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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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wittume und leibgedinge.
§ 819

Oftermals bekommet die frau im wittume daswas die frau
für ein recht
erhält?

eigentum, Chladenius in der disp. ius viduae
doariae an merus vsusfructus sit?
oder ein völ-
liges niesbrauchsrecht.

§ 820

Die frau erhält statt der ehemaligen ehesteuerwie die wie-
derlage ent-
standen ist?

des mannes eine gewisse wiederlage, auch wohl
eine verbesserung der brautgift, worin ihr, als
auch des eingebrachten halber, nach des eheman-
nes absterben der niesbrauch zustehet, welcher ie-
weilen auf doppelte, oder vierfache zinsen gesezet
wird, Estor de iuribus quibusdam viduarum
mulierum equestrium
s. 17 s. 20 fgg., Stryk
de iure viduarum nobilium in Saxon. cap. I
§ 22, von Ludewig am a. o. diff. II s. 42,
wannenher das leibgeding öfters dem lehne oder
stammgute zur grosen last fället. Daher das
sprüchwort entstanden ist: "reiche weiber, arme
["]kinder; oder reiches ehegelt, arme kinder. Hert.
lib. II par. 23.

§ 821

Die verbesserung der brautgift ist sowohl will-die verbesse-
rung der
brautgift ist
unterschid-
lich.

kürlich, als auch gesäzlich. Dise ist besonders in
der Brandenburgischen Neumark, in den Mek-
lenburgischen, auch Pommerischen landen bekannt,
von Balthasar am a. o. s. 65 fgg., Mevius P.
II, dec. 224, 228, P. V decis.
52, Cothmann
vol. I consil. 50 vol. 4 consil. 8 num. 18, von
Ludewig
am a. o. Stryk de successione ab
intestato diss.
4 cap. 2 § 20, Riccius im spici-
legio iuris German.
s. 572 fg. iedoch findet man
sie nicht aller orten einerlei, wie denn auch die
rechte derselben nach den landesgewonheiten un-
terschiden sind. Von der willkürlichen findet
man in der Wormsischen reformation einiges ver-

ordnet,
wittume und leibgedinge.
§ 819

Oftermals bekommet die frau im wittume daswas die frau
fuͤr ein recht
erhaͤlt?

eigentum, Chladenius in der diſp. ius viduae
doariae an merus vſusfructus ſit?
oder ein voͤl-
liges niesbrauchsrecht.

§ 820

Die frau erhaͤlt ſtatt der ehemaligen eheſteuerwie die wie-
derlage ent-
ſtanden iſt?

des mannes eine gewiſſe wiederlage, auch wohl
eine verbeſſerung der brautgift, worin ihr, als
auch des eingebrachten halber, nach des eheman-
nes abſterben der niesbrauch zuſtehet, welcher ie-
weilen auf doppelte, oder vierfache zinſen geſezet
wird, Eſtor de iuribus quibusdam viduarum
mulierum equeſtrium
ſ. 17 ſ. 20 fgg., Stryk
de iure viduarum nobilium in Saxon. cap. I
§ 22, von Ludewig am a. o. diff. II ſ. 42,
wannenher das leibgeding oͤfters dem lehne oder
ſtammgute zur groſen laſt faͤllet. Daher das
ſpruͤchwort entſtanden iſt: „reiche weiber, arme
[„]kinder; oder reiches ehegelt, arme kinder. Hert.
lib. II par. 23.

§ 821

Die verbeſſerung der brautgift iſt ſowohl will-die verbeſſe-
rung der
brautgift iſt
unterſchid-
lich.

kuͤrlich, als auch geſaͤzlich. Diſe iſt beſonders in
der Brandenburgiſchen Neumark, in den Mek-
lenburgiſchen, auch Pommeriſchen landen bekannt,
von Balthaſar am a. o. ſ. 65 fgg., Mevius P.
II, dec. 224, 228, P. V deciſ.
52, Cothmann
vol. I conſil. 50 vol. 4 conſil. 8 num. 18, von
Ludewig
am a. o. Stryk de ſucceſſione ab
inteſtato diſſ.
4 cap. 2 § 20, Riccius im ſpici-
legio iuris German.
ſ. 572 fg. iedoch findet man
ſie nicht aller orten einerlei, wie denn auch die
rechte derſelben nach den landesgewonheiten un-
terſchiden ſind. Von der willkuͤrlichen findet
man in der Wormſiſchen reformation einiges ver-

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[351/0363] wittume und leibgedinge. § 819 Oftermals bekommet die frau im wittume das eigentum, Chladenius in der diſp. ius viduae doariae an merus vſusfructus ſit? oder ein voͤl- liges niesbrauchsrecht. was die frau fuͤr ein recht erhaͤlt? § 820 Die frau erhaͤlt ſtatt der ehemaligen eheſteuer des mannes eine gewiſſe wiederlage, auch wohl eine verbeſſerung der brautgift, worin ihr, als auch des eingebrachten halber, nach des eheman- nes abſterben der niesbrauch zuſtehet, welcher ie- weilen auf doppelte, oder vierfache zinſen geſezet wird, Eſtor de iuribus quibusdam viduarum mulierum equeſtrium ſ. 17 ſ. 20 fgg., Stryk de iure viduarum nobilium in Saxon. cap. I § 22, von Ludewig am a. o. diff. II ſ. 42, wannenher das leibgeding oͤfters dem lehne oder ſtammgute zur groſen laſt faͤllet. Daher das ſpruͤchwort entſtanden iſt: „reiche weiber, arme „kinder; oder reiches ehegelt, arme kinder. Hert. lib. II par. 23. wie die wie- derlage ent- ſtanden iſt? § 821 Die verbeſſerung der brautgift iſt ſowohl will- kuͤrlich, als auch geſaͤzlich. Diſe iſt beſonders in der Brandenburgiſchen Neumark, in den Mek- lenburgiſchen, auch Pommeriſchen landen bekannt, von Balthaſar am a. o. ſ. 65 fgg., Mevius P. II, dec. 224, 228, P. V deciſ. 52, Cothmann vol. I conſil. 50 vol. 4 conſil. 8 num. 18, von Ludewig am a. o. Stryk de ſucceſſione ab inteſtato diſſ. 4 cap. 2 § 20, Riccius im ſpici- legio iuris German. ſ. 572 fg. iedoch findet man ſie nicht aller orten einerlei, wie denn auch die rechte derſelben nach den landesgewonheiten un- terſchiden ſind. Von der willkuͤrlichen findet man in der Wormſiſchen reformation einiges ver- ordnet, die verbeſſe- rung der brautgift iſt unterſchid- lich.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/363>, abgerufen am 24.11.2024.