Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Die aus lauter Armuth rauben,
Will ich immer noch für besser Als die Plünderritter glauben! Solche Herrn, die auf den Burgen In dem Ueberflusse prassen Und sich ehrlos noch bereichern Durch den Raub auf offnen Gassen, Solche Herrn kann ich als Ritter Nun und nimmer mehr betrachten, Kann sie nur als ein Gesindel Niederigster Art verachten!" Gottfried nickt und will entgegnen, Doch ein Holpern ohne Gleichen Schüttelt ihn auf seinem Sitze Und benöthigt ihn zu schweigen. In den Wiesengrund einschwenket Jetzt der Zug. -- Zur linken Seite Grenzt der Tann ihn, doch zur rechten Strebet auf das Breitgescheide Mit der kahlen, steilen Felswand. Plötzlich knatterts in dem Walde, Und aus wilden Kehlen donnert's Furchtbar drohend: "Halte! Halte!" Und wie aus der Erd' gewachsen Blitzt es rings von blanken Waffen. Meister Gottfried fühlt die Glieder Wie in Todesgraun erschlaffen. -- "Waffa! Waffa!" gellt es wieder, -- Kurzes -- fürchterliches Ringen -- Hieb auf Hieb -- in schnellen Stößen Schwerter aufeinander klingen! 3*
Die aus lauter Armuth rauben,
Will ich immer noch für beſſer Als die Plünderritter glauben! Solche Herrn, die auf den Burgen In dem Ueberfluſſe praſſen Und ſich ehrlos noch bereichern Durch den Raub auf offnen Gaſſen, Solche Herrn kann ich als Ritter Nun und nimmer mehr betrachten, Kann ſie nur als ein Geſindel Niederigſter Art verachten!“ Gottfried nickt und will entgegnen, Doch ein Holpern ohne Gleichen Schüttelt ihn auf ſeinem Sitze Und benöthigt ihn zu ſchweigen. In den Wieſengrund einſchwenket Jetzt der Zug. — Zur linken Seite Grenzt der Tann ihn, doch zur rechten Strebet auf das Breitgeſcheide Mit der kahlen, ſteilen Felswand. Plötzlich knatterts in dem Walde, Und aus wilden Kehlen donnert's Furchtbar drohend: „Halte! Halte!“ Und wie aus der Erd' gewachſen Blitzt es rings von blanken Waffen. Meiſter Gottfried fühlt die Glieder Wie in Todesgraun erſchlaffen. — „Waffâ! Waffâ!“ gellt es wieder, — Kurzes — fürchterliches Ringen — Hieb auf Hieb — in ſchnellen Stößen Schwerter aufeinander klingen! 3*
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Die aus lauter Armuth rauben,
Will ich immer noch für beſſer
Als die Plünderritter glauben!
Solche Herrn, die auf den Burgen
In dem Ueberfluſſe praſſen
Und ſich ehrlos noch bereichern
Durch den Raub auf offnen Gaſſen,
Solche Herrn kann ich als Ritter
Nun und nimmer mehr betrachten,
Kann ſie nur als ein Geſindel
Niederigſter Art verachten!“
Gottfried nickt und will entgegnen,
Doch ein Holpern ohne Gleichen
Schüttelt ihn auf ſeinem Sitze
Und benöthigt ihn zu ſchweigen.
In den Wieſengrund einſchwenket
Jetzt der Zug. — Zur linken Seite
Grenzt der Tann ihn, doch zur rechten
Strebet auf das Breitgeſcheide
Mit der kahlen, ſteilen Felswand.
Plötzlich knatterts in dem Walde,
Und aus wilden Kehlen donnert's
Furchtbar drohend: „Halte! Halte!“
Und wie aus der Erd' gewachſen
Blitzt es rings von blanken Waffen.
Meiſter Gottfried fühlt die Glieder
Wie in Todesgraun erſchlaffen. —
„Waffâ! Waffâ!“ gellt es wieder,
— Kurzes — fürchterliches Ringen —
Hieb auf Hieb — in ſchnellen Stößen
Schwerter aufeinander klingen!
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Zitationshilfe: | Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/49>, abgerufen am 22.07.2024. |