orten heisset es das gericht. Daher ein gros-ding ein groses gericht bedeutet. Klein-ding aber ein kleines anzeiget.
§ 6482
bedeutungen,
Das gräven-ding war das oberste gericht nach dem kaiser. Das schuldheisen-ding ist das kleine gericht, welches unterm vogte stand. Auch ist das go-grafen-gericht bekannt, dergleichen im Kur-Cöll- nischen sich 4 gau-grafen finden, als Erwitte, Gei- secke, Rüden und Brilon, welche ire besondere drosten, richter und gau-grafen haben; Sintemal das benachbarte Kur-Cöllnische Westfalen und En- gern in XV drost-ämter, 4 gau-grafschaften, 14 gerichte, 5 herrschaften, 30 frei-grafschaften oder freistüle sich einteilet, Vogt von Elspe im geogra- phischen wegweiser über die herzogtümer Engern und Westfalen s. 1888.
§ 6483
wie das äch- te-fem-ding zu verstehen ist?
Ausser dem ist das ächte-ding ein rechtmäsiges gericht, das fem-ding ein heimliches gericht, von fem: abgesondert. Daher das fem-recht ent- standen ist, welches darauf hinaus life, daß, wenn man einen vermittels des stabes 2 mal vor die füße schlug und nicht aufstand, sondern den 3ten schlag erwartete, der scharfrichter ihn flugs henkete, Rhetmeyers Braunschweigische chronick s. 318.
§ 6484
was ein freies her- zogtum be- deutet hat?
Dergleichen gericht hies auch ein freies her- zogtum. Der ding-graf war der richter in bür- gerlichen und der frei-graf in peinlichen fällen. Der unter dem gerichte stehen muß, ist dingpflichtig, oder bannalis, der unterm gerichts-banne stehet.
Das
LXXVII haubtſtuͤck von den
orten heiſſet es das gericht. Daher ein gros-ding ein groſes gericht bedeutet. Klein-ding aber ein kleines anzeiget.
§ 6482
bedeutungen,
Das graͤven-ding war das oberſte gericht nach dem kaiſer. Das ſchuldheiſen-ding iſt das kleine gericht, welches unterm vogte ſtand. Auch iſt das go-grafen-gericht bekannt, dergleichen im Kur-Coͤll- niſchen ſich 4 gau-grafen finden, als Erwitte, Gei- ſecke, Ruͤden und Brilon, welche ire beſondere droſten, richter und gau-grafen haben; Sintemal das benachbarte Kur-Coͤllniſche Weſtfalen und En- gern in XV droſt-aͤmter, 4 gau-grafſchaften, 14 gerichte, 5 herrſchaften, 30 frei-grafſchaften oder freiſtuͤle ſich einteilet, Vogt von Elſpe im geogra- phiſchen wegweiſer uͤber die herzogtuͤmer Engern und Weſtfalen ſ. 1888.
§ 6483
wie das aͤch- te-fem-ding zu verſtehen iſt?
Auſſer dem iſt das aͤchte-ding ein rechtmaͤſiges gericht, das fem-ding ein heimliches gericht, von fem: abgeſondert. Daher das fem-recht ent- ſtanden iſt, welches darauf hinaus life, daß, wenn man einen vermittels des ſtabes 2 mal vor die fuͤße ſchlug und nicht aufſtand, ſondern den 3ten ſchlag erwartete, der ſcharfrichter ihn flugs henkete, Rhetmeyers Braunſchweigiſche chronick ſ. 318.
§ 6484
was ein freies her- zogtum be- deutet hat?
Dergleichen gericht hies auch ein freies her- zogtum. Der ding-graf war der richter in buͤr- gerlichen und der frei-graf in peinlichen faͤllen. Der unter dem gerichte ſtehen muß, iſt dingpflichtig, oder bannalis, der unterm gerichts-banne ſtehet.
Das
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LXXVII haubtſtuͤck von den
orten heiſſet es das gericht. Daher ein gros-ding ein
groſes gericht bedeutet. Klein-ding aber ein kleines
anzeiget.
§ 6482
Das graͤven-ding war das oberſte gericht nach
dem kaiſer. Das ſchuldheiſen-ding iſt das kleine
gericht, welches unterm vogte ſtand. Auch iſt das
go-grafen-gericht bekannt, dergleichen im Kur-Coͤll-
niſchen ſich 4 gau-grafen finden, als Erwitte, Gei-
ſecke, Ruͤden und Brilon, welche ire beſondere
droſten, richter und gau-grafen haben; Sintemal
das benachbarte Kur-Coͤllniſche Weſtfalen und En-
gern in XV droſt-aͤmter, 4 gau-grafſchaften, 14
gerichte, 5 herrſchaften, 30 frei-grafſchaften oder
freiſtuͤle ſich einteilet, Vogt von Elſpe im geogra-
phiſchen wegweiſer uͤber die herzogtuͤmer Engern
und Weſtfalen ſ. 1888.
§ 6483
Auſſer dem iſt das aͤchte-ding ein rechtmaͤſiges
gericht, das fem-ding ein heimliches gericht, von
fem: abgeſondert. Daher das fem-recht ent-
ſtanden iſt, welches darauf hinaus life, daß, wenn
man einen vermittels des ſtabes 2 mal vor die fuͤße
ſchlug und nicht aufſtand, ſondern den 3ten ſchlag
erwartete, der ſcharfrichter ihn flugs henkete,
Rhetmeyers Braunſchweigiſche chronick ſ. 318.
§ 6484
Dergleichen gericht hies auch ein freies her-
zogtum. Der ding-graf war der richter in buͤr-
gerlichen und der frei-graf in peinlichen faͤllen. Der
unter dem gerichte ſtehen muß, iſt dingpflichtig,
oder bannalis, der unterm gerichts-banne ſtehet.
Das
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1074. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1122>, abgerufen am 24.11.2024.
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