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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Des II. Buchs III. Cap.
die zubereitete erde unten und oben kommet: die wurzeln aber in gantz dünn und
mager erdreich mitten ein/ in meinung/ daß sie solcher gestalt nicht so leicht anfaulen.

Wenn die blühe vorbey und das kraut nun abfället/ so wartet nicht über acht
oder neun tage/ sondern hebet die Wurzeln wieder aus dem erdreich/ trucknet sie im
schatten/ saubert sie vom koht und von den kleinen wurzeln/ schneidet das anbrüchige
weg/ so etwas vorhanden/ bis der schnitt weiß und frisch scheinet: lasset sie also auff
einem tische oder in einer schachtel liegen/ so werden sie einschrumpffen und so hart
werden wie horn oder knochen. Jedoch schadet ihnen solche härtigkeit nicht/ sondern
sie können also wol ein halb jahr dawren/ wann man sie ein zulegen nicht eher belieben
tragen möchte: sonst sind zu ihrer abtrucknung sechs Wochen gnug.

Solte es sich auch zutragen/ daß sie nicht frech auffwüchsen/ sondern das
kraut gelb und welck würde/ so ist es eine anzeigung/ daß die Wurzel anbrüchig/ oder
daß die enden faulen. Derhalben hebet sie ohn verzug aus/ saubert sie/ schneidet den
anbruch weg/ trucknet sie einen Monat/ und leget sie in ein ander frisch zubereites
erdreich/ eben wie kurtz zuvor gelehret worden. Solch umbsetzen muß so offt zur
hand genommen werden/ als man spüret/ daß sie krancken.

Die Anemonen haben zwar/ wie andre Gewächse/ ihre gewisse zeit zu blühen/
die erfahrung aber hat diesen handgrieff gezeiget/ dadurch man ihre Blühezeit nach
belieben versetzen kan. Wann die wurzeln obgedachter massen gesaubert/ und einen
Monat lang abgetrucknet worden/ so leget man sie mit trucknem sande in einen rei-
nen topff/ stellet sie in eine truckne kammer so lange/ bis man davon einlegen wil.
Jm Januario füllet im Pommerantzen-hause ein gefäß mit behörlicher erde an/ leget
zween tage vor dem Vollenmond etliche wurzeln hinein: so werden selbige nach ver-
lauff zweener Monaten ihre rößlein bringen. Jndessen leget abermahl andre wur-
zeln ein im Februario/ Martio/ und allen folgenden Monaten/ so könnet ihr das
gantze jahr über von ihnen frische blumen/ darunter jedoch zuweilen wol einige miß-
rathen oder gar aussen bleiben/ erlangen: welche tugend dann ihr sonst von keinem
andern Gewächse leicht zu erwarten habet. Wollet ihr auch/ daß nicht allein ewer
gefässe/ sondern auch ewre gartenbette mit diesen rößlein prangen sollen/ solches kan
ebener massen geschehen/ aber nicht das gantze jahr durch/ sintemahl die lange winter-
zeit in diesen Mitternächtigen Landen solche continuation zerreisset.

Die Vermehrung der Anemonen beschiehet auff zweyerley wege. Erstlich
bemühet euch aus der fremde zu erlangen recht reiffen Samen/ sintemahl sotaner bey
uns nicht zu hoffen/ säet denselben im Januario auff ein gefäß bey vollen Mondschein
nicht gar tieff: nach drey Monaten allererst beginnet derselbe aus der erde zu kei-
men/ zur blüht aber kommen diese junge pfläntzlein vor dem andern oder dritten jahr
nicht/ jedoch geben sie von allerhand farben einfache und volle rößlein. Die andre
und bey uns meist bräuchliche vermehrung geschiehet durch zerbrechung der wurzeln
in zimliche stück: sintemahl aus gar kleinen langsam blumen zu hoffen. Solche
abgebrochene stücke werden eben also wieder eingeleget/ und gehandhabet/ wie die
hauptwurzeln/ so bringen sie noch dasselbe jahr ihre blumen.

Schließlich hat die erfahrung gelehret/ daß in warmen Gärten so zwischen
gebäwden liegen/ und bey gelinden wintern/ die Anemonen auch unter unserm
Climate im offnen lande keinen schaden leiden: jedoch ist nicht allzeit zu trawen/

son-

Des II. Buchs III. Cap.
die zubereitete erde unten und oben kommet: die wurzeln aber in gantz duͤnn und
mager erdreich mitten ein/ in meinung/ daß ſie ſolcher geſtalt nicht ſo leicht anfaulen.

Wenn die bluͤhe vorbey und das kraut nun abfaͤllet/ ſo wartet nicht uͤber acht
oder neun tage/ ſondern hebet die Wurzeln wieder aus dem erdreich/ trucknet ſie im
ſchatten/ ſaubert ſie vom koht und von den kleinen wurzeln/ ſchneidet das anbruͤchige
weg/ ſo etwas vorhanden/ bis der ſchnitt weiß und friſch ſcheinet: laſſet ſie alſo auff
einem tiſche oder in einer ſchachtel liegen/ ſo werden ſie einſchrumpffen und ſo hart
werden wie horn oder knochen. Jedoch ſchadet ihnen ſolche haͤrtigkeit nicht/ ſondern
ſie koͤnnen alſo wol ein halb jahr dawren/ wann man ſie ein zulegen nicht eher belieben
tragen moͤchte: ſonſt ſind zu ihrer abtrucknung ſechs Wochen gnug.

Solte es ſich auch zutragen/ daß ſie nicht frech auffwuͤchſen/ ſondern das
kraut gelb und welck wuͤrde/ ſo iſt es eine anzeigung/ daß die Wurzel anbruͤchig/ oder
daß die enden faulen. Derhalben hebet ſie ohn verzug aus/ ſaubert ſie/ ſchneidet den
anbruch weg/ trucknet ſie einen Monat/ und leget ſie in ein ander friſch zubereites
erdreich/ eben wie kurtz zuvor gelehret worden. Solch umbſetzen muß ſo offt zur
hand genommen werden/ als man ſpuͤret/ daß ſie krancken.

Die Anemonen haben zwar/ wie andre Gewaͤchſe/ ihre gewiſſe zeit zu bluͤhen/
die erfahrung aber hat dieſen handgrieff gezeiget/ dadurch man ihre Bluͤhezeit nach
belieben verſetzen kan. Wann die wurzeln obgedachter maſſen geſaubert/ und einen
Monat lang abgetrucknet worden/ ſo leget man ſie mit trucknem ſande in einen rei-
nen topff/ ſtellet ſie in eine truckne kammer ſo lange/ bis man davon einlegen wil.
Jm Januario fuͤllet im Pommerantzen-hauſe ein gefaͤß mit behoͤrlicher erde an/ leget
zween tage vor dem Vollenmond etliche wurzeln hinein: ſo werden ſelbige nach ver-
lauff zweener Monaten ihre roͤßlein bringen. Jndeſſen leget abermahl andre wur-
zeln ein im Februario/ Martio/ und allen folgenden Monaten/ ſo koͤnnet ihr das
gantze jahr uͤber von ihnen friſche blumen/ darunter jedoch zuweilen wol einige miß-
rathen oder gar auſſen bleiben/ erlangen: welche tugend dann ihr ſonſt von keinem
andern Gewaͤchſe leicht zu erwarten habet. Wollet ihr auch/ daß nicht allein ewer
gefaͤſſe/ ſondern auch ewre gartenbette mit dieſen roͤßlein prangen ſollen/ ſolches kan
ebener maſſen geſchehen/ aber nicht das gantze jahr durch/ ſintemahl die lange winter-
zeit in dieſen Mitternaͤchtigen Landen ſolche continuation zerreiſſet.

Die Vermehrung der Anemonen beſchiehet auff zweyerley wege. Erſtlich
bemuͤhet euch aus der fremde zu erlangen recht reiffen Samen/ ſintemahl ſotaner bey
uns nicht zu hoffen/ ſaͤet denſelben im Januario auff ein gefaͤß bey vollen Mondſchein
nicht gar tieff: nach drey Monaten allererſt beginnet derſelbe aus der erde zu kei-
men/ zur bluͤht aber kommen dieſe junge pflaͤntzlein vor dem andern oder dritten jahr
nicht/ jedoch geben ſie von allerhand farben einfache und volle roͤßlein. Die andre
und bey uns meiſt braͤuchliche vermehrung geſchiehet durch zerbrechung der wurzeln
in zimliche ſtuͤck: ſintemahl aus gar kleinen langſam blumen zu hoffen. Solche
abgebrochene ſtuͤcke werden eben alſo wieder eingeleget/ und gehandhabet/ wie die
hauptwurzeln/ ſo bringen ſie noch daſſelbe jahr ihre blumen.

Schließlich hat die erfahrung gelehret/ daß in warmen Gaͤrten ſo zwiſchen
gebaͤwden liegen/ und bey gelinden wintern/ die Anemonen auch unter unſerm
Climate im offnen lande keinen ſchaden leiden: jedoch iſt nicht allzeit zu trawen/

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[50/0082] Des II. Buchs III. Cap. die zubereitete erde unten und oben kommet: die wurzeln aber in gantz duͤnn und mager erdreich mitten ein/ in meinung/ daß ſie ſolcher geſtalt nicht ſo leicht anfaulen. Wenn die bluͤhe vorbey und das kraut nun abfaͤllet/ ſo wartet nicht uͤber acht oder neun tage/ ſondern hebet die Wurzeln wieder aus dem erdreich/ trucknet ſie im ſchatten/ ſaubert ſie vom koht und von den kleinen wurzeln/ ſchneidet das anbruͤchige weg/ ſo etwas vorhanden/ bis der ſchnitt weiß und friſch ſcheinet: laſſet ſie alſo auff einem tiſche oder in einer ſchachtel liegen/ ſo werden ſie einſchrumpffen und ſo hart werden wie horn oder knochen. Jedoch ſchadet ihnen ſolche haͤrtigkeit nicht/ ſondern ſie koͤnnen alſo wol ein halb jahr dawren/ wann man ſie ein zulegen nicht eher belieben tragen moͤchte: ſonſt ſind zu ihrer abtrucknung ſechs Wochen gnug. Solte es ſich auch zutragen/ daß ſie nicht frech auffwuͤchſen/ ſondern das kraut gelb und welck wuͤrde/ ſo iſt es eine anzeigung/ daß die Wurzel anbruͤchig/ oder daß die enden faulen. Derhalben hebet ſie ohn verzug aus/ ſaubert ſie/ ſchneidet den anbruch weg/ trucknet ſie einen Monat/ und leget ſie in ein ander friſch zubereites erdreich/ eben wie kurtz zuvor gelehret worden. Solch umbſetzen muß ſo offt zur hand genommen werden/ als man ſpuͤret/ daß ſie krancken. Die Anemonen haben zwar/ wie andre Gewaͤchſe/ ihre gewiſſe zeit zu bluͤhen/ die erfahrung aber hat dieſen handgrieff gezeiget/ dadurch man ihre Bluͤhezeit nach belieben verſetzen kan. Wann die wurzeln obgedachter maſſen geſaubert/ und einen Monat lang abgetrucknet worden/ ſo leget man ſie mit trucknem ſande in einen rei- nen topff/ ſtellet ſie in eine truckne kammer ſo lange/ bis man davon einlegen wil. Jm Januario fuͤllet im Pommerantzen-hauſe ein gefaͤß mit behoͤrlicher erde an/ leget zween tage vor dem Vollenmond etliche wurzeln hinein: ſo werden ſelbige nach ver- lauff zweener Monaten ihre roͤßlein bringen. Jndeſſen leget abermahl andre wur- zeln ein im Februario/ Martio/ und allen folgenden Monaten/ ſo koͤnnet ihr das gantze jahr uͤber von ihnen friſche blumen/ darunter jedoch zuweilen wol einige miß- rathen oder gar auſſen bleiben/ erlangen: welche tugend dann ihr ſonſt von keinem andern Gewaͤchſe leicht zu erwarten habet. Wollet ihr auch/ daß nicht allein ewer gefaͤſſe/ ſondern auch ewre gartenbette mit dieſen roͤßlein prangen ſollen/ ſolches kan ebener maſſen geſchehen/ aber nicht das gantze jahr durch/ ſintemahl die lange winter- zeit in dieſen Mitternaͤchtigen Landen ſolche continuation zerreiſſet. Die Vermehrung der Anemonen beſchiehet auff zweyerley wege. Erſtlich bemuͤhet euch aus der fremde zu erlangen recht reiffen Samen/ ſintemahl ſotaner bey uns nicht zu hoffen/ ſaͤet denſelben im Januario auff ein gefaͤß bey vollen Mondſchein nicht gar tieff: nach drey Monaten allererſt beginnet derſelbe aus der erde zu kei- men/ zur bluͤht aber kommen dieſe junge pflaͤntzlein vor dem andern oder dritten jahr nicht/ jedoch geben ſie von allerhand farben einfache und volle roͤßlein. Die andre und bey uns meiſt braͤuchliche vermehrung geſchiehet durch zerbrechung der wurzeln in zimliche ſtuͤck: ſintemahl aus gar kleinen langſam blumen zu hoffen. Solche abgebrochene ſtuͤcke werden eben alſo wieder eingeleget/ und gehandhabet/ wie die hauptwurzeln/ ſo bringen ſie noch daſſelbe jahr ihre blumen. Schließlich hat die erfahrung gelehret/ daß in warmen Gaͤrten ſo zwiſchen gebaͤwden liegen/ und bey gelinden wintern/ die Anemonen auch unter unſerm Climate im offnen lande keinen ſchaden leiden: jedoch iſt nicht allzeit zu trawen/ ſon-

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/82>, abgerufen am 23.11.2024.