Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

pen_385.001
ob jeder Dichter einen so glücklichen Stoff pen_385.002
habe, daß er ihm darin folgen könne?

pen_385.003

Die Begierden der Personen selbst, pen_385.004
ihre Umstände, ihr gegenseitiges Verhältniß, pen_385.005
können etwas Unwahrscheinliches, pen_385.006
etwas auffallend Fremdes haben: und dieses pen_385.007
darf der Dichter durchaus nicht dulden; pen_385.008
er darf nicht eher fortbauen, als bis pen_385.009
er das Fundament seines Werks gesichert pen_385.010
hat: er muß also in die vorhergehende pen_385.011
Reihe der Begebenheiten so weit zurück, pen_385.012
bis die Ursache die ihn dazu antrieb, verschwunden pen_385.013
ist; das heißt: bis die Unwahrscheinlichkeit pen_385.014
aufhört, und Alles unsern pen_385.015
Begriffen und Erfahrungen von dem pen_385.016
gewöhnlichen Laufe der physischen und pen_385.017
moralischen Welt so gemäß wird, daß pen_385.018
wir nach keinem Wie? oder Warum? pen_385.019
mehr fragen. Der Sänger unsrer Romanze pen_385.020
sagt uns von der Art wie die Liebe des

pen_385.001
ob jeder Dichter einen so glücklichen Stoff pen_385.002
habe, daß er ihm darin folgen könne?

pen_385.003

  Die Begierden der Personen selbst, pen_385.004
ihre Umstände, ihr gegenseitiges Verhältniß, pen_385.005
können etwas Unwahrscheinliches, pen_385.006
etwas auffallend Fremdes haben: und dieses pen_385.007
darf der Dichter durchaus nicht dulden; pen_385.008
er darf nicht eher fortbauen, als bis pen_385.009
er das Fundament seines Werks gesichert pen_385.010
hat: er muß also in die vorhergehende pen_385.011
Reihe der Begebenheiten so weit zurück, pen_385.012
bis die Ursache die ihn dazu antrieb, verschwunden pen_385.013
ist; das heißt: bis die Unwahrscheinlichkeit pen_385.014
aufhört, und Alles unsern pen_385.015
Begriffen und Erfahrungen von dem pen_385.016
gewöhnlichen Laufe der physischen und pen_385.017
moralischen Welt so gemäß wird, daß pen_385.018
wir nach keinem Wie? oder Warum? pen_385.019
mehr fragen. Der Sänger unsrer Romanze pen_385.020
sagt uns von der Art wie die Liebe des

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0428" n="385"/><lb n="pen_385.001"/>
ob jeder Dichter einen so glücklichen Stoff <lb n="pen_385.002"/>
habe, daß er ihm darin folgen könne?</p>
        <lb n="pen_385.003"/>
        <p>  Die Begierden der Personen selbst, <lb n="pen_385.004"/>
ihre Umstände, ihr gegenseitiges Verhältniß, <lb n="pen_385.005"/>
können etwas Unwahrscheinliches, <lb n="pen_385.006"/>
etwas auffallend Fremdes haben: und dieses <lb n="pen_385.007"/>
darf der Dichter durchaus nicht dulden; <lb n="pen_385.008"/>
er darf nicht eher fortbauen, als bis <lb n="pen_385.009"/>
er das Fundament seines Werks gesichert <lb n="pen_385.010"/>
hat: er muß also in die vorhergehende <lb n="pen_385.011"/>
Reihe der Begebenheiten so weit zurück, <lb n="pen_385.012"/>
bis die Ursache die ihn dazu antrieb, verschwunden <lb n="pen_385.013"/>
ist; das heißt: bis die Unwahrscheinlichkeit <lb n="pen_385.014"/>
aufhört, und Alles unsern <lb n="pen_385.015"/>
Begriffen und Erfahrungen von dem <lb n="pen_385.016"/>
gewöhnlichen Laufe der physischen und <lb n="pen_385.017"/>
moralischen Welt so gemäß wird, daß <lb n="pen_385.018"/>
wir nach keinem Wie? oder Warum? <lb n="pen_385.019"/>
mehr fragen. Der Sänger unsrer Romanze <lb n="pen_385.020"/>
sagt uns von der Art wie die Liebe des
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[385/0428] pen_385.001 ob jeder Dichter einen so glücklichen Stoff pen_385.002 habe, daß er ihm darin folgen könne? pen_385.003   Die Begierden der Personen selbst, pen_385.004 ihre Umstände, ihr gegenseitiges Verhältniß, pen_385.005 können etwas Unwahrscheinliches, pen_385.006 etwas auffallend Fremdes haben: und dieses pen_385.007 darf der Dichter durchaus nicht dulden; pen_385.008 er darf nicht eher fortbauen, als bis pen_385.009 er das Fundament seines Werks gesichert pen_385.010 hat: er muß also in die vorhergehende pen_385.011 Reihe der Begebenheiten so weit zurück, pen_385.012 bis die Ursache die ihn dazu antrieb, verschwunden pen_385.013 ist; das heißt: bis die Unwahrscheinlichkeit pen_385.014 aufhört, und Alles unsern pen_385.015 Begriffen und Erfahrungen von dem pen_385.016 gewöhnlichen Laufe der physischen und pen_385.017 moralischen Welt so gemäß wird, daß pen_385.018 wir nach keinem Wie? oder Warum? pen_385.019 mehr fragen. Der Sänger unsrer Romanze pen_385.020 sagt uns von der Art wie die Liebe des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/428
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/428>, abgerufen am 17.05.2024.