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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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lomon nicht unweißlich gehandelt, daß er nur
den Juden zu Jerusalem zugesprochen, und ge-
sagt: Stultorum infinitus est numerus, daß
der Narren eine unendliche Zahl seyn, wohl-wis-
send, daß er bey jetzigen Zeiten in diesen Ländern
würde schlechte Ehre mit solchen abgeschmack-
ten Reden haben eingelegt, indem an statt der
Narren nichts als lauter gern-seyn wollende
Doctores und Doctorinnen allenthalben zu
finden seyn.

AEsculapius der erste Artzt wurde von dem
Heydenthumb zu einem GOtt und Vorsteher
der gantzen Artzney-Kunst erwehlet, weilen er
den Hippolitum und verwundten Herculem
glücklich curirt hatte; deßgleichen ist solche Ehre
auch wiederfahren deß AEsculapii Sohn dem
Machaon, welcher in der Belägerung vor Tro-
ja
einen Feld-Medicum abgegeben, wie auch
dem Chiron und AEsclepiadi, welche alle seyn
vergöttert worden; Ja so gar unter den Wei-
bern ist die Hygiaea deß AEsculapii Frau Gemahl
zur Göttlichen Ehr gelanget, weil sie mit etli-
chen Kräutern wuste umbzuspringen. Wann
es nun bey jetzigen Zeiten noch die Mode wäre,
daß ein jeder solte vergöttert werden, welcher sei-
nem Nächsten etwan die Würme aus dem Leibe
getrieben, eine Wunden geheilet, die Kopff-
Schmertzen gestillet, oder sonsten seine Weiß-

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lomon nicht unweißlich gehandelt, daß er nur
den Juden zu Jeruſalem zugeſprochen, und ge-
ſagt: Stultorum infinitus eſt numerus, daß
der Narren eine unendliche Zahl ſeyn, wohl-wiſ-
ſend, daß er bey jetzigen Zeiten in dieſen Laͤndern
wuͤrde ſchlechte Ehre mit ſolchen abgeſchmack-
ten Reden haben eingelegt, indem an ſtatt der
Narren nichts als lauter gern-ſeyn wollende
Doctores und Doctorinnen allenthalben zu
finden ſeyn.

Æſculapius der erſte Artzt wurde von dem
Heydenthumb zu einem GOtt und Vorſteher
der gantzen Artzney-Kunſt erwehlet, weilen er
den Hippolitum und verwundten Herculem
gluͤcklich curirt hatte; deßgleichen iſt ſolche Ehre
auch wiederfahren deß Æſculapii Sohn dem
Machaon, welcher in der Belaͤgerung vor Tro-
ja
einen Feld-Medicum abgegeben, wie auch
dem Chiron und Æſclepiadi, welche alle ſeyn
vergoͤttert worden; Ja ſo gar unter den Wei-
bern iſt die Hygiæa deß Æſculapii Frau Gemahl
zur Goͤttlichen Ehr gelanget, weil ſie mit etli-
chen Kraͤutern wuſte umbzuſpringen. Wann
es nun bey jetzigen Zeiten noch die Mode waͤre,
daß ein jeder ſolte vergoͤttert werden, welcher ſei-
nem Naͤchſten etwan die Wuͤrme aus dem Leibe
getrieben, eine Wunden geheilet, die Kopff-
Schmertzen geſtillet, oder ſonſten ſeine Weiß-

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[981/0997] lomon nicht unweißlich gehandelt, daß er nur den Juden zu Jeruſalem zugeſprochen, und ge- ſagt: Stultorum infinitus eſt numerus, daß der Narren eine unendliche Zahl ſeyn, wohl-wiſ- ſend, daß er bey jetzigen Zeiten in dieſen Laͤndern wuͤrde ſchlechte Ehre mit ſolchen abgeſchmack- ten Reden haben eingelegt, indem an ſtatt der Narren nichts als lauter gern-ſeyn wollende Doctores und Doctorinnen allenthalben zu finden ſeyn. Æſculapius der erſte Artzt wurde von dem Heydenthumb zu einem GOtt und Vorſteher der gantzen Artzney-Kunſt erwehlet, weilen er den Hippolitum und verwundten Herculem gluͤcklich curirt hatte; deßgleichen iſt ſolche Ehre auch wiederfahren deß Æſculapii Sohn dem Machaon, welcher in der Belaͤgerung vor Tro- ja einen Feld-Medicum abgegeben, wie auch dem Chiron und Æſclepiadi, welche alle ſeyn vergoͤttert worden; Ja ſo gar unter den Wei- bern iſt die Hygiæa deß Æſculapii Frau Gemahl zur Goͤttlichen Ehr gelanget, weil ſie mit etli- chen Kraͤutern wuſte umbzuſpringen. Wann es nun bey jetzigen Zeiten noch die Mode waͤre, daß ein jeder ſolte vergoͤttert werden, welcher ſei- nem Naͤchſten etwan die Wuͤrme aus dem Leibe getrieben, eine Wunden geheilet, die Kopff- Schmertzen geſtillet, oder ſonſten ſeine Weiß- heit Q q q 3

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 981. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/997>, abgerufen am 19.05.2024.