Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

vom Medico selbst alles wohl observire/ und
hernach mit der Beschreibung seinen Vortrag
conferire/ ihme aber daß sie das Büchlein hätten/
nicht sagten. Eckarth sprach: Monsieur Sieg-
fried raisonnirt gar wohl. Unterdessen wollen
wir umb die Zeit zu passiren ein Stündlein umb
die Stadt spatzieren gehen/ so auch geschach. Den
Tag darauff trunck ein jeder die ihme verordne-
te zwölff Gläser Säuerling aus: und nahmen
fast bey einem jeden Glase der Wirckung wegen
gute Observanz, da sie denn Nachmittags den
ankommenden Medico referirten; daß der
Säuerling einem jeden/ doch einem eher als den
andern sein Recht gethan hätte. Eckarth sagte/
mich belangend excernirte ich bey den ersten und
andern Glase den Schleim aus dem Halse/ nach
den vierdten begieng mich ein Schweiß über den
gantzen Leib/ nach den siebenden Glase führte es
Materiam pituitosam und bilem extravasa-
tam
durch den Mast-Darm aus und gieng fort
biß auf 10. Sedes, da denn letzlich bilis aerugi-
nosa
den Sphincterem ani gleichsam constrin-
gir
te und ein Brennen verursachte/ und sieng der
Urin an starck zu gehen/ so warm als wann er
am Feuer gekocht worden wäre; Siegfried und
Gotthart sagten/ daß der Säuerling bey ihnen
gleichere Operationes doch etwas längsamer
verrichtet hätte. Der Medicus sprach; So

hat
F f f 5

vom Medico ſelbſt alles wohl obſervire/ und
hernach mit der Beſchreibung ſeinen Vortrag
conferire/ ihme aber daß ſie das Buͤchlein haͤttẽ/
nicht ſagten. Eckarth ſprach: Monſieur Sieg-
fried raiſonnirt gar wohl. Unterdeſſen wollen
wir umb die Zeit zu paſſiren ein Stuͤndlein umb
die Stadt ſpatzieren gehen/ ſo auch geſchach. Den
Tag darauff trunck ein jeder die ihme verordne-
te zwoͤlff Glaͤſer Saͤuerling aus: und nahmen
faſt bey einem jeden Glaſe der Wirckung wegen
gute Obſervanz, da ſie denn Nachmittags den
ankommenden Medico referirten; daß der
Saͤuerling einem jeden/ doch einem eher als den
andern ſein Recht gethan haͤtte. Eckarth ſagte/
mich belangend excernirte ich bey den erſten und
andern Glaſe den Schleim aus dem Halſe/ nach
den vierdten begieng mich ein Schweiß uͤber den
gantzen Leib/ nach den ſiebenden Glaſe fuͤhrte es
Materiam pituitoſam und bilem extravaſa-
tam
durch den Maſt-Darm aus und gieng fort
biß auf 10. Sedes, da denn letzlich bilis ærugi-
noſa
den Sphincterem ani gleichſam conſtrin-
gir
te und ein Brennen verurſachte/ und ſieng der
Urin an ſtarck zu gehen/ ſo warm als wann er
am Feuer gekocht worden waͤre; Siegfried und
Gotthart ſagten/ daß der Saͤuerling bey ihnen
gleichere Operationes doch etwas laͤngſamer
verrichtet haͤtte. Der Medicus ſprach; So

hat
F f f 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0841" n="825"/>
vom <hi rendition="#aq">Medico</hi> &#x017F;elb&#x017F;t alles wohl <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervir</hi>e/ und<lb/>
hernach mit der Be&#x017F;chreibung &#x017F;einen Vortrag<lb/><hi rendition="#aq">conferir</hi>e/ ihme aber daß &#x017F;ie das Bu&#x0364;chlein ha&#x0364;tte&#x0303;/<lb/>
nicht &#x017F;agten. Eckarth &#x017F;prach: <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;ieur</hi> Sieg-<lb/>
fried <hi rendition="#aq">rai&#x017F;onnir</hi>t gar wohl. Unterde&#x017F;&#x017F;en wollen<lb/>
wir umb die Zeit zu <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;ir</hi>en ein Stu&#x0364;ndlein umb<lb/>
die Stadt &#x017F;patzieren gehen/ &#x017F;o auch ge&#x017F;chach. Den<lb/>
Tag darauff trunck ein jeder die ihme verordne-<lb/>
te zwo&#x0364;lff Gla&#x0364;&#x017F;er Sa&#x0364;uerling aus: und nahmen<lb/>
fa&#x017F;t bey einem jeden Gla&#x017F;e der Wirckung wegen<lb/>
gute <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervanz,</hi> da &#x017F;ie denn Nachmittags den<lb/>
ankommenden <hi rendition="#aq">Medico referir</hi>ten; daß der<lb/>
Sa&#x0364;uerling einem jeden/ doch einem eher als den<lb/>
andern &#x017F;ein Recht gethan ha&#x0364;tte. Eckarth &#x017F;agte/<lb/>
mich belangend <hi rendition="#aq">excernir</hi>te ich bey den er&#x017F;ten und<lb/>
andern Gla&#x017F;e den Schleim aus dem Hal&#x017F;e/ nach<lb/>
den vierdten begieng mich ein Schweiß u&#x0364;ber den<lb/>
gantzen Leib/ nach den &#x017F;iebenden Gla&#x017F;e fu&#x0364;hrte es<lb/><hi rendition="#aq">Materiam pituito&#x017F;am</hi> und <hi rendition="#aq">bilem extrava&#x017F;a-<lb/>
tam</hi> durch den Ma&#x017F;t-Darm aus und gieng fort<lb/>
biß auf 10. <hi rendition="#aq">Sedes,</hi> da denn letzlich <hi rendition="#aq">bilis ærugi-<lb/>
no&#x017F;a</hi> den <hi rendition="#aq">Sphincterem ani</hi> gleich&#x017F;am <hi rendition="#aq">con&#x017F;trin-<lb/>
gir</hi>te und ein Brennen verur&#x017F;achte/ und &#x017F;ieng der<lb/><hi rendition="#aq">Urin</hi> an &#x017F;tarck zu gehen/ &#x017F;o warm als wann er<lb/>
am Feuer gekocht worden wa&#x0364;re; Siegfried und<lb/>
Gotthart &#x017F;agten/ daß der Sa&#x0364;uerling bey ihnen<lb/>
gleichere <hi rendition="#aq">Operationes</hi> doch etwas la&#x0364;ng&#x017F;amer<lb/>
verrichtet ha&#x0364;tte. Der <hi rendition="#aq">Medicus</hi> &#x017F;prach; So<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f f 5</fw><fw place="bottom" type="catch">hat</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[825/0841] vom Medico ſelbſt alles wohl obſervire/ und hernach mit der Beſchreibung ſeinen Vortrag conferire/ ihme aber daß ſie das Buͤchlein haͤttẽ/ nicht ſagten. Eckarth ſprach: Monſieur Sieg- fried raiſonnirt gar wohl. Unterdeſſen wollen wir umb die Zeit zu paſſiren ein Stuͤndlein umb die Stadt ſpatzieren gehen/ ſo auch geſchach. Den Tag darauff trunck ein jeder die ihme verordne- te zwoͤlff Glaͤſer Saͤuerling aus: und nahmen faſt bey einem jeden Glaſe der Wirckung wegen gute Obſervanz, da ſie denn Nachmittags den ankommenden Medico referirten; daß der Saͤuerling einem jeden/ doch einem eher als den andern ſein Recht gethan haͤtte. Eckarth ſagte/ mich belangend excernirte ich bey den erſten und andern Glaſe den Schleim aus dem Halſe/ nach den vierdten begieng mich ein Schweiß uͤber den gantzen Leib/ nach den ſiebenden Glaſe fuͤhrte es Materiam pituitoſam und bilem extravaſa- tam durch den Maſt-Darm aus und gieng fort biß auf 10. Sedes, da denn letzlich bilis ærugi- noſa den Sphincterem ani gleichſam conſtrin- girte und ein Brennen verurſachte/ und ſieng der Urin an ſtarck zu gehen/ ſo warm als wann er am Feuer gekocht worden waͤre; Siegfried und Gotthart ſagten/ daß der Saͤuerling bey ihnen gleichere Operationes doch etwas laͤngſamer verrichtet haͤtte. Der Medicus ſprach; So hat F f f 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/841
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 825. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/841>, abgerufen am 22.11.2024.