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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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Fünf und virzigstes haubtstück
von den lebens- und andern strafen

der Teutschen.
§ 6166

Die lebens-strafen waren bei den alten Teut-der Teut-
schen lebens-
strafen,

schen selten, und nicht so gemein, als wie bei
den Römern, Hofmann de modis coercendi ma-
leuolos accusatores, § VII
s. 9 fg., Dreyer am a. o.
s. 198 n. 143, nachher wurden sie gemeiner, Dreyer
de poena defossionis viui et pali, Rostock 1752, 4,
Hofmann am a. o. s. 7 fg. s. 9 fg. Die ersten
christen hatten an den todes-strafen keinen wohlge-
fallen, Böhmer T. III P. I cons. 119 n. 11, 15 T. III
P. III decis.
850 n. 12 fg. s. 904. Kaiser Lude-
wig, der fromme, lise dem räuber das erstemal
das auge ausstechen, zum andern male die nase
abschneiden, zum dritten male tödten. Das le-
bendige ersäufen war unter ihm schon gebräuchlich.
Die dibe wurden gehenket, welches auch in folgen-
den zeiten den bösewichtern, welche sich an iren
herren vergriffen, widerfuhre. Zu den zeiten
kaisers Ottens des IIIten war die strafe der blen-
dung hergebracht. Die beschuldigten des verbre-
chens der beleidigten majestät wurden ebenfals am
leben bestrafet. Ein graf von Jsenburg, welcher
den erzbischoffen von Cöln ermordet hatte, ward
gerädert. Der todtschlag ward mit gelt gebüset,
folglich mit dem leben nicht bestrafet. Der mör-
der muste aber des entleibten nächsten anverwand-
ten, ältern, oder andern verwandten, das wehr-
gelt bezalen. Sihe meine disp. de poena homici-
dii capitali,
Dreyers disp. de contributione con-
sanguineorum occisoris ad soluendum weregildum,
vulgo stud,
Kiel 1753, Abrah. Kästners disp. de

weri-


Fuͤnf und virzigſtes haubtſtuͤck
von den lebens- und andern ſtrafen

der Teutſchen.
§ 6166

Die lebens-ſtrafen waren bei den alten Teut-der Teut-
ſchen lebens-
ſtrafen,

ſchen ſelten, und nicht ſo gemein, als wie bei
den Roͤmern, Hofmann de modis coercendi ma-
leuolos accuſatores, § VII
ſ. 9 fg., Dreyer am a. o.
ſ. 198 n. 143, nachher wurden ſie gemeiner, Dreyer
de poena defoſſionis viui et pali, Roſtock 1752, 4,
Hofmann am a. o. ſ. 7 fg. ſ. 9 fg. Die erſten
chriſten hatten an den todes-ſtrafen keinen wohlge-
fallen, Boͤhmer T. III P. I conſ. 119 n. 11, 15 T. III
P. III deciſ.
850 n. 12 fg. ſ. 904. Kaiſer Lude-
wig, der fromme, liſe dem raͤuber das erſtemal
das auge ausſtechen, zum andern male die naſe
abſchneiden, zum dritten male toͤdten. Das le-
bendige erſaͤufen war unter ihm ſchon gebraͤuchlich.
Die dibe wurden gehenket, welches auch in folgen-
den zeiten den boͤſewichtern, welche ſich an iren
herren vergriffen, widerfuhre. Zu den zeiten
kaiſers Ottens des IIIten war die ſtrafe der blen-
dung hergebracht. Die beſchuldigten des verbre-
chens der beleidigten majeſtaͤt wurden ebenfals am
leben beſtrafet. Ein graf von Jſenburg, welcher
den erzbiſchoffen von Coͤln ermordet hatte, ward
geraͤdert. Der todtſchlag ward mit gelt gebuͤſet,
folglich mit dem leben nicht beſtrafet. Der moͤr-
der muſte aber des entleibten naͤchſten anverwand-
ten, aͤltern, oder andern verwandten, das wehr-
gelt bezalen. Sihe meine diſp. de poena homici-
dii capitali,
Dreyers diſp. de contributione con-
ſanguineorum occiſoris ad ſoluendum weregildum,
vulgo ſtud,
Kiel 1753, Abrah. Kaͤſtners diſp. de

weri-
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[959/1007] Fuͤnf und virzigſtes haubtſtuͤck von den lebens- und andern ſtrafen der Teutſchen. § 6166 Die lebens-ſtrafen waren bei den alten Teut- ſchen ſelten, und nicht ſo gemein, als wie bei den Roͤmern, Hofmann de modis coercendi ma- leuolos accuſatores, § VII ſ. 9 fg., Dreyer am a. o. ſ. 198 n. 143, nachher wurden ſie gemeiner, Dreyer de poena defoſſionis viui et pali, Roſtock 1752, 4, Hofmann am a. o. ſ. 7 fg. ſ. 9 fg. Die erſten chriſten hatten an den todes-ſtrafen keinen wohlge- fallen, Boͤhmer T. III P. I conſ. 119 n. 11, 15 T. III P. III deciſ. 850 n. 12 fg. ſ. 904. Kaiſer Lude- wig, der fromme, liſe dem raͤuber das erſtemal das auge ausſtechen, zum andern male die naſe abſchneiden, zum dritten male toͤdten. Das le- bendige erſaͤufen war unter ihm ſchon gebraͤuchlich. Die dibe wurden gehenket, welches auch in folgen- den zeiten den boͤſewichtern, welche ſich an iren herren vergriffen, widerfuhre. Zu den zeiten kaiſers Ottens des IIIten war die ſtrafe der blen- dung hergebracht. Die beſchuldigten des verbre- chens der beleidigten majeſtaͤt wurden ebenfals am leben beſtrafet. Ein graf von Jſenburg, welcher den erzbiſchoffen von Coͤln ermordet hatte, ward geraͤdert. Der todtſchlag ward mit gelt gebuͤſet, folglich mit dem leben nicht beſtrafet. Der moͤr- der muſte aber des entleibten naͤchſten anverwand- ten, aͤltern, oder andern verwandten, das wehr- gelt bezalen. Sihe meine diſp. de poena homici- dii capitali, Dreyers diſp. de contributione con- ſanguineorum occiſoris ad ſoluendum weregildum, vulgo ſtud, Kiel 1753, Abrah. Kaͤſtners diſp. de weri- der Teut- ſchen lebens- ſtrafen,

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 959. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1007>, abgerufen am 10.06.2024.