und gieng wieder in ihr Zimmer, woselbst die Frau Kronauin und Contesse Salanin sich mit einfunden, den armen Menschen beklagende. Eckarth sprach: Die Chiromantie kan man schon passiren lassen, denn e post facto kan einer leicht ein Praesagium thun und dem unerfahr- nen Umbstand einige Linien vorzeigen. Jch wüntschte daß dieser Mensch so glücklich in sei- nen Abfall als Hetzen Michel in Breßlau ge- wesen wäre. Das Frauen-Zimmer war be- gierig diese Ebentheuer zu hören. Eckarth sag- te, ausser Breßlau auf den Thom ist eine Kirche zum Heiligen Creutze genannt, auf derselben Thurn haben Dolen oder Hetzen genistet, solche nun auszunehmen bereden sich zween Jungen einander beyräthig zu seyn; diese gehen auff den Thurn, legen ein Bret zum Loche hinaus, der eine Junge der innwendig verbleibet, hält das Bret fest, der andere (dessen Vornahme Micha- el ware) stieg auf dem Brete hinaus, nimmt die Dolen aus, stecket sie im Busen, eine hält er in der Hand, und weiset sie dem andern, schau (sagte er) ich werde dir keine darvon geben. Der das Bret hielt replicirte, wo du mir keine giebst, so laß ich das Bret gehen, der antwortet, magst du doch! ich gebe dir keine, der andere läst das Bret gehen, Michel fällt hinab, wie er auff den Boden kommt, weiset er den andern die Dole in
die
und gieng wieder in ihr Zimmer, woſelbſt die Frau Kronauin und Conteſſe Salanin ſich mit einfunden, den armen Menſchen beklagende. Eckarth ſprach: Die Chiromantie kan man ſchon paſſiren laſſen, denn e poſt facto kan einer leicht ein Præſagium thun und dem unerfahr- nen Umbſtand einige Linien vorzeigen. Jch wuͤntſchte daß dieſer Menſch ſo gluͤcklich in ſei- nen Abfall als Hetzen Michel in Breßlau ge- weſen waͤre. Das Frauen-Zimmer war be- gierig dieſe Ebentheuer zu hoͤren. Eckarth ſag- te, auſſer Breßlau auf den Thom iſt eine Kirche zum Heiligen Creutze genannt, auf derſelben Thurn haben Dolen oder Hetzen geniſtet, ſolche nun auszunehmen bereden ſich zween Jungen einander beyraͤthig zu ſeyn; dieſe gehen auff den Thurn, legen ein Bret zum Loche hinaus, der eine Junge der iñwendig verbleibet, haͤlt das Bret feſt, der andere (deſſen Vornahme Micha- el ware) ſtieg auf dem Brete hinaus, nimmt die Dolen aus, ſtecket ſie im Buſen, eine haͤlt er in der Hand, und weiſet ſie dem andern, ſchau (ſagte er) ich werde dir keine darvon geben. Der das Bret hielt replicirte, wo du miꝛ keine giebſt, ſo laß ich das Bret gehen, der antwortet, magſt du doch! ich gebe dir keine, der andere laͤſt das Bret gehen, Michel faͤllt hinab, wie er auff den Boden kommt, weiſet er den andern die Dole in
die
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0944"n="928"/>
und gieng wieder in ihr Zimmer, woſelbſt die<lb/>
Frau <hirendition="#aq">Kronauin</hi> und <hirendition="#aq">Conteſſe Salanin</hi>ſich mit<lb/>
einfunden, den armen Menſchen beklagende.<lb/>
Eckarth ſprach: Die <hirendition="#aq">Chiromanti</hi>e kan man<lb/>ſchon <hirendition="#aq">paſſir</hi>en laſſen, denn <hirendition="#aq">e poſt facto</hi> kan einer<lb/>
leicht ein <hirendition="#aq">Præſagium</hi> thun und dem unerfahr-<lb/>
nen Umbſtand einige Linien vorzeigen. Jch<lb/>
wuͤntſchte daß dieſer Menſch ſo gluͤcklich in ſei-<lb/>
nen Abfall als Hetzen Michel in Breßlau ge-<lb/>
weſen waͤre. Das Frauen-Zimmer war be-<lb/>
gierig dieſe Ebentheuer zu hoͤren. Eckarth ſag-<lb/>
te, auſſer Breßlau auf den Thom iſt eine Kirche<lb/>
zum Heiligen Creutze genannt, auf derſelben<lb/>
Thurn haben Dolen oder Hetzen geniſtet, ſolche<lb/>
nun auszunehmen bereden ſich zween Jungen<lb/>
einander beyraͤthig zu ſeyn; dieſe gehen auff<lb/>
den Thurn, legen ein Bret zum Loche hinaus,<lb/>
der eine Junge der iñwendig verbleibet, haͤlt das<lb/>
Bret feſt, der andere (deſſen Vornahme Micha-<lb/>
el ware) ſtieg auf dem Brete hinaus, nimmt die<lb/>
Dolen aus, ſtecket ſie im Buſen, eine haͤlt er in<lb/>
der Hand, und weiſet ſie dem andern, ſchau<lb/>
(ſagte er) ich werde dir keine darvon geben. Der<lb/>
das Bret hielt <hirendition="#aq">replicir</hi>te, wo du miꝛ keine giebſt,<lb/>ſo laß ich das Bret gehen, der antwortet, magſt<lb/>
du doch! ich gebe dir keine, der andere laͤſt das<lb/>
Bret gehen, Michel faͤllt hinab, wie er auff den<lb/>
Boden kommt, weiſet er den andern die Dole in<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[928/0944]
und gieng wieder in ihr Zimmer, woſelbſt die
Frau Kronauin und Conteſſe Salanin ſich mit
einfunden, den armen Menſchen beklagende.
Eckarth ſprach: Die Chiromantie kan man
ſchon paſſiren laſſen, denn e poſt facto kan einer
leicht ein Præſagium thun und dem unerfahr-
nen Umbſtand einige Linien vorzeigen. Jch
wuͤntſchte daß dieſer Menſch ſo gluͤcklich in ſei-
nen Abfall als Hetzen Michel in Breßlau ge-
weſen waͤre. Das Frauen-Zimmer war be-
gierig dieſe Ebentheuer zu hoͤren. Eckarth ſag-
te, auſſer Breßlau auf den Thom iſt eine Kirche
zum Heiligen Creutze genannt, auf derſelben
Thurn haben Dolen oder Hetzen geniſtet, ſolche
nun auszunehmen bereden ſich zween Jungen
einander beyraͤthig zu ſeyn; dieſe gehen auff
den Thurn, legen ein Bret zum Loche hinaus,
der eine Junge der iñwendig verbleibet, haͤlt das
Bret feſt, der andere (deſſen Vornahme Micha-
el ware) ſtieg auf dem Brete hinaus, nimmt die
Dolen aus, ſtecket ſie im Buſen, eine haͤlt er in
der Hand, und weiſet ſie dem andern, ſchau
(ſagte er) ich werde dir keine darvon geben. Der
das Bret hielt replicirte, wo du miꝛ keine giebſt,
ſo laß ich das Bret gehen, der antwortet, magſt
du doch! ich gebe dir keine, der andere laͤſt das
Bret gehen, Michel faͤllt hinab, wie er auff den
Boden kommt, weiſet er den andern die Dole in
die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 928. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/944>, abgerufen am 09.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.