Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
pen_243.001

Jeder Versuch, den man deswegen anstellte, pen_243.002
würde eben so vergeblich seyn, pen_243.003
als der Versuch eines ältern Dichters, das pen_243.004
Besondere in dem Glanz der Abendröthe pen_243.005
mit etwas anderm als dem eigenthümlichen pen_243.006
Worte auszudrücken:

pen_243.007

Wenn man zerschmolznes Gold, recht da es pen_243.008
blinket, sieht;
pen_243.009
Und es das holde Roth das auf den Rosen pen_243.010
glüht,
pen_243.011
Mit jenem möglich wär zusammen zu vereinen: pen_243.012
Würd es bei diesem Glanz wie falbe Schatten pen_243.013
scheinen.

pen_243.014

Brockes.

pen_243.015

Also kurz: Gegenstände und Erscheinungen pen_243.016
von eigener unbekannter Art pen_243.017
kann uns der Dichter unmöglich durch pen_243.018
seine Beschreibung erst kennen lehren; pen_243.019
und wenn er das nicht kann, so muß er pen_243.020
es auch nicht wollen. Er muß Acht geben, pen_243.021
daß er nur lauter Gegenstände von

pen_243.001

Jeder Versuch, den man deswegen anstellte, pen_243.002
würde eben so vergeblich seyn, pen_243.003
als der Versuch eines ältern Dichters, das pen_243.004
Besondere in dem Glanz der Abendröthe pen_243.005
mit etwas anderm als dem eigenthümlichen pen_243.006
Worte auszudrücken:

pen_243.007

Wenn man zerschmolznes Gold, recht da es pen_243.008
blinket, sieht;
pen_243.009
Und es das holde Roth das auf den Rosen pen_243.010
glüht,
pen_243.011
Mit jenem möglich wär zusammen zu vereinen: pen_243.012
Würd es bei diesem Glanz wie falbe Schatten pen_243.013
scheinen.

pen_243.014

Brockes.

pen_243.015

  Also kurz: Gegenstände und Erscheinungen pen_243.016
von eigener unbekannter Art pen_243.017
kann uns der Dichter unmöglich durch pen_243.018
seine Beschreibung erst kennen lehren; pen_243.019
und wenn er das nicht kann, so muß er pen_243.020
es auch nicht wollen. Er muß Acht geben, pen_243.021
daß er nur lauter Gegenstände von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0286" n="243"/>
        <lb n="pen_243.001"/>
        <p>Jeder Versuch, den man deswegen anstellte, <lb n="pen_243.002"/>
würde eben so vergeblich seyn, <lb n="pen_243.003"/>
als der Versuch eines ältern Dichters, das <lb n="pen_243.004"/>
Besondere in dem Glanz der Abendröthe <lb n="pen_243.005"/>
mit etwas anderm als dem eigenthümlichen <lb n="pen_243.006"/>
Worte auszudrücken:</p>
        <lb n="pen_243.007"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>Wenn man zerschmolznes Gold, recht da es <lb n="pen_243.008"/>
blinket, sieht;</l>
              <lb n="pen_243.009"/>
              <l>Und es das holde Roth das auf den Rosen <lb n="pen_243.010"/>
glüht,</l>
              <lb n="pen_243.011"/>
              <l>Mit jenem möglich wär zusammen zu vereinen:</l>
              <lb n="pen_243.012"/>
              <l>Würd es bei diesem Glanz wie falbe Schatten <lb n="pen_243.013"/>
scheinen.</l>
            </lg>
          </hi> </p>
        <lb n="pen_243.014"/>
        <p> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">Brockes.</hi> </hi> </hi> </p>
        <lb n="pen_243.015"/>
        <p>  Also kurz: Gegenstände und Erscheinungen <lb n="pen_243.016"/>
von eigener <hi rendition="#i">unbekannter Art</hi> <lb n="pen_243.017"/>
kann uns der Dichter unmöglich durch <lb n="pen_243.018"/>
seine Beschreibung erst kennen lehren; <lb n="pen_243.019"/>
und wenn er das nicht kann, so muß er <lb n="pen_243.020"/>
es auch nicht wollen. Er muß Acht geben, <lb n="pen_243.021"/>
daß er nur lauter Gegenstände von
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0286] pen_243.001 Jeder Versuch, den man deswegen anstellte, pen_243.002 würde eben so vergeblich seyn, pen_243.003 als der Versuch eines ältern Dichters, das pen_243.004 Besondere in dem Glanz der Abendröthe pen_243.005 mit etwas anderm als dem eigenthümlichen pen_243.006 Worte auszudrücken: pen_243.007 Wenn man zerschmolznes Gold, recht da es pen_243.008 blinket, sieht; pen_243.009 Und es das holde Roth das auf den Rosen pen_243.010 glüht, pen_243.011 Mit jenem möglich wär zusammen zu vereinen: pen_243.012 Würd es bei diesem Glanz wie falbe Schatten pen_243.013 scheinen. pen_243.014 Brockes. pen_243.015   Also kurz: Gegenstände und Erscheinungen pen_243.016 von eigener unbekannter Art pen_243.017 kann uns der Dichter unmöglich durch pen_243.018 seine Beschreibung erst kennen lehren; pen_243.019 und wenn er das nicht kann, so muß er pen_243.020 es auch nicht wollen. Er muß Acht geben, pen_243.021 daß er nur lauter Gegenstände von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/286
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/286>, abgerufen am 18.05.2024.