Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Am meisten durch Gebäude
Ein stattlich Ansehn ha'n! Das naget mir am Herzen Und quält mich Tag für Tag, Was aus dem Cölner Dome Wohl endlich werden mag; Von Cöln kann man verlangen Doch wahrlich ander Prangen Am edlen Gotteshaus! Herr Engelbert hat eifrig Gepredigt schon die Pflicht, Die Kirche auszubauen, Doch fruchtete es nicht; Ich aber will nicht ruhen, Ich will den Hauptwurf thuen Und bauen unsern Dom. Wohl fanden sich schon Mittel Durch Sammlungen im Land, Die Kosten eines Neubaus Zu decken vor der Hand, Doch klag' ich aller Stunden, Wenn doch erst wär' gefunden Der Meister und der Plan!" -- Da rückt auf hohem Sessel Herr Volpert hin und her, Streicht sich das Kinn und hüstelt Und sagt bedeutungsschwer: "Darf meinen Herrn ich fragen, Ob's Christen sollen wagen, Zu trau'n auf Weissagung?" Herr Conrad stutzt und zögert: Am meiſten durch Gebäude
Ein ſtattlich Anſehn ha'n! Das naget mir am Herzen Und quält mich Tag für Tag, Was aus dem Cölner Dome Wohl endlich werden mag; Von Cöln kann man verlangen Doch wahrlich ander Prangen Am edlen Gotteshaus! Herr Engelbert hat eifrig Gepredigt ſchon die Pflicht, Die Kirche auszubauen, Doch fruchtete es nicht; Ich aber will nicht ruhen, Ich will den Hauptwurf thuen Und bauen unſern Dom. Wohl fanden ſich ſchon Mittel Durch Sammlungen im Land, Die Koſten eines Neubaus Zu decken vor der Hand, Doch klag' ich aller Stunden, Wenn doch erſt wär' gefunden Der Meiſter und der Plan!“ — Da rückt auf hohem Seſſel Herr Volpert hin und her, Streicht ſich das Kinn und hüſtelt Und ſagt bedeutungsſchwer: „Darf meinen Herrn ich fragen, Ob's Chriſten ſollen wagen, Zu trau'n auf Weiſſagung?“ Herr Conrad ſtutzt und zögert: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0211" n="197"/> <lg n="3"> <l>Am meiſten durch Gebäude</l><lb/> <l>Ein ſtattlich Anſehn ha'n!</l><lb/> <l>Das naget mir am Herzen</l><lb/> <l>Und quält mich Tag für Tag,</l><lb/> <l>Was aus dem Cölner Dome</l><lb/> <l>Wohl endlich werden mag;</l><lb/> <l>Von Cöln kann man verlangen</l><lb/> <l>Doch wahrlich ander Prangen</l><lb/> <l>Am edlen Gotteshaus!</l><lb/> <l>Herr Engelbert hat eifrig</l><lb/> <l>Gepredigt ſchon die Pflicht,</l><lb/> <l>Die Kirche auszubauen,</l><lb/> <l>Doch fruchtete es nicht;</l><lb/> <l>Ich aber will nicht ruhen,</l><lb/> <l>Ich will den Hauptwurf thuen</l><lb/> <l>Und bauen unſern Dom.</l><lb/> <l>Wohl fanden ſich ſchon Mittel</l><lb/> <l>Durch Sammlungen im Land,</l><lb/> <l>Die Koſten eines Neubaus</l><lb/> <l>Zu decken vor der Hand,</l><lb/> <l>Doch klag' ich aller Stunden,</l><lb/> <l>Wenn doch erſt wär' gefunden</l><lb/> <l>Der Meiſter und der Plan!“ —</l><lb/> <l>Da rückt auf hohem Seſſel</l><lb/> <l>Herr Volpert hin und her,</l><lb/> <l>Streicht ſich das Kinn und hüſtelt</l><lb/> <l>Und ſagt bedeutungsſchwer:</l><lb/> <l>„Darf meinen Herrn ich fragen,</l><lb/> <l>Ob's Chriſten ſollen wagen,</l><lb/> <l>Zu trau'n auf Weiſſagung?“</l><lb/> <l>Herr Conrad ſtutzt und zögert:</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [197/0211]
Am meiſten durch Gebäude
Ein ſtattlich Anſehn ha'n!
Das naget mir am Herzen
Und quält mich Tag für Tag,
Was aus dem Cölner Dome
Wohl endlich werden mag;
Von Cöln kann man verlangen
Doch wahrlich ander Prangen
Am edlen Gotteshaus!
Herr Engelbert hat eifrig
Gepredigt ſchon die Pflicht,
Die Kirche auszubauen,
Doch fruchtete es nicht;
Ich aber will nicht ruhen,
Ich will den Hauptwurf thuen
Und bauen unſern Dom.
Wohl fanden ſich ſchon Mittel
Durch Sammlungen im Land,
Die Koſten eines Neubaus
Zu decken vor der Hand,
Doch klag' ich aller Stunden,
Wenn doch erſt wär' gefunden
Der Meiſter und der Plan!“ —
Da rückt auf hohem Seſſel
Herr Volpert hin und her,
Streicht ſich das Kinn und hüſtelt
Und ſagt bedeutungsſchwer:
„Darf meinen Herrn ich fragen,
Ob's Chriſten ſollen wagen,
Zu trau'n auf Weiſſagung?“
Herr Conrad ſtutzt und zögert:
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