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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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LXV haubtstück
in einem dreifach zusammen gewickelten leinenen
cylinder gegossen. Ein eiserner bogen und die
daran befestigte hacken, nebst den eisernen keilen,
welche zwischen die leinewand hinein gestecket
werden, dinen darzu, daß das leiner zeug dar-
über gespannet werde, um einen solchen holen
körper vorzustellen. Die silber-zaine, welche aus
disem guß entstehen, und nachher unter dem
hammer ausgeschlichtet sind, werden darauf
vermittelst einer grosen schere, nach dem augen-
mas, in die behörige stücke zerteilet. Dise be-
stehet aus dem bindstücke, welches unter einem
rechten winkel an einem unbeweglichen ort befe-
stiget ist, und dem baumstück, das nach der
krümme mit jenem verbunden worden. Sind
die silber-stücke nachher auf einer wage durch
die schere justiret worden; so heissen sie schröt-
linge. Selbige werden erstlich in einzelen stü-
cken, hernach in ieder besondern mark, darauf
in zehn, und endlich nach hundert marken rich-
tig abgewogen, damit sie insgesamt das gehö-
rige gewicht bekommen mögen. Man schläget
sie darauf vir bis fünf mal mit dem grosen
hammer breit, und sie erhalten alsdann die be-
nennung der schrotlings quetsch-pfennige. Bei
dem breitschlagen ist zu bemerken, daß das gelt
iedesmal zuvor ins wasser getaucht werde, da-
mit es sich leichter aus einander begeben könne.
Sind dise nachmals in dem glüh-ofen geglühet
worden; so werden sie mit einem platthammer
zwischen einer zange rund geschlagen. Dises
silber-stück heisset hirauf kurz beschlagen. Es
wird vom neuen geglüet und breit getriben, da
es denn den namen des kurzgeschlagenen quetsch-
geldes bekömmt. Wenn es darauf wieder ins

feuer

LXV haubtſtuͤck
in einem dreifach zuſammen gewickelten leinenen
cylinder gegoſſen. Ein eiſerner bogen und die
daran befeſtigte hacken, nebſt den eiſernen keilen,
welche zwiſchen die leinewand hinein geſtecket
werden, dinen darzu, daß das leiner zeug dar-
uͤber geſpannet werde, um einen ſolchen holen
koͤrper vorzuſtellen. Die ſilber-zaine, welche aus
diſem guß entſtehen, und nachher unter dem
hammer ausgeſchlichtet ſind, werden darauf
vermittelſt einer groſen ſchere, nach dem augen-
mas, in die behoͤrige ſtuͤcke zerteilet. Diſe be-
ſtehet aus dem bindſtuͤcke, welches unter einem
rechten winkel an einem unbeweglichen ort befe-
ſtiget iſt, und dem baumſtuͤck, das nach der
kruͤmme mit jenem verbunden worden. Sind
die ſilber-ſtuͤcke nachher auf einer wage durch
die ſchere juſtiret worden; ſo heiſſen ſie ſchroͤt-
linge. Selbige werden erſtlich in einzelen ſtuͤ-
cken, hernach in ieder beſondern mark, darauf
in zehn, und endlich nach hundert marken rich-
tig abgewogen, damit ſie insgeſamt das gehoͤ-
rige gewicht bekommen moͤgen. Man ſchlaͤget
ſie darauf vir bis fuͤnf mal mit dem groſen
hammer breit, und ſie erhalten alsdann die be-
nennung der ſchrotlings quetſch-pfennige. Bei
dem breitſchlagen iſt zu bemerken, daß das gelt
iedesmal zuvor ins waſſer getaucht werde, da-
mit es ſich leichter aus einander begeben koͤnne.
Sind diſe nachmals in dem gluͤh-ofen gegluͤhet
worden; ſo werden ſie mit einem platthammer
zwiſchen einer zange rund geſchlagen. Diſes
ſilber-ſtuͤck heiſſet hirauf kurz beſchlagen. Es
wird vom neuen gegluͤet und breit getriben, da
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geldes bekoͤmmt. Wenn es darauf wieder ins

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[1152/1164] LXV haubtſtuͤck in einem dreifach zuſammen gewickelten leinenen cylinder gegoſſen. Ein eiſerner bogen und die daran befeſtigte hacken, nebſt den eiſernen keilen, welche zwiſchen die leinewand hinein geſtecket werden, dinen darzu, daß das leiner zeug dar- uͤber geſpannet werde, um einen ſolchen holen koͤrper vorzuſtellen. Die ſilber-zaine, welche aus diſem guß entſtehen, und nachher unter dem hammer ausgeſchlichtet ſind, werden darauf vermittelſt einer groſen ſchere, nach dem augen- mas, in die behoͤrige ſtuͤcke zerteilet. Diſe be- ſtehet aus dem bindſtuͤcke, welches unter einem rechten winkel an einem unbeweglichen ort befe- ſtiget iſt, und dem baumſtuͤck, das nach der kruͤmme mit jenem verbunden worden. Sind die ſilber-ſtuͤcke nachher auf einer wage durch die ſchere juſtiret worden; ſo heiſſen ſie ſchroͤt- linge. Selbige werden erſtlich in einzelen ſtuͤ- cken, hernach in ieder beſondern mark, darauf in zehn, und endlich nach hundert marken rich- tig abgewogen, damit ſie insgeſamt das gehoͤ- rige gewicht bekommen moͤgen. Man ſchlaͤget ſie darauf vir bis fuͤnf mal mit dem groſen hammer breit, und ſie erhalten alsdann die be- nennung der ſchrotlings quetſch-pfennige. Bei dem breitſchlagen iſt zu bemerken, daß das gelt iedesmal zuvor ins waſſer getaucht werde, da- mit es ſich leichter aus einander begeben koͤnne. Sind diſe nachmals in dem gluͤh-ofen gegluͤhet worden; ſo werden ſie mit einem platthammer zwiſchen einer zange rund geſchlagen. Diſes ſilber-ſtuͤck heiſſet hirauf kurz beſchlagen. Es wird vom neuen gegluͤet und breit getriben, da es denn den namen des kurzgeſchlagenen quetſch- geldes bekoͤmmt. Wenn es darauf wieder ins feuer

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 1152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/1164>, abgerufen am 17.05.2024.