Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Dankerfüllet muß die seine
Gerhard auf ihr Köpfchen legen. "Gudula!" -- ruft er entzücket, "Möge Gott es mir bescheren, Oft und selig noch zu lauschen Deinen holden Baukunstlehren! Seine Wunderschriften schenkte Gott den stillen Wiesengründen, Und er sandte einen Engel, Mir den Inhalt zu verkünden; Nicht so werthlos, als Du glaubest, Waren, Dirnchen, Deine Sätze, Jene Glockenblume birgt mir Neue, wundervolle Schätze! Schenk' sie mir, in stiller Klause Sie zum Vorbild zu erküren Einem Meisterwerk, denn in ihr Werd' ich Deine Nähe spüren, Und was mir trotz heißen Strebens Wollt' bis jetzt noch nicht gelingen, Deingedenken und Begeist'rung Muß es zur Vollendung bringen!" Gudula blickt in sein Auge, In das blaue, räthseltiefe, Und ihr ist es, als ob heimlich Eine Stimme in ihr riefe: "Falte, falte Deine Hände, Denn Du stehst vor einem frommen Manne, über dessen Seele Reich der Geist des Herrn gekommen!" Und im Laube geht ein Flüstern Dankerfüllet muß die ſeine
Gerhard auf ihr Köpfchen legen. „Gudula!“ — ruft er entzücket, „Möge Gott es mir beſcheren, Oft und ſelig noch zu lauſchen Deinen holden Baukunſtlehren! Seine Wunderſchriften ſchenkte Gott den ſtillen Wieſengründen, Und er ſandte einen Engel, Mir den Inhalt zu verkünden; Nicht ſo werthlos, als Du glaubeſt, Waren, Dirnchen, Deine Sätze, Jene Glockenblume birgt mir Neue, wundervolle Schätze! Schenk' ſie mir, in ſtiller Klauſe Sie zum Vorbild zu erküren Einem Meiſterwerk, denn in ihr Werd' ich Deine Nähe ſpüren, Und was mir trotz heißen Strebens Wollt' bis jetzt noch nicht gelingen, Deingedenken und Begeiſt'rung Muß es zur Vollendung bringen!“ Gudula blickt in ſein Auge, In das blaue, räthſeltiefe, Und ihr iſt es, als ob heimlich Eine Stimme in ihr riefe: „Falte, falte Deine Hände, Denn Du ſtehſt vor einem frommen Manne, über deſſen Seele Reich der Geiſt des Herrn gekommen!“ Und im Laube geht ein Flüſtern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0131" n="117"/> <lg n="6"> <l>Dankerfüllet muß die ſeine</l><lb/> <l>Gerhard auf ihr Köpfchen legen.</l><lb/> <l>„Gudula!“ — ruft er entzücket,</l><lb/> <l>„Möge Gott es mir beſcheren,</l><lb/> <l>Oft und ſelig noch zu lauſchen</l><lb/> <l>Deinen holden Baukunſtlehren!</l><lb/> <l>Seine Wunderſchriften ſchenkte</l><lb/> <l>Gott den ſtillen Wieſengründen,</l><lb/> <l>Und er ſandte einen Engel,</l><lb/> <l>Mir den Inhalt zu verkünden;</l><lb/> <l>Nicht ſo werthlos, als Du glaubeſt,</l><lb/> <l>Waren, Dirnchen, Deine Sätze,</l><lb/> <l>Jene Glockenblume birgt mir</l><lb/> <l>Neue, wundervolle Schätze!</l><lb/> <l>Schenk' ſie mir, in ſtiller Klauſe</l><lb/> <l>Sie zum Vorbild zu erküren</l><lb/> <l>Einem <hi rendition="#g">Meiſterwerk</hi>, denn in ihr</l><lb/> <l>Werd' ich Deine Nähe ſpüren,</l><lb/> <l>Und was mir trotz heißen Strebens</l><lb/> <l>Wollt' bis jetzt noch nicht gelingen,</l><lb/> <l>Deingedenken und Begeiſt'rung</l><lb/> <l>Muß es zur Vollendung bringen!“</l><lb/> <l>Gudula blickt in ſein Auge,</l><lb/> <l>In das blaue, räthſeltiefe,</l><lb/> <l>Und ihr iſt es, als ob heimlich</l><lb/> <l>Eine Stimme in ihr riefe:</l><lb/> <l>„Falte, falte Deine Hände,</l><lb/> <l>Denn Du ſtehſt vor einem frommen</l><lb/> <l>Manne, über deſſen Seele</l><lb/> <l>Reich der Geiſt des Herrn gekommen!“</l><lb/> <l>Und im Laube geht ein Flüſtern</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [117/0131]
Dankerfüllet muß die ſeine
Gerhard auf ihr Köpfchen legen.
„Gudula!“ — ruft er entzücket,
„Möge Gott es mir beſcheren,
Oft und ſelig noch zu lauſchen
Deinen holden Baukunſtlehren!
Seine Wunderſchriften ſchenkte
Gott den ſtillen Wieſengründen,
Und er ſandte einen Engel,
Mir den Inhalt zu verkünden;
Nicht ſo werthlos, als Du glaubeſt,
Waren, Dirnchen, Deine Sätze,
Jene Glockenblume birgt mir
Neue, wundervolle Schätze!
Schenk' ſie mir, in ſtiller Klauſe
Sie zum Vorbild zu erküren
Einem Meiſterwerk, denn in ihr
Werd' ich Deine Nähe ſpüren,
Und was mir trotz heißen Strebens
Wollt' bis jetzt noch nicht gelingen,
Deingedenken und Begeiſt'rung
Muß es zur Vollendung bringen!“
Gudula blickt in ſein Auge,
In das blaue, räthſeltiefe,
Und ihr iſt es, als ob heimlich
Eine Stimme in ihr riefe:
„Falte, falte Deine Hände,
Denn Du ſtehſt vor einem frommen
Manne, über deſſen Seele
Reich der Geiſt des Herrn gekommen!“
Und im Laube geht ein Flüſtern
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/131 |
Zitationshilfe: | Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/131>, abgerufen am 16.02.2025. |