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Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

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Hier erhebt er die Lebhaftigkeit der pen_279.002
Vorstellungen unendlich, wenn er dem pen_279.003
Triebe eines von Empfindung durchdrungenen pen_279.004
Herzens folgt, und statt der eigentlichen pen_279.005
Züge ähnliche Züge aus der beseelten pen_279.006
Natur nimmt: wenn er den Sturmwind pen_279.007
rasen, den Berg sein stolzes Haupt pen_279.008
in die Wolken erheben, den Zephyr pen_279.009
schmeicheln, die Eiche unter den Streichen pen_279.010
der sie fällenden Axt erseufzen, die pen_279.011
Rose ihren jungfräulichen Busen schamhaft pen_279.012
eröffnen läßt. Durch solche beseelte, pen_279.013
das Herz interessirende Züge wird oft das pen_279.014
Gemälde, das ein Dichter von solchen pen_279.015
Gegenständen malt, unendlich anziehender, pen_279.016
als das ähnlichste und schönste des pen_279.017
Malers. - In Werken wo der Gebrauch pen_279.018
der Mythologie erlaubt ist, kann man zuweilen pen_279.019
diesen Vortheil noch weiter treiben: pen_279.020
man kann, statt der körperlichen

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Hier erhebt er die Lebhaftigkeit der pen_279.002
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Herzens folgt, und statt der eigentlichen pen_279.005
Züge ähnliche Züge aus der beseelten pen_279.006
Natur nimmt: wenn er den Sturmwind pen_279.007
rasen, den Berg sein stolzes Haupt pen_279.008
in die Wolken erheben, den Zephyr pen_279.009
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Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/322>, abgerufen am 18.05.2024.