Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Schon dem Rosse zugewendet,
Lächelt Nella: "Dich zu lohnen, Möchte schwerlich jetzt angehen, Meine liebe, kleine Wirthin Wünsch' ich noch recht oft zu sehen; Auf die Wartburg sollst Du steigen, Und Du sollst nach Nella fragen, Hab' Dir vieles noch zu zeigen, Hab' Dir Manches noch zu sagen. Deine lieben Augensterne Sollen Licht und Lust mir bringen, Und Dein Mündlein wird mir gerne Von der Freundschaft Lieder singen. So behüt' Dich Gott! -- Der kranke Junker muß von dannen geh'n, Doch er rufet Dir zum Danke, Gudula -- auf Wiederseh'n!" -- Heit're Abschiedsworte schallen, Grüßend "Lebe wohl" man winkt, Bis die Hufe fern verhallen, Und der Stimme Ruf verklingt. Gudula steht lang' und schauet, Schaut umher voll Seligkeit, Wie so hoch der Himmel blauet, Wie die Welt so licht und weit, Und sie streicht mit holdem Kosen Zärtlich über Blatt und Laub, Tändelt mit den Haiderosen, Schmetterling und Sonnenstaub; Doch des alten Reimars Schlingen Drückt sie heiß an Lipp' und Brust, Schon dem Roſſe zugewendet,
Lächelt Nella: „Dich zu lohnen, Möchte ſchwerlich jetzt angehen, Meine liebe, kleine Wirthin Wünſch' ich noch recht oft zu ſehen; Auf die Wartburg ſollſt Du ſteigen, Und Du ſollſt nach Nella fragen, Hab' Dir vieles noch zu zeigen, Hab' Dir Manches noch zu ſagen. Deine lieben Augenſterne Sollen Licht und Luſt mir bringen, Und Dein Mündlein wird mir gerne Von der Freundſchaft Lieder ſingen. So behüt' Dich Gott! — Der kranke Junker muß von dannen geh'n, Doch er rufet Dir zum Danke, Gudula — auf Wiederſeh'n!“ — Heit're Abſchiedsworte ſchallen, Grüßend „Lebe wohl“ man winkt, Bis die Hufe fern verhallen, Und der Stimme Ruf verklingt. Gudula ſteht lang' und ſchauet, Schaut umher voll Seligkeit, Wie ſo hoch der Himmel blauet, Wie die Welt ſo licht und weit, Und ſie ſtreicht mit holdem Koſen Zärtlich über Blatt und Laub, Tändelt mit den Haideroſen, Schmetterling und Sonnenſtaub; Doch des alten Reimars Schlingen Drückt ſie heiß an Lipp' und Bruſt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0103" n="89"/> <lg n="8"> <l>Schon dem Roſſe zugewendet,</l><lb/> <l>Lächelt Nella: „Dich zu lohnen,</l><lb/> <l>Möchte ſchwerlich jetzt angehen,</l><lb/> <l>Meine liebe, kleine Wirthin</l><lb/> <l>Wünſch' ich noch recht oft zu ſehen;</l><lb/> <l>Auf die Wartburg ſollſt Du ſteigen,</l><lb/> <l>Und Du ſollſt nach Nella fragen,</l><lb/> <l>Hab' Dir vieles noch zu zeigen,</l><lb/> <l>Hab' Dir Manches noch zu ſagen.</l><lb/> <l>Deine lieben Augenſterne</l><lb/> <l>Sollen Licht und Luſt mir bringen,</l><lb/> <l>Und Dein Mündlein wird mir gerne</l><lb/> <l>Von der Freundſchaft Lieder ſingen.</l><lb/> <l>So behüt' Dich Gott! — Der kranke</l><lb/> <l>Junker muß von dannen geh'n,</l><lb/> <l>Doch er rufet Dir zum Danke,</l><lb/> <l>Gudula — auf Wiederſeh'n!“ —</l><lb/> <l>Heit're Abſchiedsworte ſchallen,</l><lb/> <l>Grüßend „Lebe wohl“ man winkt,</l><lb/> <l>Bis die Hufe fern verhallen,</l><lb/> <l>Und der Stimme Ruf verklingt.</l><lb/> <l>Gudula ſteht lang' und ſchauet,</l><lb/> <l>Schaut umher voll Seligkeit,</l><lb/> <l>Wie ſo hoch der Himmel blauet,</l><lb/> <l>Wie die Welt ſo licht und weit,</l><lb/> <l>Und ſie ſtreicht mit holdem Koſen</l><lb/> <l>Zärtlich über Blatt und Laub,</l><lb/> <l>Tändelt mit den Haideroſen,</l><lb/> <l>Schmetterling und Sonnenſtaub;</l><lb/> <l>Doch des alten Reimars Schlingen</l><lb/> <l>Drückt ſie heiß an Lipp' und Bruſt,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [89/0103]
Schon dem Roſſe zugewendet,
Lächelt Nella: „Dich zu lohnen,
Möchte ſchwerlich jetzt angehen,
Meine liebe, kleine Wirthin
Wünſch' ich noch recht oft zu ſehen;
Auf die Wartburg ſollſt Du ſteigen,
Und Du ſollſt nach Nella fragen,
Hab' Dir vieles noch zu zeigen,
Hab' Dir Manches noch zu ſagen.
Deine lieben Augenſterne
Sollen Licht und Luſt mir bringen,
Und Dein Mündlein wird mir gerne
Von der Freundſchaft Lieder ſingen.
So behüt' Dich Gott! — Der kranke
Junker muß von dannen geh'n,
Doch er rufet Dir zum Danke,
Gudula — auf Wiederſeh'n!“ —
Heit're Abſchiedsworte ſchallen,
Grüßend „Lebe wohl“ man winkt,
Bis die Hufe fern verhallen,
Und der Stimme Ruf verklingt.
Gudula ſteht lang' und ſchauet,
Schaut umher voll Seligkeit,
Wie ſo hoch der Himmel blauet,
Wie die Welt ſo licht und weit,
Und ſie ſtreicht mit holdem Koſen
Zärtlich über Blatt und Laub,
Tändelt mit den Haideroſen,
Schmetterling und Sonnenſtaub;
Doch des alten Reimars Schlingen
Drückt ſie heiß an Lipp' und Bruſt,
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