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Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

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Hört sie nicht die leisen Schritte,
Welche mählich näher kamen.
Halb versteckt vom stachlich grünen
Knirksbusch, stand der Mönch Gerhardus,
Schaute regungslos auf dieses
Holde, anmuthreiche Bildniß,
Und ein Schatten, trüb und schmerzlich,
Malte sich auf seinen Zügen,
Während seine Lippe seufzte
Und ein nie gekanntes Sehnen
Seine Brust zusammen schnürte.
"Wär's Dein Weib und Deine Kinder!"
Stöhnt er auf, "wie glücklich wärst Du!" --
Und er deckt auf Stirn und Augen
Jach die bleiche Hand und schüttelt
Angstvoll schnell das Haupt und murmelt:
"Führe uns nicht in Versuchung!"
Dennoch steht er, steht und schauet
Unverwandt nach den Geschwistern,
Wie ein Bettler, hungernd, frierend
An des Reichen Thür, durch welche
Fremdes, fernes, nie erreichtes,
Wonnereiches Glück ihm lächelt! --
"Wie nun, wär' sie eines Andern
Treue Hausfrau? -- dies die Kinder -- --"
Schwindelnd braust's durch seine Sinne,
Und ihm ist's, als müss' er zornig
Sich dazwischen werfen, rufen:
"Wehe Dir! und wehe ihnen!"
"Herr, mein Gott, erbarm' dich meiner,
Die Gedanken reden irre,
v. Eschstruth, Katz' und Maus. 10
Hört ſie nicht die leiſen Schritte,
Welche mählich näher kamen.
Halb verſteckt vom ſtachlich grünen
Knirksbuſch, ſtand der Mönch Gerhardus,
Schaute regungslos auf dieſes
Holde, anmuthreiche Bildniß,
Und ein Schatten, trüb und ſchmerzlich,
Malte ſich auf ſeinen Zügen,
Während ſeine Lippe ſeufzte
Und ein nie gekanntes Sehnen
Seine Bruſt zuſammen ſchnürte.
„Wär's Dein Weib und Deine Kinder!“
Stöhnt er auf, „wie glücklich wärſt Du!“ —
Und er deckt auf Stirn und Augen
Jach die bleiche Hand und ſchüttelt
Angſtvoll ſchnell das Haupt und murmelt:
„Führe uns nicht in Verſuchung!“
Dennoch ſteht er, ſteht und ſchauet
Unverwandt nach den Geſchwiſtern,
Wie ein Bettler, hungernd, frierend
An des Reichen Thür, durch welche
Fremdes, fernes, nie erreichtes,
Wonnereiches Glück ihm lächelt! —
„Wie nun, wär' ſie eines Andern
Treue Hausfrau? — dies die Kinder — —“
Schwindelnd brauſt's durch ſeine Sinne,
Und ihm iſt's, als müſſ' er zornig
Sich dazwiſchen werfen, rufen:
„Wehe Dir! und wehe ihnen!“
„Herr, mein Gott, erbarm' dich meiner,
Die Gedanken reden irre,
v. Eſchſtruth, Katz' und Maus. 10
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[145/0159] Hört ſie nicht die leiſen Schritte, Welche mählich näher kamen. Halb verſteckt vom ſtachlich grünen Knirksbuſch, ſtand der Mönch Gerhardus, Schaute regungslos auf dieſes Holde, anmuthreiche Bildniß, Und ein Schatten, trüb und ſchmerzlich, Malte ſich auf ſeinen Zügen, Während ſeine Lippe ſeufzte Und ein nie gekanntes Sehnen Seine Bruſt zuſammen ſchnürte. „Wär's Dein Weib und Deine Kinder!“ Stöhnt er auf, „wie glücklich wärſt Du!“ — Und er deckt auf Stirn und Augen Jach die bleiche Hand und ſchüttelt Angſtvoll ſchnell das Haupt und murmelt: „Führe uns nicht in Verſuchung!“ Dennoch ſteht er, ſteht und ſchauet Unverwandt nach den Geſchwiſtern, Wie ein Bettler, hungernd, frierend An des Reichen Thür, durch welche Fremdes, fernes, nie erreichtes, Wonnereiches Glück ihm lächelt! — „Wie nun, wär' ſie eines Andern Treue Hausfrau? — dies die Kinder — —“ Schwindelnd brauſt's durch ſeine Sinne, Und ihm iſt's, als müſſ' er zornig Sich dazwiſchen werfen, rufen: „Wehe Dir! und wehe ihnen!“ „Herr, mein Gott, erbarm' dich meiner, Die Gedanken reden irre, v. Eſchſtruth, Katz' und Maus. 10

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Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/159>, abgerufen am 22.11.2024.