Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Des IV. Buchs VI. Cap.
bast oder leinwand drüber her. Johann Royer heisset eine Baumsalbe zu den ver-
wundeten Bäumen also bereiten: Nehmet Wachs/ ungesaltzene Butter/ frischen
Schaff-talg/ und Hartz jedes sechs loht: Safft von Wallwurtz/ und Jbischwurtz
zerstossen und durch ein hären tuch gestrichen/ Honig/ Terpenthin jedes drey loht:
lasset es alles zusammen über gelindem fewer sieden/ rühret die materien wol
durch einander/ und nachdem es erkaltet/ verwahret es zum gebrauch.

Wer die Kosten sparen wil/ machet nur ein Baum-leim also. Nehmet zwey
theil Kühekoht/ und einen theil weichen Leim: menget beydes wol durch einander/
und brauchet es die schadhafften bäume damit zu verstreichen. Sotanen Baum-
leim feucht und linde zu behalten/ ist nöhtig/ daß ihr denselben in einen brettern kasten
schlaget/ und ihn also an einem schattigen ort eingrabet: sonst wird er hart/ und zum
geschwinden brauch ungeschickt.

IX. Der frembden Bäumlein Cure.

Wer die bisher erzehlte acht gebrechen der bäume ins gemein/ und ihre heilung
begriffen/ der wird leicht auch schliessen können/ wie mit denen fremden ümbzugehen
seyn möchte. Jedoch allen zweiffel zu verhüten/ wollen wir davon diesen besondern/
nur kurtz-gefasten bericht fürtragen.

Wenn eines ewer ausländischen Bäumlein zu trauern anfänget/ so grabet
zur Wurzel: wohnen etwa Ameisen oder andere schädliche würme da/ so zerstöret
ihnen ihr nest: ist die wurzel anbrüchig oder angefaulet, so verschneidet sie bis auffs
gesunde/ und beschüttet es wieder mit guter frischer erde. Hat die Wurzel keinen
mangel/ und der baum wil doch nicht fort: So gebet ihm eine tünchung durch asche/
also daß ihr Kürbis-Melonen-Gurcken-blätter samt ihren reben/ wie auch allerley
Pappeln-blätter und Bonenstroh durch einander menget/ und es zusammen verbren-
net: diese asche strewet ümb die wurzeln/ und scharret die erde wieder drüber
her: begiesset sie zu zeiten mit Ochsen oder Kälberblut/ so erheben sie sich von
newen.

Es suchen auch einige die wurzeln zu tünchen und den baum wieder zu erfri-
schen also/ daß sie eine todte Krähe/ Huhn/ Hund/ abgestreifften Fuchs oder derglei-
chen aaß zu der wurzel graben/ und verscharren. Das Schröpffen wollen sie
nicht so wol/ als die einheimische bäume vertragen: sehe man aber augenscheinlich/
daß ein bäumlein durch zuviel feuchtigkeit beschweret würde/ so könte man ihm im
Majo oder Junio ein wenig lufft machen/ jedoch daß das anffritzen mit dem messer
gantz fürsichtig und behend geschehe/ und zwar ausser den tagen/ da der Mond im
Krebs oder Scorpion sich befindet.



Das

Des IV. Buchs VI. Cap.
baſt oder leinwand druͤber her. Johann Royer heiſſet eine Baumſalbe zu den ver-
wundeten Baͤumen alſo bereiten: Nehmet Wachs/ ungeſaltzene Butter/ friſchen
Schaff-talg/ und Hartz jedes ſechs loht: Safft von Wallwurtz/ und Jbiſchwurtz
zerſtoſſen und durch ein haͤren tuch geſtrichen/ Honig/ Terpenthin jedes drey loht:
laſſet es alles zuſammen uͤber gelindem fewer ſieden/ ruͤhret die materien wol
durch einander/ und nachdem es erkaltet/ verwahret es zum gebrauch.

Wer die Koſten ſparen wil/ machet nur ein Baum-leim alſo. Nehmet zwey
theil Kuͤhekoht/ und einen theil weichen Leim: menget beydes wol durch einander/
und brauchet es die ſchadhafften baͤume damit zu verſtreichen. Sotanen Baum-
leim feucht und linde zu behalten/ iſt noͤhtig/ daß ihr denſelben in einen brettern kaſten
ſchlaget/ und ihn alſo an einem ſchattigen ort eingrabet: ſonſt wird er hart/ und zum
geſchwinden brauch ungeſchickt.

IX. Der frembden Baͤumlein Cure.

Wer die bisher erzehlte acht gebrechen der baͤume ins gemein/ und ihre heilung
begriffen/ der wird leicht auch ſchlieſſen koͤnnen/ wie mit denen fremden uͤmbzugehen
ſeyn moͤchte. Jedoch allen zweiffel zu verhuͤten/ wollen wir davon dieſen beſondern/
nur kurtz-gefaſten bericht fuͤrtragen.

Wenn eines ewer auslaͤndiſchen Baͤumlein zu trauern anfaͤnget/ ſo grabet
zur Wurzel: wohnen etwa Ameiſen oder andere ſchaͤdliche wuͤrme da/ ſo zerſtoͤret
ihnen ihr neſt: iſt die wurzel anbruͤchig oder angefaulet, ſo verſchneidet ſie bis auffs
geſunde/ und beſchuͤttet es wieder mit guter friſcher erde. Hat die Wurzel keinen
mangel/ und der baum wil doch nicht fort: So gebet ihm eine tuͤnchung durch aſche/
alſo daß ihr Kuͤrbis-Melonen-Gurcken-blaͤtter ſamt ihren reben/ wie auch allerley
Pappeln-blaͤtter und Bonenſtroh durch einander menget/ und es zuſammen verbren-
net: dieſe aſche ſtrewet uͤmb die wurzeln/ und ſcharret die erde wieder druͤber
her: begieſſet ſie zu zeiten mit Ochſen oder Kaͤlberblut/ ſo erheben ſie ſich von
newen.

Es ſuchen auch einige die wurzeln zu tuͤnchen und den baum wieder zu erfri-
ſchen alſo/ daß ſie eine todte Kraͤhe/ Huhn/ Hund/ abgeſtreifften Fuchs oder derglei-
chen aaß zu der wurzel graben/ und verſcharren. Das Schroͤpffen wollen ſie
nicht ſo wol/ als die einheimiſche baͤume vertragen: ſehe man aber augenſcheinlich/
daß ein baͤumlein durch zuviel feuchtigkeit beſchweret wuͤrde/ ſo koͤnte man ihm im
Majo oder Junio ein wenig lufft machen/ jedoch daß das anffritzen mit dem meſſer
gantz fuͤrſichtig und behend geſchehe/ und zwar auſſer den tagen/ da der Mond im
Krebs oder Scorpion ſich befindet.



Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0232" n="196"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des <hi rendition="#aq">IV.</hi> Buchs <hi rendition="#aq">VI.</hi> Cap.</hi></fw><lb/>
ba&#x017F;t oder leinwand dru&#x0364;ber her. Johann Royer hei&#x017F;&#x017F;et eine Baum&#x017F;albe zu den ver-<lb/>
wundeten Ba&#x0364;umen al&#x017F;o bereiten: Nehmet Wachs/ unge&#x017F;altzene Butter/ fri&#x017F;chen<lb/>
Schaff-talg/ und Hartz jedes &#x017F;echs loht: Safft von Wallwurtz/ und Jbi&#x017F;chwurtz<lb/>
zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en und durch ein ha&#x0364;ren tuch ge&#x017F;trichen/ Honig/ Terpenthin jedes drey loht:<lb/>
la&#x017F;&#x017F;et es alles zu&#x017F;ammen u&#x0364;ber gelindem fewer &#x017F;ieden/ ru&#x0364;hret die materien wol<lb/>
durch einander/ und nachdem es erkaltet/ verwahret es zum gebrauch.</p><lb/>
              <p>Wer die Ko&#x017F;ten &#x017F;paren wil/ machet nur ein Baum-leim al&#x017F;o. Nehmet zwey<lb/>
theil Ku&#x0364;hekoht/ und einen theil weichen Leim: menget beydes wol durch einander/<lb/>
und brauchet es die &#x017F;chadhafften ba&#x0364;ume damit zu ver&#x017F;treichen. Sotanen Baum-<lb/>
leim feucht und linde zu behalten/ i&#x017F;t no&#x0364;htig/ daß ihr den&#x017F;elben in einen brettern ka&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;chlaget/ und ihn al&#x017F;o an einem &#x017F;chattigen ort eingrabet: &#x017F;on&#x017F;t wird er hart/ und zum<lb/>
ge&#x017F;chwinden brauch unge&#x017F;chickt.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IX.</hi> Der frembden Ba&#x0364;umlein Cure.</hi> </head><lb/>
              <p>Wer die bisher erzehlte acht gebrechen der ba&#x0364;ume ins gemein/ und ihre heilung<lb/>
begriffen/ der wird leicht auch &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ wie mit denen fremden u&#x0364;mbzugehen<lb/>
&#x017F;eyn mo&#x0364;chte. Jedoch allen zweiffel zu verhu&#x0364;ten/ wollen wir davon die&#x017F;en be&#x017F;ondern/<lb/>
nur kurtz-gefa&#x017F;ten bericht fu&#x0364;rtragen.</p><lb/>
              <p>Wenn eines ewer ausla&#x0364;ndi&#x017F;chen Ba&#x0364;umlein zu trauern anfa&#x0364;nget/ &#x017F;o grabet<lb/>
zur Wurzel: wohnen etwa Amei&#x017F;en oder andere &#x017F;cha&#x0364;dliche wu&#x0364;rme da/ &#x017F;o zer&#x017F;to&#x0364;ret<lb/>
ihnen ihr ne&#x017F;t: i&#x017F;t die wurzel anbru&#x0364;chig oder angefaulet, &#x017F;o ver&#x017F;chneidet &#x017F;ie bis auffs<lb/>
ge&#x017F;unde/ und be&#x017F;chu&#x0364;ttet es wieder mit guter fri&#x017F;cher erde. Hat die Wurzel keinen<lb/>
mangel/ und der baum wil doch nicht fort: So gebet ihm eine tu&#x0364;nchung durch a&#x017F;che/<lb/>
al&#x017F;o daß ihr Ku&#x0364;rbis-Melonen-Gurcken-bla&#x0364;tter &#x017F;amt ihren reben/ wie auch allerley<lb/>
Pappeln-bla&#x0364;tter und Bonen&#x017F;troh durch einander menget/ und es zu&#x017F;ammen verbren-<lb/>
net: die&#x017F;e a&#x017F;che &#x017F;trewet u&#x0364;mb die wurzeln/ und &#x017F;charret die erde wieder dru&#x0364;ber<lb/>
her: begie&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ie zu zeiten mit Och&#x017F;en oder Ka&#x0364;lberblut/ &#x017F;o erheben &#x017F;ie &#x017F;ich von<lb/>
newen.</p><lb/>
              <p>Es &#x017F;uchen auch einige die wurzeln zu tu&#x0364;nchen und den baum wieder zu erfri-<lb/>
&#x017F;chen al&#x017F;o/ daß &#x017F;ie eine todte Kra&#x0364;he/ Huhn/ Hund/ abge&#x017F;treifften Fuchs oder derglei-<lb/>
chen aaß zu der wurzel graben/ und ver&#x017F;charren. Das Schro&#x0364;pffen wollen &#x017F;ie<lb/>
nicht &#x017F;o wol/ als die einheimi&#x017F;che ba&#x0364;ume vertragen: &#x017F;ehe man aber augen&#x017F;cheinlich/<lb/>
daß ein ba&#x0364;umlein durch zuviel feuchtigkeit be&#x017F;chweret wu&#x0364;rde/ &#x017F;o ko&#x0364;nte man ihm im<lb/>
Majo oder Junio ein wenig lufft machen/ jedoch daß das anffritzen mit dem me&#x017F;&#x017F;er<lb/>
gantz fu&#x0364;r&#x017F;ichtig und behend ge&#x017F;chehe/ und zwar au&#x017F;&#x017F;er den tagen/ da der Mond im<lb/>
Krebs oder Scorpion &#x017F;ich befindet.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Das</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0232] Des IV. Buchs VI. Cap. baſt oder leinwand druͤber her. Johann Royer heiſſet eine Baumſalbe zu den ver- wundeten Baͤumen alſo bereiten: Nehmet Wachs/ ungeſaltzene Butter/ friſchen Schaff-talg/ und Hartz jedes ſechs loht: Safft von Wallwurtz/ und Jbiſchwurtz zerſtoſſen und durch ein haͤren tuch geſtrichen/ Honig/ Terpenthin jedes drey loht: laſſet es alles zuſammen uͤber gelindem fewer ſieden/ ruͤhret die materien wol durch einander/ und nachdem es erkaltet/ verwahret es zum gebrauch. Wer die Koſten ſparen wil/ machet nur ein Baum-leim alſo. Nehmet zwey theil Kuͤhekoht/ und einen theil weichen Leim: menget beydes wol durch einander/ und brauchet es die ſchadhafften baͤume damit zu verſtreichen. Sotanen Baum- leim feucht und linde zu behalten/ iſt noͤhtig/ daß ihr denſelben in einen brettern kaſten ſchlaget/ und ihn alſo an einem ſchattigen ort eingrabet: ſonſt wird er hart/ und zum geſchwinden brauch ungeſchickt. IX. Der frembden Baͤumlein Cure. Wer die bisher erzehlte acht gebrechen der baͤume ins gemein/ und ihre heilung begriffen/ der wird leicht auch ſchlieſſen koͤnnen/ wie mit denen fremden uͤmbzugehen ſeyn moͤchte. Jedoch allen zweiffel zu verhuͤten/ wollen wir davon dieſen beſondern/ nur kurtz-gefaſten bericht fuͤrtragen. Wenn eines ewer auslaͤndiſchen Baͤumlein zu trauern anfaͤnget/ ſo grabet zur Wurzel: wohnen etwa Ameiſen oder andere ſchaͤdliche wuͤrme da/ ſo zerſtoͤret ihnen ihr neſt: iſt die wurzel anbruͤchig oder angefaulet, ſo verſchneidet ſie bis auffs geſunde/ und beſchuͤttet es wieder mit guter friſcher erde. Hat die Wurzel keinen mangel/ und der baum wil doch nicht fort: So gebet ihm eine tuͤnchung durch aſche/ alſo daß ihr Kuͤrbis-Melonen-Gurcken-blaͤtter ſamt ihren reben/ wie auch allerley Pappeln-blaͤtter und Bonenſtroh durch einander menget/ und es zuſammen verbren- net: dieſe aſche ſtrewet uͤmb die wurzeln/ und ſcharret die erde wieder druͤber her: begieſſet ſie zu zeiten mit Ochſen oder Kaͤlberblut/ ſo erheben ſie ſich von newen. Es ſuchen auch einige die wurzeln zu tuͤnchen und den baum wieder zu erfri- ſchen alſo/ daß ſie eine todte Kraͤhe/ Huhn/ Hund/ abgeſtreifften Fuchs oder derglei- chen aaß zu der wurzel graben/ und verſcharren. Das Schroͤpffen wollen ſie nicht ſo wol/ als die einheimiſche baͤume vertragen: ſehe man aber augenſcheinlich/ daß ein baͤumlein durch zuviel feuchtigkeit beſchweret wuͤrde/ ſo koͤnte man ihm im Majo oder Junio ein wenig lufft machen/ jedoch daß das anffritzen mit dem meſſer gantz fuͤrſichtig und behend geſchehe/ und zwar auſſer den tagen/ da der Mond im Krebs oder Scorpion ſich befindet. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/232
Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/232>, abgerufen am 09.10.2024.