Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite
LXXXII haubtstück
§ 630
was dazu
erfodert
werde?

Zum reiten gehöret nicht nur geschickt zu pferde
steigen, fest und gut sitzen, sondern auch eine gute
faust zu haben. Es hat ein bereiter junge pferde
zum reiten geschickt zu machen deren mäuler durch
den zaum, cavezzon, die spißrute und sporne des
gehorsams anzugewönen, sie zum schritte, trabe,
gallope, zu der carriere, den courbetten, dem re-
dope und anderen schulen abzurichten. George
Engelhart Löhneis
della cavalleria, oder
gründlicher unterricht von allem, was zur reiterei
gehörig ist, 1609 fol. neu eröfnete hof- kriges-
und reitschule, 1729 fol.

§ 631
was das rei-
ten der ju-
gend nützet?

Die jugend lernet hierbei eine gute stellung und
die festigkeit auf dem pferde. Der anfang hierzu
wird mit den pastinen, das sind, gurt-sättel auf
der reitschule, welche von zwilch mit reh-haren
ausgefüllet werden und den jungen folen sowol
scholaren nüzlich sind, um darauf fest sitzen zu ler-
nen, in betracht keine steigbügel daran sind, folg-
lich der scholare die Knie zusammen schlüssen, und
sich der stärke des rückens gebrauchen muß. Er
lernet dabei, was zum ernste oder vergnügen er-
fodert wird, als zum carrousele, da inwändig in
den schranken z. e. ein in holz geschnizter Römer
in lebensgröse stehet, der eine fackel in der hand
von sich ausgesträcket hält, woran unten der ring
hänget, welchen der ritter mit der lanze wegzune-
men hat. Zum quintan-rennen wird ein bär
von holze aufgestellet, der mit den zwoen vorder-
tazen und den fangzänen eine kleine runde scheibe
hält, wornach die renner zielen, und woran sie
die lanzen brechen. Das javelin wird nach einer
bildsäule, worauf ein moren-kopf, von pappe ge-
formet, gesetzet ist, geworfen, mit welchem man

den
LXXXII haubtſtuͤck
§ 630
was dazu
erfodert
werde?

Zum reiten gehoͤret nicht nur geſchickt zu pferde
ſteigen, feſt und gut ſitzen, ſondern auch eine gute
fauſt zu haben. Es hat ein bereiter junge pferde
zum reiten geſchickt zu machen deren maͤuler durch
den zaum, cavezzon, die ſpißrute und ſporne des
gehorſams anzugewoͤnen, ſie zum ſchritte, trabe,
gallope, zu der carriere, den courbetten, dem re-
dope und anderen ſchulen abzurichten. George
Engelhart Loͤhneis
della cavalleria, oder
gruͤndlicher unterricht von allem, was zur reiterei
gehoͤrig iſt, 1609 fol. neu eroͤfnete hof- kriges-
und reitſchule, 1729 fol.

§ 631
was das rei-
ten der ju-
gend nuͤtzet?

Die jugend lernet hierbei eine gute ſtellung und
die feſtigkeit auf dem pferde. Der anfang hierzu
wird mit den paſtinen, das ſind, gurt-ſaͤttel auf
der reitſchule, welche von zwilch mit reh-haren
ausgefuͤllet werden und den jungen folen ſowol
ſcholaren nuͤzlich ſind, um darauf feſt ſitzen zu ler-
nen, in betracht keine ſteigbuͤgel daran ſind, folg-
lich der ſcholare die Knie zuſammen ſchluͤſſen, und
ſich der ſtaͤrke des ruͤckens gebrauchen muß. Er
lernet dabei, was zum ernſte oder vergnuͤgen er-
fodert wird, als zum carrouſele, da inwaͤndig in
den ſchranken z. e. ein in holz geſchnizter Roͤmer
in lebensgroͤſe ſtehet, der eine fackel in der hand
von ſich ausgeſtraͤcket haͤlt, woran unten der ring
haͤnget, welchen der ritter mit der lanze wegzune-
men hat. Zum quintan-rennen wird ein baͤr
von holze aufgeſtellet, der mit den zwoen vorder-
tazen und den fangzaͤnen eine kleine runde ſcheibe
haͤlt, wornach die renner zielen, und woran ſie
die lanzen brechen. Das javelin wird nach einer
bildſaͤule, worauf ein moren-kopf, von pappe ge-
formet, geſetzet iſt, geworfen, mit welchem man

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <pb facs="#f0270" n="258"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXXXII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi> </fw><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 630</head><lb/>
          <note place="left">was dazu<lb/>
erfodert<lb/>
werde?</note>
          <p>Zum reiten geho&#x0364;ret nicht nur ge&#x017F;chickt zu pferde<lb/>
&#x017F;teigen, fe&#x017F;t und gut &#x017F;itzen, &#x017F;ondern auch eine gute<lb/>
fau&#x017F;t zu haben. Es hat ein bereiter junge pferde<lb/>
zum reiten ge&#x017F;chickt zu machen deren ma&#x0364;uler durch<lb/>
den zaum, cavezzon, die &#x017F;pißrute und &#x017F;porne des<lb/>
gehor&#x017F;ams anzugewo&#x0364;nen, &#x017F;ie zum &#x017F;chritte, trabe,<lb/>
gallope, zu der carriere, den courbetten, dem re-<lb/>
dope und anderen &#x017F;chulen abzurichten. <hi rendition="#fr">George<lb/>
Engelhart Lo&#x0364;hneis</hi> <hi rendition="#aq">della cavalleria,</hi> oder<lb/>
gru&#x0364;ndlicher unterricht von allem, was zur reiterei<lb/>
geho&#x0364;rig i&#x017F;t, 1609 fol. neu ero&#x0364;fnete hof- kriges-<lb/>
und reit&#x017F;chule, 1729 fol.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 631</head><lb/>
          <note place="left">was das rei-<lb/>
ten der ju-<lb/>
gend nu&#x0364;tzet?</note>
          <p>Die jugend lernet hierbei eine gute &#x017F;tellung und<lb/>
die fe&#x017F;tigkeit auf dem pferde. Der anfang hierzu<lb/>
wird mit den pa&#x017F;tinen, das &#x017F;ind, gurt-&#x017F;a&#x0364;ttel auf<lb/>
der reit&#x017F;chule, welche von zwilch mit reh-haren<lb/>
ausgefu&#x0364;llet werden und den jungen folen &#x017F;owol<lb/>
&#x017F;cholaren nu&#x0364;zlich &#x017F;ind, um darauf fe&#x017F;t &#x017F;itzen zu ler-<lb/>
nen, in betracht keine &#x017F;teigbu&#x0364;gel daran &#x017F;ind, folg-<lb/>
lich der &#x017F;cholare die Knie zu&#x017F;ammen &#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
&#x017F;ich der &#x017F;ta&#x0364;rke des ru&#x0364;ckens gebrauchen muß. Er<lb/>
lernet dabei, was zum ern&#x017F;te oder vergnu&#x0364;gen er-<lb/>
fodert wird, als zum carrou&#x017F;ele, da inwa&#x0364;ndig in<lb/>
den &#x017F;chranken z. e. ein in holz ge&#x017F;chnizter Ro&#x0364;mer<lb/>
in lebensgro&#x0364;&#x017F;e &#x017F;tehet, der eine fackel in der hand<lb/>
von &#x017F;ich ausge&#x017F;tra&#x0364;cket ha&#x0364;lt, woran unten der ring<lb/>
ha&#x0364;nget, welchen der ritter mit der lanze wegzune-<lb/>
men hat. Zum quintan-rennen wird ein ba&#x0364;r<lb/>
von holze aufge&#x017F;tellet, der mit den zwoen vorder-<lb/>
tazen und den fangza&#x0364;nen eine kleine runde &#x017F;cheibe<lb/>
ha&#x0364;lt, wornach die renner zielen, und woran &#x017F;ie<lb/>
die lanzen brechen. Das javelin wird nach einer<lb/>
bild&#x017F;a&#x0364;ule, worauf ein moren-kopf, von pappe ge-<lb/>
formet, ge&#x017F;etzet i&#x017F;t, geworfen, mit welchem man<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0270] LXXXII haubtſtuͤck § 630 Zum reiten gehoͤret nicht nur geſchickt zu pferde ſteigen, feſt und gut ſitzen, ſondern auch eine gute fauſt zu haben. Es hat ein bereiter junge pferde zum reiten geſchickt zu machen deren maͤuler durch den zaum, cavezzon, die ſpißrute und ſporne des gehorſams anzugewoͤnen, ſie zum ſchritte, trabe, gallope, zu der carriere, den courbetten, dem re- dope und anderen ſchulen abzurichten. George Engelhart Loͤhneis della cavalleria, oder gruͤndlicher unterricht von allem, was zur reiterei gehoͤrig iſt, 1609 fol. neu eroͤfnete hof- kriges- und reitſchule, 1729 fol. § 631 Die jugend lernet hierbei eine gute ſtellung und die feſtigkeit auf dem pferde. Der anfang hierzu wird mit den paſtinen, das ſind, gurt-ſaͤttel auf der reitſchule, welche von zwilch mit reh-haren ausgefuͤllet werden und den jungen folen ſowol ſcholaren nuͤzlich ſind, um darauf feſt ſitzen zu ler- nen, in betracht keine ſteigbuͤgel daran ſind, folg- lich der ſcholare die Knie zuſammen ſchluͤſſen, und ſich der ſtaͤrke des ruͤckens gebrauchen muß. Er lernet dabei, was zum ernſte oder vergnuͤgen er- fodert wird, als zum carrouſele, da inwaͤndig in den ſchranken z. e. ein in holz geſchnizter Roͤmer in lebensgroͤſe ſtehet, der eine fackel in der hand von ſich ausgeſtraͤcket haͤlt, woran unten der ring haͤnget, welchen der ritter mit der lanze wegzune- men hat. Zum quintan-rennen wird ein baͤr von holze aufgeſtellet, der mit den zwoen vorder- tazen und den fangzaͤnen eine kleine runde ſcheibe haͤlt, wornach die renner zielen, und woran ſie die lanzen brechen. Das javelin wird nach einer bildſaͤule, worauf ein moren-kopf, von pappe ge- formet, geſetzet iſt, geworfen, mit welchem man den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/270
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/270>, abgerufen am 21.11.2024.