Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

pen_562.001
Darstellung macht pragmatische und didaktische pen_562.002
Werke, welche dieselbe annehmen, pen_562.003
unendlich lebhafter als die bloße pen_562.004
Erzählung oder Abhandlung: die unmittelbare pen_562.005
Seelenschilderung ist eine weit pen_562.006
wärmere Poesie, als die Beschreibung; pen_562.007
die in Handlung verwebte, aus ihr hervorspringende, pen_562.008
durch sie erhellte und beseelte pen_562.009
Reihe von Wahrheiten hat, in Ansehung pen_562.010
des dichterischen Werths, vor dem pen_562.011
gewöhnlichen einfachen Lehrgedicht bei pen_562.012
weitem den Vorzug. Und wiederum hat pen_562.013
ein andres Lehrgedicht den Vorzug, in pen_562.014
welchem die beschreibende in die lyrische pen_562.015
Reihe, beide in die pragmatische, pen_562.016
und alle am Ende in die didaktische verschlungen pen_562.017
sind. So ein Lehrgedicht ist pen_562.018
"Nathan der Weise" von Lessing: ein pen_562.019
Werk, von dem es unbegreiflich wäre, wie pen_562.020
man es als Schauspiel, was es nicht seyn

pen_562.001
Darstellung macht pragmatische und didaktische pen_562.002
Werke, welche dieselbe annehmen, pen_562.003
unendlich lebhafter als die bloße pen_562.004
Erzählung oder Abhandlung: die unmittelbare pen_562.005
Seelenschilderung ist eine weit pen_562.006
wärmere Poesie, als die Beschreibung; pen_562.007
die in Handlung verwebte, aus ihr hervorspringende, pen_562.008
durch sie erhellte und beseelte pen_562.009
Reihe von Wahrheiten hat, in Ansehung pen_562.010
des dichterischen Werths, vor dem pen_562.011
gewöhnlichen einfachen Lehrgedicht bei pen_562.012
weitem den Vorzug. Und wiederum hat pen_562.013
ein andres Lehrgedicht den Vorzug, in pen_562.014
welchem die beschreibende in die lyrische pen_562.015
Reihe, beide in die pragmatische, pen_562.016
und alle am Ende in die didaktische verschlungen pen_562.017
sind. So ein Lehrgedicht ist pen_562.018
„Nathan der Weise“ von Lessing: ein pen_562.019
Werk, von dem es unbegreiflich wäre, wie pen_562.020
man es als Schauspiel, was es nicht seyn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0605" n="562"/><lb n="pen_562.001"/>
Darstellung macht pragmatische und didaktische <lb n="pen_562.002"/>
Werke, welche dieselbe annehmen, <lb n="pen_562.003"/>
unendlich lebhafter als die bloße <lb n="pen_562.004"/>
Erzählung oder Abhandlung: die unmittelbare <lb n="pen_562.005"/>
Seelenschilderung ist eine weit <lb n="pen_562.006"/>
wärmere Poesie, als die Beschreibung; <lb n="pen_562.007"/>
die in Handlung verwebte, aus ihr hervorspringende, <lb n="pen_562.008"/>
durch sie erhellte und beseelte <lb n="pen_562.009"/>
Reihe von Wahrheiten hat, in Ansehung <lb n="pen_562.010"/>
des dichterischen Werths, vor dem <lb n="pen_562.011"/>
gewöhnlichen einfachen Lehrgedicht bei <lb n="pen_562.012"/>
weitem den Vorzug. Und wiederum hat <lb n="pen_562.013"/>
ein andres Lehrgedicht den Vorzug, in <lb n="pen_562.014"/>
welchem die beschreibende in die lyrische <lb n="pen_562.015"/>
Reihe, beide in die pragmatische, <lb n="pen_562.016"/>
und alle am Ende in die didaktische verschlungen <lb n="pen_562.017"/>
sind. So ein Lehrgedicht ist <lb n="pen_562.018"/>
&#x201E;Nathan der Weise&#x201C; von <hi rendition="#i">Lessing:</hi> ein <lb n="pen_562.019"/>
Werk, von dem es unbegreiflich wäre, wie <lb n="pen_562.020"/>
man es als Schauspiel, was es nicht seyn
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[562/0605] pen_562.001 Darstellung macht pragmatische und didaktische pen_562.002 Werke, welche dieselbe annehmen, pen_562.003 unendlich lebhafter als die bloße pen_562.004 Erzählung oder Abhandlung: die unmittelbare pen_562.005 Seelenschilderung ist eine weit pen_562.006 wärmere Poesie, als die Beschreibung; pen_562.007 die in Handlung verwebte, aus ihr hervorspringende, pen_562.008 durch sie erhellte und beseelte pen_562.009 Reihe von Wahrheiten hat, in Ansehung pen_562.010 des dichterischen Werths, vor dem pen_562.011 gewöhnlichen einfachen Lehrgedicht bei pen_562.012 weitem den Vorzug. Und wiederum hat pen_562.013 ein andres Lehrgedicht den Vorzug, in pen_562.014 welchem die beschreibende in die lyrische pen_562.015 Reihe, beide in die pragmatische, pen_562.016 und alle am Ende in die didaktische verschlungen pen_562.017 sind. So ein Lehrgedicht ist pen_562.018 „Nathan der Weise“ von Lessing: ein pen_562.019 Werk, von dem es unbegreiflich wäre, wie pen_562.020 man es als Schauspiel, was es nicht seyn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/605
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/605>, abgerufen am 03.05.2024.