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Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

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Aber dann, gleich der Libelle,
Fest an einer Blüthe haftend,
Und die Blüthe hieß: die Minne!
Noch verstand sie nicht zu deuten
Ihrer Seele tief Empfinden,
Doch sie ahnte, daß gar seltsam
Wunderbares vor sich ginge
Tief und selig ihr im Herzen. --
Heimlich aus den Blüthenhäuschen
Lugten mit den Sternenaugen
Nach der jungen Maid die Hulden,
Lächelten und nickten schelmisch
Sich einander zu und wiegten
Sich auf schwankem Blumenstengel,
Daß die zarten Schleier flogen.
Manchmal kam ein Dorn, ein scharfer,
Riß das fein Geweb' in Stücken,
Daß es weit zur Luft hinein trieb --
"Alten Weibersommer" nennen's
Dann die thöricht blinden Menschen,
Und sie ahnen nicht, daß solche
Schleier weh'n vom Haupt der Elfen! --
Süßen Harzduft trägt ein Luftzug
Von den Kiefern her. -- Goldkäfer,
Der am bork'gen Stamme rannte
Und sich kühn auf Dirnleins Hand schwang,
Sucht erschrocken zu entfliehen,
Da die Finger jäh sich regen,
Rollt zurück und fällt plump zappelnd
In das schwellend graue Waldmoos.
Dürres Astwerk knackt im Tanne,
Aber dann, gleich der Libelle,
Feſt an einer Blüthe haftend,
Und die Blüthe hieß: die Minne!
Noch verſtand ſie nicht zu deuten
Ihrer Seele tief Empfinden,
Doch ſie ahnte, daß gar ſeltſam
Wunderbares vor ſich ginge
Tief und ſelig ihr im Herzen. —
Heimlich aus den Blüthenhäuschen
Lugten mit den Sternenaugen
Nach der jungen Maid die Hulden,
Lächelten und nickten ſchelmiſch
Sich einander zu und wiegten
Sich auf ſchwankem Blumenſtengel,
Daß die zarten Schleier flogen.
Manchmal kam ein Dorn, ein ſcharfer,
Riß das fein Geweb' in Stücken,
Daß es weit zur Luft hinein trieb —
„Alten Weiberſommer“ nennen's
Dann die thöricht blinden Menſchen,
Und ſie ahnen nicht, daß ſolche
Schleier weh'n vom Haupt der Elfen! —
Süßen Harzduft trägt ein Luftzug
Von den Kiefern her. — Goldkäfer,
Der am bork'gen Stamme rannte
Und ſich kühn auf Dirnleins Hand ſchwang,
Sucht erſchrocken zu entfliehen,
Da die Finger jäh ſich regen,
Rollt zurück und fällt plump zappelnd
In das ſchwellend graue Waldmoos.
Dürres Aſtwerk knackt im Tanne,
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[139/0153] Aber dann, gleich der Libelle, Feſt an einer Blüthe haftend, Und die Blüthe hieß: die Minne! Noch verſtand ſie nicht zu deuten Ihrer Seele tief Empfinden, Doch ſie ahnte, daß gar ſeltſam Wunderbares vor ſich ginge Tief und ſelig ihr im Herzen. — Heimlich aus den Blüthenhäuschen Lugten mit den Sternenaugen Nach der jungen Maid die Hulden, Lächelten und nickten ſchelmiſch Sich einander zu und wiegten Sich auf ſchwankem Blumenſtengel, Daß die zarten Schleier flogen. Manchmal kam ein Dorn, ein ſcharfer, Riß das fein Geweb' in Stücken, Daß es weit zur Luft hinein trieb — „Alten Weiberſommer“ nennen's Dann die thöricht blinden Menſchen, Und ſie ahnen nicht, daß ſolche Schleier weh'n vom Haupt der Elfen! — Süßen Harzduft trägt ein Luftzug Von den Kiefern her. — Goldkäfer, Der am bork'gen Stamme rannte Und ſich kühn auf Dirnleins Hand ſchwang, Sucht erſchrocken zu entfliehen, Da die Finger jäh ſich regen, Rollt zurück und fällt plump zappelnd In das ſchwellend graue Waldmoos. Dürres Aſtwerk knackt im Tanne,

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Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/153>, abgerufen am 22.11.2024.