Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

von der enterbung.

enterbet werden, wenn sie sich wider irer ältern wil-
len in ein leichtfertiges üppiges leben und wesen be-
geben, als da sind: frauen-wirte, oder wirtin,
nachrichter, wasenmeister, gauckler und derglei-
chen, kezer, imgleichen wenn sie schwere untaten
begehen etc. Eben dises wird in verschidenen an-
dern landes- und stadt-rechten verordnet befunden,
und solchen die kazen-ritter nebst andern beigefüget,
Wormsische stadt-reformation im IIIIten buche,
IIIIten tit., Nürnbergische stadt-reformation IIIter
teil, 29 tit. 3tes gesäz, Wölker s. 35 fgg. Das
übrige hirvon ist aus den Römischen rechten zu
ergänzen.

§ 2983

Vermöge des angezogenen Wirtenbergischenimgleichen
die ehegatten
im Wirten-
bergischen.
landrechtes am a. o. tit. 19 kan ein ehegatt den an-
dern enterben: wenn einer den andern zwei jare
lang mutwilliger weise verlassen, oder ganz hart
und unverantwortlich mit schlagen, schänden, oder
schmähen tractirete, oder sonst wider den andern eine
solche sache beginge, die vermöge der eheordnung zur
ehescheidung genugsam wäre, daß solches ehegemächt
auch deshalber enterbet werden möge (§ 3068).

Neun und sibenzigstes haubtstück
von der verstoßung, insonderheit
aus dem geschlechte.

§ 2984

Von den ältern höret man öfters: ich erkenne
ihn nicht für mein kind! komme mir nicht
fürs angesicht, und sage nicht, daß ich dein vater
sey! Ein sicherer general der reiterei von P. erkläre-
te seinem unartigen sone, der kleider und alles verspi-
lete, und in einer umgehängten bären-decke einher

ging,

D 3

von der enterbung.

enterbet werden, wenn ſie ſich wider irer aͤltern wil-
len in ein leichtfertiges uͤppiges leben und weſen be-
geben, als da ſind: frauen-wirte, oder wirtin,
nachrichter, waſenmeiſter, gauckler und derglei-
chen, kezer, imgleichen wenn ſie ſchwere untaten
begehen ꝛc. Eben diſes wird in verſchidenen an-
dern landes- und ſtadt-rechten verordnet befunden,
und ſolchen die kazen-ritter nebſt andern beigefuͤget,
Wormſiſche ſtadt-reformation im IIIIten buche,
IIIIten tit., Nuͤrnbergiſche ſtadt-reformation IIIter
teil, 29 tit. 3tes geſaͤz, Woͤlker ſ. 35 fgg. Das
uͤbrige hirvon iſt aus den Roͤmiſchen rechten zu
ergaͤnzen.

§ 2983

Vermoͤge des angezogenen Wirtenbergiſchenimgleichen
die ehegatten
im Wirten-
bergiſchen.
landrechtes am a. o. tit. 19 kan ein ehegatt den an-
dern enterben: wenn einer den andern zwei jare
lang mutwilliger weiſe verlaſſen, oder ganz hart
und unverantwortlich mit ſchlagen, ſchaͤnden, oder
ſchmaͤhen tractirete, oder ſonſt wider den andern eine
ſolche ſache beginge, die vermoͤge der eheordnung zur
eheſcheidung genugſam waͤre, daß ſolches ehegemaͤcht
auch deshalber enterbet werden moͤge (§ 3068).

Neun und ſibenzigſtes haubtſtuͤck
von der verſtoßung, inſonderheit
aus dem geſchlechte.

§ 2984

Von den aͤltern hoͤret man oͤfters: ich erkenne
ihn nicht fuͤr mein kind! komme mir nicht
fuͤrs angeſicht, und ſage nicht, daß ich dein vater
ſey! Ein ſicherer general der reiterei von P. erklaͤre-
te ſeinem unartigen ſone, der kleider und alles verſpi-
lete, und in einer umgehaͤngten baͤren-decke einher

ging,

D 3

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0105" n="53"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von der enterbung.</hi></fw><lb/>
enterbet werden, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich wider irer a&#x0364;ltern wil-<lb/>
len in ein leichtfertiges u&#x0364;ppiges leben und we&#x017F;en be-<lb/>
geben, als da &#x017F;ind: frauen-wirte, oder wirtin,<lb/>
nachrichter, wa&#x017F;enmei&#x017F;ter, gauckler und derglei-<lb/>
chen, kezer, imgleichen wenn &#x017F;ie &#x017F;chwere untaten<lb/>
begehen &#xA75B;c. Eben di&#x017F;es wird in ver&#x017F;chidenen an-<lb/>
dern landes- und &#x017F;tadt-rechten verordnet befunden,<lb/>
und &#x017F;olchen die kazen-ritter neb&#x017F;t andern beigefu&#x0364;get,<lb/>
Worm&#x017F;i&#x017F;che &#x017F;tadt-reformation im <hi rendition="#aq">IIII</hi>ten buche,<lb/><hi rendition="#aq">IIII</hi>ten tit., Nu&#x0364;rnbergi&#x017F;che &#x017F;tadt-reformation <hi rendition="#aq">III</hi>ter<lb/>
teil, 29 tit. 3tes ge&#x017F;a&#x0364;z, <hi rendition="#fr">Wo&#x0364;lker</hi> &#x017F;. 35 fgg. Das<lb/>
u&#x0364;brige hirvon i&#x017F;t aus den Ro&#x0364;mi&#x017F;chen rechten zu<lb/>
erga&#x0364;nzen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 2983</head><lb/>
            <p>Vermo&#x0364;ge des angezogenen Wirtenbergi&#x017F;chen<note place="right">imgleichen<lb/>
die ehegatten<lb/>
im Wirten-<lb/>
bergi&#x017F;chen.</note><lb/>
landrechtes am a. o. tit. 19 kan ein ehegatt den an-<lb/>
dern enterben: wenn einer den andern zwei jare<lb/>
lang mutwilliger wei&#x017F;e verla&#x017F;&#x017F;en, oder ganz hart<lb/>
und unverantwortlich mit &#x017F;chlagen, &#x017F;cha&#x0364;nden, oder<lb/>
&#x017F;chma&#x0364;hen tractirete, oder &#x017F;on&#x017F;t wider den andern eine<lb/>
&#x017F;olche &#x017F;ache beginge, die vermo&#x0364;ge der eheordnung zur<lb/>
ehe&#x017F;cheidung genug&#x017F;am wa&#x0364;re, daß &#x017F;olches ehegema&#x0364;cht<lb/>
auch deshalber enterbet werden mo&#x0364;ge (§ 3068).</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Neun und &#x017F;ibenzig&#x017F;tes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/>
von der ver&#x017F;toßung, in&#x017F;onderheit</hi><lb/>
aus dem ge&#x017F;chlechte.</head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 2984</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">V</hi>on den a&#x0364;ltern ho&#x0364;ret man o&#x0364;fters: ich erkenne<lb/>
ihn nicht fu&#x0364;r mein kind! komme mir nicht<lb/>
fu&#x0364;rs ange&#x017F;icht, und &#x017F;age nicht, daß ich dein vater<lb/>
&#x017F;ey! Ein &#x017F;icherer general der reiterei von P. erkla&#x0364;re-<lb/>
te &#x017F;einem unartigen &#x017F;one, der kleider und alles ver&#x017F;pi-<lb/>
lete, und in einer umgeha&#x0364;ngten ba&#x0364;ren-decke einher<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ging,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[53/0105] von der enterbung. enterbet werden, wenn ſie ſich wider irer aͤltern wil- len in ein leichtfertiges uͤppiges leben und weſen be- geben, als da ſind: frauen-wirte, oder wirtin, nachrichter, waſenmeiſter, gauckler und derglei- chen, kezer, imgleichen wenn ſie ſchwere untaten begehen ꝛc. Eben diſes wird in verſchidenen an- dern landes- und ſtadt-rechten verordnet befunden, und ſolchen die kazen-ritter nebſt andern beigefuͤget, Wormſiſche ſtadt-reformation im IIIIten buche, IIIIten tit., Nuͤrnbergiſche ſtadt-reformation IIIter teil, 29 tit. 3tes geſaͤz, Woͤlker ſ. 35 fgg. Das uͤbrige hirvon iſt aus den Roͤmiſchen rechten zu ergaͤnzen. § 2983 Vermoͤge des angezogenen Wirtenbergiſchen landrechtes am a. o. tit. 19 kan ein ehegatt den an- dern enterben: wenn einer den andern zwei jare lang mutwilliger weiſe verlaſſen, oder ganz hart und unverantwortlich mit ſchlagen, ſchaͤnden, oder ſchmaͤhen tractirete, oder ſonſt wider den andern eine ſolche ſache beginge, die vermoͤge der eheordnung zur eheſcheidung genugſam waͤre, daß ſolches ehegemaͤcht auch deshalber enterbet werden moͤge (§ 3068). imgleichen die ehegatten im Wirten- bergiſchen. Neun und ſibenzigſtes haubtſtuͤck von der verſtoßung, inſonderheit aus dem geſchlechte. § 2984 Von den aͤltern hoͤret man oͤfters: ich erkenne ihn nicht fuͤr mein kind! komme mir nicht fuͤrs angeſicht, und ſage nicht, daß ich dein vater ſey! Ein ſicherer general der reiterei von P. erklaͤre- te ſeinem unartigen ſone, der kleider und alles verſpi- lete, und in einer umgehaͤngten baͤren-decke einher ging, D 3

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/105
Zitationshilfe:	Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/105>, abgerufen am 24.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.