die winter- und ſommer-felder mit
den tartuffeln und d. g. nicht begattet werden; de-
rohalben der zehnt-herr aus dem brachfelde nichts
begeren kan; dritten teiles, wo man die drei felder
nicht haͤlt; nichts deſtoweniger es beim halm-zehn-
ten verbleibet; und obſchon die F. H. Caſſeliſche
zehnt-ordnung unterm 16ten julius 1737 allen und
ieden den treſenei-zehnten abzugeben auferlegete;
gleichwohl eine neuere ſazung vom 19ten ſeptemb.
1747 den gedachten zehnten wieder aufgehoben,
und zu erſtatten unterſaget hat; zu dem der welt-
liche zehnte als eine buͤrde der untertanen im engen
verſtande zu nemen iſt, wie dann auch von einem
geiſtlichen zehnten die weitlaͤuftige Grichiſche kir-
che nichts weis, van Eſpen tit. 33 cap. I § 15
ſ. 794; endlich die ſaͤze des paͤpſtlichen rechtes um
ſo weniger hirher paſſen, ie bekannter es iſt, daß
ſelbige den zehnten als eine allmoſe fuͤr den pfar-
rer, oder ein ſtuͤck der beſoldung ausgeben, Aug.
Barboſa am a. o. num. I ſ. 366, der pater Veit
Pichler im iure canonico lib. III tit. 30 num. 7
ſ. 615; inzwiſchen nimand ſagen kan, daß der laien-
zehnte eine pfarr-beſoldung ſey; folglich die rechte
der beſoldung ſich hirher nicht raͤumen.
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Zitationshilfe: | Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1177>, abgerufen am 17.07.2024. |