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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.

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Mudir einen Besuch beim Schech von Sakkara, um die Lieferung von 20 Kameelen und 10 Eseln auf den nächsten Donnerstag zu veranlassen. Er ließ sich grade unter dem Schatten der mächtigen Akazie unweit seines Hauses barbiren. So ein Besuch ist immer langweilig, weil man nicht weiß, was man sprechen soll; der Kaffee dauerte wie gewöhnlich, sehr lange, und als wir mit unserm Begehren vorrückten, behauptete er, er könne nur 12 Kameele verschaffen, was zu einem heftigen Wortstreit zwischen ihm und unserm Kavaß führte, der sich sehr gut benahm. Wir trennten uns, ohne daß er die Kameele versprochen hatte, und nun schrieb ich mit Hülfe Abekens zu Hause einen Italienischen Brief an den Mudir in dieser Beziehung, mit dem am andern Morgen der Kavaß abgehen soll. - Nach dem Essen lange Sitzung, wo wir aus Abekens gesellschaftlichen Liederbuch nach der Reihe Lieder vorlesen, auch singen. Bei dieser Beschäftigung kommt der Schech von Saccara zur Nachtwache, die seit einigen Tagen von ihm aufgegeben war; eigentlicher Grund war aber wohl eine Einleitung neuer Verhandlungen in Betreff der Kameele; indessen kam es hierin zu nichts, und mein Brief ward dem Ali Aga des Mudir übergeben. - Zeitungslesen und spät zu Bette. - Wärme, wenn ich nicht irre, 27°. -

Montag den 15ten Mai 1843. Schöner Morgen. - Gegen 9 Uhr beginnt es, wieder windig zu werden; Vormittag hauptsächlich Zeitung lesen; um 1 Uhr etwa haben wir die Freude, Lepsius un Frey anreiten zu sehen. Wir gehen ihnen an den Fuß des Berges entgegen; Lepsius sieht noch etwas blaß, aber doch munter aus, während ich Frey sehr mager und elend finde, auch ist er noch keineswegs ganz hergestellt. Ein neuer Kavaß, ein langer, hagerer, elegant gekleideter Kerl, dem man es ansieht, daß er Haare auf seinen paar Zähnen hat, kommt mit; Bonomi, Eugen

Mudir einen Besuch beim Schech von Sakkara, um die Lieferung von 20 Kameelen und 10 Eseln auf den nächsten Donnerstag zu veranlassen. Er ließ sich grade unter dem Schatten der mächtigen Akazie unweit seines Hauses barbiren. So ein Besuch ist immer langweilig, weil man nicht weiß, was man sprechen soll; der Kaffee dauerte wie gewöhnlich, sehr lange, und als wir mit unserm Begehren vorrückten, behauptete er, er könne nur 12 Kameele verschaffen, was zu einem heftigen Wortstreit zwischen ihm und unserm Kavaß führte, der sich sehr gut benahm. Wir trennten uns, ohne daß er die Kameele versprochen hatte, und nun schrieb ich mit Hülfe Abekens zu Hause einen Italienischen Brief an den Mudir in dieser Beziehung, mit dem am andern Morgen der Kavaß abgehen soll. - Nach dem Essen lange Sitzung, wo wir aus Abekens gesellschaftlichen Liederbuch nach der Reihe Lieder vorlesen, auch singen. Bei dieser Beschäftigung kommt der Schech von Saccara zur Nachtwache, die seit einigen Tagen von ihm aufgegeben war; eigentlicher Grund war aber wohl eine Einleitung neuer Verhandlungen in Betreff der Kameele; indessen kam es hierin zu nichts, und mein Brief ward dem Ali Aga des Mudir übergeben. - Zeitungslesen und spät zu Bette. - Wärme, wenn ich nicht irre, 27°. -

Montag den 15ten Mai 1843. Schöner Morgen. - Gegen 9 Uhr beginnt es, wieder windig zu werden; Vormittag hauptsächlich Zeitung lesen; um 1 Uhr etwa haben wir die Freude, Lepsius un Frey anreiten zu sehen. Wir gehen ihnen an den Fuß des Berges entgegen; Lepsius sieht noch etwas blaß, aber doch munter aus, während ich Frey sehr mager und elend finde, auch ist er noch keineswegs ganz hergestellt. Ein neuer Kavaß, ein langer, hagerer, elegant gekleideter Kerl, dem man es ansieht, daß er Haare auf seinen paar Zähnen hat, kommt mit; Bonomi, Eugen

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[209/0210] Mudir einen Besuch beim Schech v Sakkara, um die Lieferung v 20 Kameelen d 10 Eseln auf d nächsten Donnerstag zu veranlassen. Er ließ sich grade unter dem Schatten der mächtigen Akazie unweit seines Hauses barbiren. So ein Besuch ist immer langweilig, weil m nicht weiß, was man sprechen soll; der Kaffee dauerte wie gewöhnlich, sehr lange, d als wir mit unserm Begehren vorrückten, behauptete er, er könne nur 12 Kameele verschaffen, was zu einem heftigen Wortstreit zw ihm d unserm Kavaß führte, der sich sehr gut benahm. Wir trennten uns, ohne daß er die Kameele versprochen hatte, d nun schrieb ich mit Hülfe Abekens zu Hause einen Ital Brief an d Mudir in dieser Beziehung, mit dem am andern Morgen der Kavaß abgehen soll. - Nach dem Essen lange Sitzung, wo wir aus Abekens gesellschaftl Liederbuch nach d Reihe Lieder vorlesen, auch singen. Bei dieser Beschäftigung kommt der Schech v Saccara zur Nachtwache, die seit einigen Tagen v ihm aufgegeben war; eigentlicher Grund war aber wohl eine Einleitung neuer Verhandlungen in Betreff der Kameele; indessen kam es hierin zu nichts, d mein Brief ward dem Ali Aga des Mudir übergeben. - Zeitungslesen d spät zu Bette. - Wärme, wenn ich nicht irre, 27°. - Montag d 15ten Mai 1843. Schöner Morgen. - Gegen 9 Uhr beginnt es, wieder windig zu werden; Vormittag hauptsächlich Zeitung lesen; um 1 Uhr etwa haben wir die Freude, Leps d Frey anreiten zu sehen. Wir gehen ihnen an d Fuß des Berges entgegen; Leps sieht noch etwas blaß, aber doch munter aus, während ich Frey sehr mager d elend finde, auch ist er noch keineswegs ganz hergestellt. Ein neuer Kavaß, ein langer, hagerer, elegant gekleideter Kerl, dem man es ansieht, daß er Haare auf seinen paar Zähnen hat, kommt mit; Bonomi, Eugen

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/210>, abgerufen am 29.03.2024.