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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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Freitag den 20ten Juni 1845. Gegen gestern ein klein wenig gebessert mit der Witterung; die Nacht leidlich ruhig und so auch ein großer Theil des Vormittags. Das bringt uns denn am Nachmittag bis Malatie gegenüber, wo der Wind so heftig wird, daß wir für heut anlegen, zumal am Steuer etwas entzwei geht, was reparirt werden muß.

Sonnabend den 21ten Juni 1845. Nachdem wir gestern Abend noch bis zu Ruinen, die zwischen El Feut und El Feshn auf der rechten Flußseite liegen, mit Windstille gefahren sind, müssen wir leider für die Nacht bleiben, weil Lepsius aussteigen will. Heut früh gehen wir denn noch vor dem Frühstück auf die bedeutenden Nilziegelruinen, wo einige Exemplare gut bedruckter Steine ausgesucht werden. Um 6 Uhr etwa fahren wir wieder ab und rücken, da der Wind wiederum nicht ausbleibt, bis El Bisse vor, wo wir abermals still liegen.

Sonntag den 22ten Juni 1845. Heut ist der Tag leidlich, und so kommen wir um 4 Uhr Nachmittags wirklich in Benisuef an, was wir um 6 Uhr wieder verlassen. Während dieser 2 Stunden Spatziergang über den engen, aber heut sehr lebhaften Bazar, wo wir noch ziemlich saure Weintrauben kaufen, auch indianische Feigen. Von den Hügeln hinter der Stadt sehen wir die Pyramiden von Meidum. Nachher in einem Caffee eine Schischa geraucht bis die Reparatur unsrer Barke vollendet ist. Heut Abend fahren wir nur etwa noch 1 Stunde un dann erhebt sich der Wind, so daß wir bis nach 11 Uhr Nachts still liegen müssen. - Der längste Tag hat hier nach heutiger Beobachtung 13 Stunden 38 Minuten, also die Nacht 10 Stunden 22 Minuten; Sonnenuntergang also 6 Uhr 49 Minuten, Sonnenaufgang 5 Uhr 27 Minuten. -

Montag den 23ten Juni 1845. In der Nacht trotz guten Wetters sehr wenig vorgerückt; auch der Tag war leidlich ruhig, so daß wir doch am Abend Sauiet passiren konnten. -

Dienstag den 24ten Juni 1845. Den ganzen Tag wieder unglaublicher Gegenwind, so daß wir sehr unbedeutend fortrücken. Ich habe gestern, am 23ten Juni, eine große Überraschung zu erwähnen vergessen. Nach der Mittagsruhe erblickte ich nämlich von fern das Dampfschiff, welches von Sauiet sich eilig heraufbewegte. Spaßeshalber zogen wir unsre Flagge

Freitag den 20ten Juni 1845. Gegen gestern ein klein wenig gebessert mit der Witterung; die Nacht leidlich ruhig und so auch ein großer Theil des Vormittags. Das bringt uns denn am Nachmittag bis Malatie gegenüber, wo der Wind so heftig wird, daß wir für heut anlegen, zumal am Steuer etwas entzwei geht, was reparirt werden muß.

Sonnabend den 21ten Juni 1845. Nachdem wir gestern Abend noch bis zu Ruinen, die zwischen El Feut und El Feshn auf der rechten Flußseite liegen, mit Windstille gefahren sind, müssen wir leider für die Nacht bleiben, weil Lepsius aussteigen will. Heut früh gehen wir denn noch vor dem Frühstück auf die bedeutenden Nilziegelruinen, wo einige Exemplare gut bedruckter Steine ausgesucht werden. Um 6 Uhr etwa fahren wir wieder ab und rücken, da der Wind wiederum nicht ausbleibt, bis El Bisse vor, wo wir abermals still liegen.

Sonntag den 22ten Juni 1845. Heut ist der Tag leidlich, und so kommen wir um 4 Uhr Nachmittags wirklich in Benisuef an, was wir um 6 Uhr wieder verlassen. Während dieser 2 Stunden Spatziergang über den engen, aber heut sehr lebhaften Bazar, wo wir noch ziemlich saure Weintrauben kaufen, auch indianische Feigen. Von den Hügeln hinter der Stadt sehen wir die Pyramiden von Meidum. Nachher in einem Caffee eine Schischa geraucht bis die Reparatur unsrer Barke vollendet ist. Heut Abend fahren wir nur etwa noch 1 Stunde un dann erhebt sich der Wind, so daß wir bis nach 11 Uhr Nachts still liegen müssen. - Der längste Tag hat hier nach heutiger Beobachtung 13 Stunden 38 Minuten, also die Nacht 10 Stunden 22 Minuten; Sonnenuntergang also 6 Uhr 49 Minuten, Sonnenaufgang 5 Uhr 27 Minuten. -

Montag den 23ten Juni 1845. In der Nacht trotz guten Wetters sehr wenig vorgerückt; auch der Tag war leidlich ruhig, so daß wir doch am Abend Sauiet passiren konnten. -

Dienstag den 24ten Juni 1845. Den ganzen Tag wieder unglaublicher Gegenwind, so daß wir sehr unbedeutend fortrücken. Ich habe gestern, am 23ten Juni, eine große Überraschung zu erwähnen vergessen. Nach der Mittagsruhe erblickte ich nämlich von fern das Dampfschiff, welches von Sauiet sich eilig heraufbewegte. Spaßeshalber zogen wir unsre Flagge

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[64/0065] Freitag d 20ten Juni 1845. Gegen gestern ein klein wenig gebessert mit der Witterung; die Nacht leidlich ruhig d so auch ein großer Theil des Vormittags. Das bringt uns denn am Nachm bis Malatie gegenüber, wo der Wind so heftig wird, daß wir für heut anlegen, zumal am Steuer etwas entzwei geht, was reparirt werden muß. Sonnabend d 21ten Juni 1845. Nachdem wir gestern Abend noch bis zu Ruinen, die zwischen El Feut d El Feshn auf d rechten Flußseite liegen, mit Windstille gefahren sind, müssen wir leider für die Nacht bleiben, weil Leps aussteigen will. Heut früh gehen wir denn noch vor d Frühstück auf die bedeutenden Nilziegelruinen, wo einige Exemplare gut bedruckter Steine ausgesucht werden. Um 6 Uhr etwa fahren wir wieder ab d rücken, da der Wind wiederum nicht ausbleibt, bis El Bisse vor, wo wir abermals still liegen. Sonntag d 22ten Juni 1845. Heut ist der Tag leidlich, d so kommen wir um 4 Uhr Nachm wirklich in Benisuef an, was wir um 6 Uhr wieder verlassen. Während dieser 2 Stunden Spatziergang über den engen, aber heut sehr lebhaften Bazar, wo wir noch ziemlich saure Weintrauben kaufen, auch indian Feigen. Von den Hügeln hinter d Stadt sehen wir die Pyram von Meidum. Nachher in einem Caffee eine Schischa geraucht bis die Reparatur unsrer Barke vollendet ist. Heut Abend fahren wir nur etwa noch 1 St d dann erhebt sich d Wind, so daß wir bis nach 11 Uhr Nachts still liegen müssen. - Der längste Tag hat hier nach heutiger Beobachtung 13 St 38 Min, also d Nacht 10 St 22 Min; Sonnenuntergang also 6 U 49 M, Sonnenaufgang 5 U 27 M. - Montag d 23ten Juni 1845. In d Nacht trotz guten Wetters sehr wenig vorgerückt; auch d Tag war leidlich ruhig, so daß wir doch am Abend Sauiet passiren konnten. - Dienstag d 24ten Juni 1845. Den ganzen Tag wieder unglaublicher Gegenwind, so daß wir sehr unbedeutend fortrücken. Ich habe gestern, am 23ten Juni, eine große Überraschung zu erwähnen vergessen. Nach d Mittagsruhe erblickte ich nämlich von fern das Dampfschiff, welches v Sauiet sich eilig heraufbewegte. Spaßeshalber zogen wir unsre Flagge

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/65>, abgerufen am 29.11.2024.