Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

pen_254.001
Verschiedenheit ist dem Dichter zu seinen pen_254.002
Absichten allemal gleichgültig. Heger wird pen_254.003
anders malen; Rode, Tischbein, Öser, pen_254.004
jeder Maler wird anders malen: aber wenn pen_254.005
gleich keiner den Wielandischen Jüngling pen_254.006
genau herausbringt, so wird doch Jeder pen_254.007
so einen Jüngling herausbringen; und nur pen_254.008
so einen Jüngling wollte der Dichter. -

pen_254.009

Wir haben bisher gesehen, was der pen_254.010
Dichter überhaupt mit der Sprache vor pen_254.011
die Phantasie bringen, was er malen, und pen_254.012
was er nicht malen kann; aber damit ist pen_254.013
noch nicht so ganz ausgemacht, was er pen_254.014
nun wirklich auch malen solle? - Der pen_254.015
Zweck, von dem wir gleich Anfangs sprachen, pen_254.016
und um deswillen ihm der klare pen_254.017
Begriff des Ganzen, oder der allgemeine pen_254.018
der Gattung keine Genüge thut, liegt entweder pen_254.019
in der Beschreibung selbst, oder pen_254.020
außerhalb der Beschreibung. Entweder

pen_254.001
Verschiedenheit ist dem Dichter zu seinen pen_254.002
Absichten allemal gleichgültig. Heger wird pen_254.003
anders malen; Rode, Tischbein, Öser, pen_254.004
jeder Maler wird anders malen: aber wenn pen_254.005
gleich keiner den Wielandischen Jüngling pen_254.006
genau herausbringt, so wird doch Jeder pen_254.007
so einen Jüngling herausbringen; und nur pen_254.008
so einen Jüngling wollte der Dichter. –

pen_254.009

  Wir haben bisher gesehen, was der pen_254.010
Dichter überhaupt mit der Sprache vor pen_254.011
die Phantasie bringen, was er malen, und pen_254.012
was er nicht malen kann; aber damit ist pen_254.013
noch nicht so ganz ausgemacht, was er pen_254.014
nun wirklich auch malen solle? – Der pen_254.015
Zweck, von dem wir gleich Anfangs sprachen, pen_254.016
und um deswillen ihm der klare pen_254.017
Begriff des Ganzen, oder der allgemeine pen_254.018
der Gattung keine Genüge thut, liegt entweder pen_254.019
in der Beschreibung selbst, oder pen_254.020
außerhalb der Beschreibung. Entweder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0297" n="254"/><lb n="pen_254.001"/>
Verschiedenheit ist dem Dichter zu seinen <lb n="pen_254.002"/>
Absichten allemal gleichgültig. <hi rendition="#i">Heger</hi> wird <lb n="pen_254.003"/>
anders malen; <hi rendition="#i">Rode, Tischbein, Öser,</hi> <lb n="pen_254.004"/>
jeder Maler wird anders malen: aber wenn <lb n="pen_254.005"/>
gleich keiner den Wielandischen Jüngling <lb n="pen_254.006"/>
genau herausbringt, so wird doch Jeder <lb n="pen_254.007"/> <hi rendition="#i">so einen</hi> Jüngling herausbringen; und nur <lb n="pen_254.008"/> <hi rendition="#i">so einen</hi> Jüngling wollte der Dichter. &#x2013;</p>
        <lb n="pen_254.009"/>
        <p>  Wir haben bisher gesehen, was der <lb n="pen_254.010"/>
Dichter überhaupt mit der Sprache vor <lb n="pen_254.011"/>
die Phantasie bringen, was er malen, und <lb n="pen_254.012"/>
was er nicht malen <hi rendition="#i">kann;</hi> aber damit ist <lb n="pen_254.013"/>
noch nicht so ganz ausgemacht, was er <lb n="pen_254.014"/>
nun wirklich auch malen <hi rendition="#i">solle?</hi> &#x2013; Der <lb n="pen_254.015"/>
Zweck, von dem wir gleich Anfangs sprachen, <lb n="pen_254.016"/>
und um deswillen ihm der klare <lb n="pen_254.017"/>
Begriff des Ganzen, oder der allgemeine <lb n="pen_254.018"/>
der Gattung keine Genüge thut, liegt entweder <lb n="pen_254.019"/>
in der Beschreibung selbst, oder <lb n="pen_254.020"/>
außerhalb der Beschreibung. Entweder
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0297] pen_254.001 Verschiedenheit ist dem Dichter zu seinen pen_254.002 Absichten allemal gleichgültig. Heger wird pen_254.003 anders malen; Rode, Tischbein, Öser, pen_254.004 jeder Maler wird anders malen: aber wenn pen_254.005 gleich keiner den Wielandischen Jüngling pen_254.006 genau herausbringt, so wird doch Jeder pen_254.007 so einen Jüngling herausbringen; und nur pen_254.008 so einen Jüngling wollte der Dichter. – pen_254.009   Wir haben bisher gesehen, was der pen_254.010 Dichter überhaupt mit der Sprache vor pen_254.011 die Phantasie bringen, was er malen, und pen_254.012 was er nicht malen kann; aber damit ist pen_254.013 noch nicht so ganz ausgemacht, was er pen_254.014 nun wirklich auch malen solle? – Der pen_254.015 Zweck, von dem wir gleich Anfangs sprachen, pen_254.016 und um deswillen ihm der klare pen_254.017 Begriff des Ganzen, oder der allgemeine pen_254.018 der Gattung keine Genüge thut, liegt entweder pen_254.019 in der Beschreibung selbst, oder pen_254.020 außerhalb der Beschreibung. Entweder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/297
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/297>, abgerufen am 24.11.2024.