Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Florigunda die Sittsame, beschloß folgender
massen:

Muß ich gleich einer Ruth verlohrne
Aehren lesen/
So wird ein Körnchen doch noch
angenehme seyn;
GOtt der da ist/ wird seyn/ und auch
zuvor gewesen/
Der schreibe unsre Drey ins Buch
des Lebens ein.

Hiernach wandte sich Ehrenfried zu seiner
Tochter, sagende: Mein liebstes Kind Sylvia,
dieweil die hoch-geneigte Compagnie, unser
Klee-Blat mit so viel herrlichen Wüntschen
beehret hat, so sage doch auch so gut als es dir
einfällt ein paar Reimchen her: Wie mein
Herr Vater befiehlt, antwortete Sylvia, so ge-
horsame ich; nur daß mich niemand ausla-
che, wann ich es nicht so künstlich als schon ge-
schehen, hervorbringe; worauff sie also redete:

Des Eckarths Redligkeit will ich in Ja-
spis graben/
Und Mülards Treue wird in Alaba-
ster steh'n/
Des Vaters Liebe soll die Schrifft in
Marmor haben/
Und dieser Dreyen Ruhm wird zu
den'n Sternen gehn.
Mü-

Florigunda die Sittſame, beſchloß folgender
maſſen:

Muß ich gleich einer Ruth verlohrne
Aehren leſen/
So wird ein Koͤrnchen doch noch
angenehme ſeyn;
GOtt der da iſt/ wird ſeyn/ und auch
zuvor geweſen/
Der ſchreibe unſre Drey ins Buch
des Lebens ein.

Hiernach wandte ſich Ehrenfried zu ſeiner
Tochter, ſagende: Mein liebſtes Kind Sylvia,
dieweil die hoch-geneigte Compagnie, unſer
Klee-Blat mit ſo viel herrlichen Wuͤntſchen
beehret hat, ſo ſage doch auch ſo gut als es dir
einfaͤllt ein paar Reimchen her: Wie mein
Herr Vater befiehlt, antwortete Sylvia, ſo ge-
horſame ich; nur daß mich niemand ausla-
che, wann ich es nicht ſo kuͤnſtlich als ſchon ge-
ſchehen, hervorbringe; worauff ſie alſo redete:

Des Eckarths Redligkeit will ich in Ja-
ſpis graben/
Und Muͤlards Treue wird in Alaba-
ſter ſteh’n/
Des Vaters Liebe ſoll die Schrifft in
Marmor haben/
Und dieſer Dreyen Ruhm wird zu
den’n Sternen gehn.
Muͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0096" n="80"/>
        <p><hi rendition="#aq">Florigunda</hi> die Sitt&#x017F;ame, be&#x017F;chloß folgender<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l> <hi rendition="#fr">Muß ich gleich einer Ruth verlohrne</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">Aehren le&#x017F;en/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">So wird ein Ko&#x0364;rnchen doch noch</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">angenehme &#x017F;eyn;</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">GOtt der da i&#x017F;t/ wird &#x017F;eyn/ und auch</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">zuvor gewe&#x017F;en/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Der &#x017F;chreibe un&#x017F;re Drey ins Buch</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">des Lebens ein.</hi> </hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p>Hiernach wandte &#x017F;ich Ehrenfried zu &#x017F;einer<lb/>
Tochter, &#x017F;agende: Mein lieb&#x017F;tes Kind <hi rendition="#aq">Sylvia,</hi><lb/>
dieweil die hoch-geneigte <hi rendition="#aq">Compagnie,</hi> un&#x017F;er<lb/>
Klee-Blat mit &#x017F;o viel herrlichen Wu&#x0364;nt&#x017F;chen<lb/>
beehret hat, &#x017F;o &#x017F;age doch auch &#x017F;o gut als es dir<lb/>
einfa&#x0364;llt ein paar Reimchen her: Wie mein<lb/>
Herr Vater befiehlt, antwortete <hi rendition="#aq">Sylvia,</hi> &#x017F;o ge-<lb/>
hor&#x017F;ame ich; nur daß mich niemand ausla-<lb/>
che, wann ich es nicht &#x017F;o ku&#x0364;n&#x017F;tlich als &#x017F;chon ge-<lb/>
&#x017F;chehen, hervorbringe; worauff &#x017F;ie al&#x017F;o redete:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l> <hi rendition="#fr">Des Eckarths Redligkeit will ich in Ja-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">&#x017F;pis graben/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Und Mu&#x0364;lards Treue wird in Alaba-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">&#x017F;ter &#x017F;teh&#x2019;n/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Des Vaters Liebe &#x017F;oll die Schrifft in</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">Marmor haben/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Und die&#x017F;er Dreyen Ruhm wird zu</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">den&#x2019;n Sternen gehn.</hi> </hi> </l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Mu&#x0364;-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0096] Florigunda die Sittſame, beſchloß folgender maſſen: Muß ich gleich einer Ruth verlohrne Aehren leſen/ So wird ein Koͤrnchen doch noch angenehme ſeyn; GOtt der da iſt/ wird ſeyn/ und auch zuvor geweſen/ Der ſchreibe unſre Drey ins Buch des Lebens ein. Hiernach wandte ſich Ehrenfried zu ſeiner Tochter, ſagende: Mein liebſtes Kind Sylvia, dieweil die hoch-geneigte Compagnie, unſer Klee-Blat mit ſo viel herrlichen Wuͤntſchen beehret hat, ſo ſage doch auch ſo gut als es dir einfaͤllt ein paar Reimchen her: Wie mein Herr Vater befiehlt, antwortete Sylvia, ſo ge- horſame ich; nur daß mich niemand ausla- che, wann ich es nicht ſo kuͤnſtlich als ſchon ge- ſchehen, hervorbringe; worauff ſie alſo redete: Des Eckarths Redligkeit will ich in Ja- ſpis graben/ Und Muͤlards Treue wird in Alaba- ſter ſteh’n/ Des Vaters Liebe ſoll die Schrifft in Marmor haben/ Und dieſer Dreyen Ruhm wird zu den’n Sternen gehn. Muͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/96
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/96>, abgerufen am 25.11.2024.