Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

LXI haubtstück von den
denden vihe schatten zu verschaffen, 69) die gaucke-
ler, quacksalber, bären-leiter, murmeltir- und rari-
täten-kasten-träger, welche das gelt aus dem lande
schleppen, nicht einzulassen, 70) den böttgern, oder
faßbindern zu untersagen, daß sie nicht in städten
in den strasen die fässer binden, noch aufbrennen,
sondern dises vor den tohren verrichten sollen. Uebri-
gens kan der freiherr von Cramer wegen der ap-
pellation in policei-sachen an die höchsten Reichs-
gerichte t. I der Wezlarischen nebenstunden s. 88
fgg., so dann von der einschränkung des wege-
regals auf eigenem grunde und boden t. II s. 11 fg.,
nachgesehen werden.

§ 6373
des regentens
macht in po-
licei-sachen,

Der landes-herr behält in policei-händeln die
macht: ab- und zuzutun, oder zu mehren und zu
mindern sich iederzeit vor, mithin bindet desfalls
selbigen weder ein vergleich, noch ein urthel, sondern
das wohl der untertanen und die beförderung des
narungs-standes derselben ist die einzige masregel
des fürstens, Schaumburg de natura priuilegio-
rum
§ 22 s. 35. Die streitigkeiten der handwerker
dürfen nicht nach dem verjärten besize, auch nicht
nach den zunft-brifen lediglich entschiden werden,
anerwogen sonst der richter dem landes-herrn die
hände zu binden sich unterfangen würde, vilmehr
muß der obersten gewalt allezeit frei stehen: in po-
licei-sachen eine änderung zu treffen, Schreiber
am a. o. sect. II § 8 s. 31.

§ 6374
was die lan-
des-regirung
für policei-
sachen zu be-
sorgen hat?

Der landes-regirung liget fürnämlich die be-
sorgung der mittlern und nidern policei ob, und zwar
1) die äusserliche anbauung der länder, 2) die innerli-
che cultivirung derselben, 3) die gewinnung der

landes-

LXI haubtſtuͤck von den
denden vihe ſchatten zu verſchaffen, 69) die gaucke-
ler, quackſalber, baͤren-leiter, murmeltir- und rari-
taͤten-kaſten-traͤger, welche das gelt aus dem lande
ſchleppen, nicht einzulaſſen, 70) den boͤttgern, oder
faßbindern zu unterſagen, daß ſie nicht in ſtaͤdten
in den ſtraſen die faͤſſer binden, noch aufbrennen,
ſondern diſes vor den tohren verrichten ſollen. Uebri-
gens kan der freiherr von Cramer wegen der ap-
pellation in policei-ſachen an die hoͤchſten Reichs-
gerichte t. I der Wezlariſchen nebenſtunden ſ. 88
fgg., ſo dann von der einſchraͤnkung des wege-
regals auf eigenem grunde und boden t. II ſ. 11 fg.,
nachgeſehen werden.

§ 6373
des regentens
macht in po-
licei-ſachen,

Der landes-herr behaͤlt in policei-haͤndeln die
macht: ab- und zuzutun, oder zu mehren und zu
mindern ſich iederzeit vor, mithin bindet desfalls
ſelbigen weder ein vergleich, noch ein urthel, ſondern
das wohl der untertanen und die befoͤrderung des
narungs-ſtandes derſelben iſt die einzige masregel
des fuͤrſtens, Schaumburg de natura priuilegio-
rum
§ 22 ſ. 35. Die ſtreitigkeiten der handwerker
duͤrfen nicht nach dem verjaͤrten beſize, auch nicht
nach den zunft-brifen lediglich entſchiden werden,
anerwogen ſonſt der richter dem landes-herrn die
haͤnde zu binden ſich unterfangen wuͤrde, vilmehr
muß der oberſten gewalt allezeit frei ſtehen: in po-
licei-ſachen eine aͤnderung zu treffen, Schreiber
am a. o. ſect. II § 8 ſ. 31.

§ 6374
was die lan-
des-regirung
fuͤr policei-
ſachen zu be-
ſorgen hat?

Der landes-regirung liget fuͤrnaͤmlich die be-
ſorgung der mittlern und nidern policei ob, und zwar
1) die aͤuſſerliche anbauung der laͤnder, 2) die innerli-
che cultivirung derſelben, 3) die gewinnung der

landes-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f1082" n="1034"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXI</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck von den</hi></fw><lb/>
denden vihe &#x017F;chatten zu ver&#x017F;chaffen, 69) die gaucke-<lb/>
ler, quack&#x017F;alber, ba&#x0364;ren-leiter, murmeltir- und rari-<lb/>
ta&#x0364;ten-ka&#x017F;ten-tra&#x0364;ger, welche das gelt aus dem lande<lb/>
&#x017F;chleppen, nicht einzula&#x017F;&#x017F;en, 70) den bo&#x0364;ttgern, oder<lb/>
faßbindern zu unter&#x017F;agen, daß &#x017F;ie nicht in &#x017F;ta&#x0364;dten<lb/>
in den &#x017F;tra&#x017F;en die fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er binden, noch aufbrennen,<lb/>
&#x017F;ondern di&#x017F;es vor den tohren verrichten &#x017F;ollen. Uebri-<lb/>
gens kan der freiherr <hi rendition="#fr">von Cramer</hi> wegen der ap-<lb/>
pellation in policei-&#x017F;achen an die ho&#x0364;ch&#x017F;ten Reichs-<lb/>
gerichte t. <hi rendition="#aq">I</hi> der Wezlari&#x017F;chen neben&#x017F;tunden &#x017F;. 88<lb/>
fgg., &#x017F;o dann von der ein&#x017F;chra&#x0364;nkung des wege-<lb/>
regals auf eigenem grunde und boden t. <hi rendition="#aq">II</hi> &#x017F;. 11 fg.,<lb/>
nachge&#x017F;ehen werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 6373</head><lb/>
            <note place="left">des regentens<lb/>
macht in po-<lb/>
licei-&#x017F;achen,</note>
            <p>Der landes-herr beha&#x0364;lt in policei-ha&#x0364;ndeln die<lb/>
macht: ab- und zuzutun, oder zu mehren und zu<lb/>
mindern &#x017F;ich iederzeit vor, mithin bindet desfalls<lb/>
&#x017F;elbigen weder ein vergleich, noch ein urthel, &#x017F;ondern<lb/>
das wohl der untertanen und die befo&#x0364;rderung des<lb/>
narungs-&#x017F;tandes der&#x017F;elben i&#x017F;t die einzige masregel<lb/>
des fu&#x0364;r&#x017F;tens, <hi rendition="#fr">Schaumburg</hi> <hi rendition="#aq">de natura priuilegio-<lb/>
rum</hi> § 22 &#x017F;. 35. Die &#x017F;treitigkeiten der handwerker<lb/>
du&#x0364;rfen nicht nach dem verja&#x0364;rten be&#x017F;ize, auch nicht<lb/>
nach den zunft-brifen lediglich ent&#x017F;chiden werden,<lb/>
anerwogen &#x017F;on&#x017F;t der richter dem landes-herrn die<lb/>
ha&#x0364;nde zu binden &#x017F;ich unterfangen wu&#x0364;rde, vilmehr<lb/>
muß der ober&#x017F;ten gewalt allezeit frei &#x017F;tehen: in po-<lb/>
licei-&#x017F;achen eine a&#x0364;nderung zu treffen, <hi rendition="#fr">Schreiber</hi><lb/>
am a. o. <hi rendition="#aq">&#x017F;ect. II</hi> § 8 &#x017F;. 31.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 6374</head><lb/>
            <note place="left">was die lan-<lb/>
des-regirung<lb/>
fu&#x0364;r policei-<lb/>
&#x017F;achen zu be-<lb/>
&#x017F;orgen hat?</note>
            <p>Der landes-regirung liget fu&#x0364;rna&#x0364;mlich die be-<lb/>
&#x017F;orgung der mittlern und nidern policei ob, und zwar<lb/>
1) die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche anbauung der la&#x0364;nder, 2) die innerli-<lb/>
che cultivirung der&#x017F;elben, 3) die gewinnung der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">landes-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1034/1082] LXI haubtſtuͤck von den denden vihe ſchatten zu verſchaffen, 69) die gaucke- ler, quackſalber, baͤren-leiter, murmeltir- und rari- taͤten-kaſten-traͤger, welche das gelt aus dem lande ſchleppen, nicht einzulaſſen, 70) den boͤttgern, oder faßbindern zu unterſagen, daß ſie nicht in ſtaͤdten in den ſtraſen die faͤſſer binden, noch aufbrennen, ſondern diſes vor den tohren verrichten ſollen. Uebri- gens kan der freiherr von Cramer wegen der ap- pellation in policei-ſachen an die hoͤchſten Reichs- gerichte t. I der Wezlariſchen nebenſtunden ſ. 88 fgg., ſo dann von der einſchraͤnkung des wege- regals auf eigenem grunde und boden t. II ſ. 11 fg., nachgeſehen werden. § 6373 Der landes-herr behaͤlt in policei-haͤndeln die macht: ab- und zuzutun, oder zu mehren und zu mindern ſich iederzeit vor, mithin bindet desfalls ſelbigen weder ein vergleich, noch ein urthel, ſondern das wohl der untertanen und die befoͤrderung des narungs-ſtandes derſelben iſt die einzige masregel des fuͤrſtens, Schaumburg de natura priuilegio- rum § 22 ſ. 35. Die ſtreitigkeiten der handwerker duͤrfen nicht nach dem verjaͤrten beſize, auch nicht nach den zunft-brifen lediglich entſchiden werden, anerwogen ſonſt der richter dem landes-herrn die haͤnde zu binden ſich unterfangen wuͤrde, vilmehr muß der oberſten gewalt allezeit frei ſtehen: in po- licei-ſachen eine aͤnderung zu treffen, Schreiber am a. o. ſect. II § 8 ſ. 31. § 6374 Der landes-regirung liget fuͤrnaͤmlich die be- ſorgung der mittlern und nidern policei ob, und zwar 1) die aͤuſſerliche anbauung der laͤnder, 2) die innerli- che cultivirung derſelben, 3) die gewinnung der landes-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1082
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1034. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1082>, abgerufen am 25.11.2024.