Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.Des IV. Buchs I. Cap. Es sind aber fürnehmlich drey Figuren/ welche zu solcher Baum-ordnung am füglich-sten sich schicken: Ein gerades Quadrat/ Ein geschoben Quadrat/ und ein Rundel. [Abbildung] Diese werden mit einer Haspelschnur abgemessen/ die durchschnitte 30. oder 40. fuß von einander gesetzet/ und mit eingestochenen stäben bezeichnet/ wie aus beygefügten Entwurff ein jeder leicht finden kan. Die erste figur/ Quadrata, ist im abstechen die leichteste. die mittelste/ Quincunx, die zierlichste: die letzte/ Rotunda, ist am we- nigsten breuchlich. Die Distantz der Bäume ist sehr unterschieden/ und siehet man billich auff Wenn aber nunmehr die Figur mit rechter Distantz verfertiget/ so fraget es IV. Lust und Nutz. Allhier entstehet ein streit zwischen der Blumen-göttin Flora/ und Pomona der
Des IV. Buchs I. Cap. Es ſind aber fuͤrnehmlich drey Figuren/ welche zu ſolcher Baum-ordnung am fuͤglich-ſten ſich ſchicken: Ein gerades Quadrat/ Ein geſchoben Quadrat/ und ein Rundel. [Abbildung] Dieſe werden mit einer Haſpelſchnur abgemeſſen/ die durchſchnitte 30. oder 40. fuß von einander geſetzet/ und mit eingeſtochenen ſtaͤben bezeichnet/ wie aus beygefuͤgten Entwurff ein jeder leicht finden kan. Die erſte figur/ Quadrata, iſt im abſtechen die leichteſte. die mittelſte/ Quincunx, die zierlichſte: die letzte/ Rotunda, iſt am we- nigſten breuchlich. Die Diſtantz der Baͤume iſt ſehr unterſchieden/ und ſiehet man billich auff Wenn aber nunmehr die Figur mit rechter Diſtantz verfertiget/ ſo fraget es IV. Luſt und Nutz. Allhier entſtehet ein ſtreit zwiſchen der Blumen-goͤttin Flora/ und Pomona der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0198" n="164"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des <hi rendition="#aq">IV.</hi> Buchs <hi rendition="#aq">I.</hi> Cap.</hi></fw><lb/> Es ſind aber fuͤrnehmlich drey Figuren/ welche zu ſolcher Baum-ordnung am fuͤglich-<lb/> ſten ſich ſchicken: Ein gerades Quadrat/ Ein geſchoben Quadrat/ und ein Rundel.<lb/><figure><p/></figure> Dieſe werden mit einer Haſpelſchnur abgemeſſen/ die durchſchnitte 30. oder 40. fuß<lb/> von einander geſetzet/ und mit eingeſtochenen ſtaͤben bezeichnet/ wie aus beygefuͤgten<lb/> Entwurff ein jeder leicht finden kan. Die erſte figur/ <hi rendition="#aq">Quadrata,</hi> iſt im abſtechen die<lb/> leichteſte. die mittelſte/ <hi rendition="#aq">Quincunx,</hi> die zierlichſte: die letzte/ <hi rendition="#aq">Rotunda,</hi> iſt am we-<lb/> nigſten breuchlich.</p><lb/> <p>Die Diſtantz der Baͤume iſt ſehr unterſchieden/ und ſiehet man billich auff<lb/> dreyerley. 1. Auff die groͤſſe der baͤume. Alſo erfodert das Kern-obſt einen raum<lb/> von dreyßig bis vierzig fuß: da hergegen das Stein-obſt mit zwantzig fuß vergnuͤget<lb/> iſt. 2. Auff die guͤtigkeit des Bodens. Dann/ iſt derſelbe ſehr fett und traͤgtig/<lb/> ſo erfodern die drauff wachſende baͤume einen weitern raum/ weil ſie ſich daſelbſt<lb/> mehr/ als auff einen magern und geringen ausbreiten. 3. Auff den Wind. Sin-<lb/> temahl/ iſt der ort hefftigen Winden ſehr unterworffen/ ſo ſetzet die baͤume etwas<lb/> dichter/ damit ſie einander ſo viel mehr beſchirmen/ und alſo weniger ſchaden leiden<lb/> moͤgen.</p><lb/> <p>Wenn aber nunmehr die Figur mit rechter Diſtantz verfertiget/ ſo fraget es<lb/> ſich: Was fuͤr art baͤume nuͤtzlich zuſammen geſellet werden koͤnnen? Einige haben<lb/> allhie ihre luſt/ daß ſie das Winter-obſt auff einen beſondern platz/ das Sommer-obſt<lb/> imgleichen auff einen beſondern pflantzen. Andere zeugen gewiſſe reihen Birnbaͤu-<lb/> me/ und gewiſſe reihen Apffelbaͤume abſonderlich: wiewol dieſe zwo arten wechſel-<lb/> weiſe einen uͤmb den andern geſetzet/ einander ſehr wol fugen/ indem die Apffelbaͤume<lb/> ihre aͤſte mehr breiten/ die Birnbaͤume ſie hergegen hoͤher auff ſtrecken/ alſo daß die<lb/> Lufft und Sonne in ſolcher ſtellung ſie allerſeits unverhindert durchgehen kan.<lb/> Was aber das Stein-obſt und andere kleine art baͤume betrifft/ ſelbige unter groſſe<lb/> Apffel und Birnbaͤume wechſelweiſe zu pflantzen/ were nicht rahtſam/ ſondern man<lb/> ordnet jenen ihren platz beſonders zu/ oder bringet ſie an die Gelender/ oder vertheilet<lb/> ſie durch den Kuͤchen-garten hin und her/ deſſen gewaͤchſen wegen kleinen ſchatten ſie<lb/> nicht hindern.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Luſt und Nutz.</hi> </head><lb/> <p>Allhier entſtehet ein ſtreit zwiſchen der Blumen-goͤttin Flora/ und Pomona<lb/> der Praͤſidentin uͤber die Baumgaͤrte/ indem eine jede das ihrige ruͤhmet/ und keine<lb/> <fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0198]
Des IV. Buchs I. Cap.
Es ſind aber fuͤrnehmlich drey Figuren/ welche zu ſolcher Baum-ordnung am fuͤglich-
ſten ſich ſchicken: Ein gerades Quadrat/ Ein geſchoben Quadrat/ und ein Rundel.
[Abbildung ]
Dieſe werden mit einer Haſpelſchnur abgemeſſen/ die durchſchnitte 30. oder 40. fuß
von einander geſetzet/ und mit eingeſtochenen ſtaͤben bezeichnet/ wie aus beygefuͤgten
Entwurff ein jeder leicht finden kan. Die erſte figur/ Quadrata, iſt im abſtechen die
leichteſte. die mittelſte/ Quincunx, die zierlichſte: die letzte/ Rotunda, iſt am we-
nigſten breuchlich.
Die Diſtantz der Baͤume iſt ſehr unterſchieden/ und ſiehet man billich auff
dreyerley. 1. Auff die groͤſſe der baͤume. Alſo erfodert das Kern-obſt einen raum
von dreyßig bis vierzig fuß: da hergegen das Stein-obſt mit zwantzig fuß vergnuͤget
iſt. 2. Auff die guͤtigkeit des Bodens. Dann/ iſt derſelbe ſehr fett und traͤgtig/
ſo erfodern die drauff wachſende baͤume einen weitern raum/ weil ſie ſich daſelbſt
mehr/ als auff einen magern und geringen ausbreiten. 3. Auff den Wind. Sin-
temahl/ iſt der ort hefftigen Winden ſehr unterworffen/ ſo ſetzet die baͤume etwas
dichter/ damit ſie einander ſo viel mehr beſchirmen/ und alſo weniger ſchaden leiden
moͤgen.
Wenn aber nunmehr die Figur mit rechter Diſtantz verfertiget/ ſo fraget es
ſich: Was fuͤr art baͤume nuͤtzlich zuſammen geſellet werden koͤnnen? Einige haben
allhie ihre luſt/ daß ſie das Winter-obſt auff einen beſondern platz/ das Sommer-obſt
imgleichen auff einen beſondern pflantzen. Andere zeugen gewiſſe reihen Birnbaͤu-
me/ und gewiſſe reihen Apffelbaͤume abſonderlich: wiewol dieſe zwo arten wechſel-
weiſe einen uͤmb den andern geſetzet/ einander ſehr wol fugen/ indem die Apffelbaͤume
ihre aͤſte mehr breiten/ die Birnbaͤume ſie hergegen hoͤher auff ſtrecken/ alſo daß die
Lufft und Sonne in ſolcher ſtellung ſie allerſeits unverhindert durchgehen kan.
Was aber das Stein-obſt und andere kleine art baͤume betrifft/ ſelbige unter groſſe
Apffel und Birnbaͤume wechſelweiſe zu pflantzen/ were nicht rahtſam/ ſondern man
ordnet jenen ihren platz beſonders zu/ oder bringet ſie an die Gelender/ oder vertheilet
ſie durch den Kuͤchen-garten hin und her/ deſſen gewaͤchſen wegen kleinen ſchatten ſie
nicht hindern.
IV. Luſt und Nutz.
Allhier entſtehet ein ſtreit zwiſchen der Blumen-goͤttin Flora/ und Pomona
der Praͤſidentin uͤber die Baumgaͤrte/ indem eine jede das ihrige ruͤhmet/ und keine
der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/198 |
Zitationshilfe: | Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/198>, abgerufen am 16.07.2024. |