Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

pen_450.001
im Frieden über sein Volk verbreiten pen_450.002
wird. - In dieser ganzen Reihe von pen_450.003
Gedanken will der Dichter, wie es scheint, pen_450.004
bloß seinem Herzen Luft machen; er will pen_450.005
uns nicht den Vorfall erzählen, nicht etwa pen_450.006
das Geschütz beschreiben, nicht über pen_450.007
die Begebenheit oder seinen Zustand philosophiren; pen_450.008
sondern sich bloß seiner Empfindungen, pen_450.009
sowie sie sich nacheinander pen_450.010
in seiner Seele entwickeln werden, entschütten. pen_450.011
Das aber führt, wie man sieht, pen_450.012
durchaus zu keinem bestimmten Ziele; der pen_450.013
Dichter läuft aus, ohne, dem Ansehn nach, pen_450.014
zu wissen, oder sich auch nur vorzusetzen, pen_450.015
wo er ankommen will.

pen_450.016

Aber irgend etwas muß doch seyn, pen_450.017
das auch hier den Ideengang leite; irgend pen_450.018
Ein Gesetz muß doch die Vorstellungskraft pen_450.019
auf ihrem Gange befolgen; denn pen_450.020
eine ganz regellos wirkende Kraft ist ein

pen_450.001
im Frieden über sein Volk verbreiten pen_450.002
wird. – In dieser ganzen Reihe von pen_450.003
Gedanken will der Dichter, wie es scheint, pen_450.004
bloß seinem Herzen Luft machen; er will pen_450.005
uns nicht den Vorfall erzählen, nicht etwa pen_450.006
das Geschütz beschreiben, nicht über pen_450.007
die Begebenheit oder seinen Zustand philosophiren; pen_450.008
sondern sich bloß seiner Empfindungen, pen_450.009
sowie sie sich nacheinander pen_450.010
in seiner Seele entwickeln werden, entschütten. pen_450.011
Das aber führt, wie man sieht, pen_450.012
durchaus zu keinem bestimmten Ziele; der pen_450.013
Dichter läuft aus, ohne, dem Ansehn nach, pen_450.014
zu wissen, oder sich auch nur vorzusetzen, pen_450.015
wo er ankommen will.

pen_450.016

  Aber irgend etwas muß doch seyn, pen_450.017
das auch hier den Ideengang leite; irgend pen_450.018
Ein Gesetz muß doch die Vorstellungskraft pen_450.019
auf ihrem Gange befolgen; denn pen_450.020
eine ganz regellos wirkende Kraft ist ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0493" n="450"/><lb n="pen_450.001"/>
im Frieden über sein Volk verbreiten <lb n="pen_450.002"/>
wird. &#x2013; In dieser ganzen Reihe von <lb n="pen_450.003"/>
Gedanken will der Dichter, wie es scheint, <lb n="pen_450.004"/>
bloß seinem Herzen Luft machen; er will <lb n="pen_450.005"/>
uns nicht den Vorfall erzählen, nicht etwa <lb n="pen_450.006"/>
das Geschütz beschreiben, nicht über <lb n="pen_450.007"/>
die Begebenheit oder seinen Zustand philosophiren; <lb n="pen_450.008"/>
sondern sich bloß seiner <hi rendition="#i">Empfindungen,</hi> <lb n="pen_450.009"/>
sowie sie sich nacheinander <lb n="pen_450.010"/>
in seiner Seele entwickeln werden, entschütten. <lb n="pen_450.011"/>
Das aber führt, wie man sieht, <lb n="pen_450.012"/>
durchaus zu keinem bestimmten Ziele; der <lb n="pen_450.013"/>
Dichter läuft aus, ohne, dem Ansehn nach, <lb n="pen_450.014"/>
zu wissen, oder sich auch nur vorzusetzen, <lb n="pen_450.015"/>
wo er ankommen will.</p>
        <lb n="pen_450.016"/>
        <p>  Aber irgend etwas muß doch seyn, <lb n="pen_450.017"/>
das auch hier den <hi rendition="#i">Ideengang</hi> leite; irgend <lb n="pen_450.018"/>
Ein Gesetz muß doch die Vorstellungskraft <lb n="pen_450.019"/>
auf ihrem Gange befolgen; denn <lb n="pen_450.020"/>
eine ganz regellos wirkende Kraft ist ein
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[450/0493] pen_450.001 im Frieden über sein Volk verbreiten pen_450.002 wird. – In dieser ganzen Reihe von pen_450.003 Gedanken will der Dichter, wie es scheint, pen_450.004 bloß seinem Herzen Luft machen; er will pen_450.005 uns nicht den Vorfall erzählen, nicht etwa pen_450.006 das Geschütz beschreiben, nicht über pen_450.007 die Begebenheit oder seinen Zustand philosophiren; pen_450.008 sondern sich bloß seiner Empfindungen, pen_450.009 sowie sie sich nacheinander pen_450.010 in seiner Seele entwickeln werden, entschütten. pen_450.011 Das aber führt, wie man sieht, pen_450.012 durchaus zu keinem bestimmten Ziele; der pen_450.013 Dichter läuft aus, ohne, dem Ansehn nach, pen_450.014 zu wissen, oder sich auch nur vorzusetzen, pen_450.015 wo er ankommen will. pen_450.016   Aber irgend etwas muß doch seyn, pen_450.017 das auch hier den Ideengang leite; irgend pen_450.018 Ein Gesetz muß doch die Vorstellungskraft pen_450.019 auf ihrem Gange befolgen; denn pen_450.020 eine ganz regellos wirkende Kraft ist ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/493
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/493>, abgerufen am 23.11.2024.