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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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sieur Rusilio fuhr der Fürst fort/ in was vor ei-
nen Vehiculo pflegt man diese Medicamente zu
brauchen. Rusilio antwortete: Allezeit in
Wein/ denn in andern sind sie verdrießlich einzu-
nehmen. Aber versetzte der Fürst/ der Wein ist
ja dem Podagra oder der Gicht undienlich; Ew-
Fürstl. Durchl. antwortete Rusilio, nicht so wohl
der Wein/ als seine inwohnende Säure/ und die
verderbte Substanz des Magens/ und derer Jn-
geweyde. Jhr contentirt mich sehr Monsieur
Rusilio,
sprach der Fürst/ und möchten wir
wüntschen/ euch als einen getreuen Medicum
näher umb uns zu haben. Nach geendigter
Tafel stunden die geladenen Gäste alle/ ausser
Eckarthen auff/ und traten hinter den Fürsten/
über eine Weile wolte Eckarth auch auffstehen/
da stund der Fürst mit auff/ nahm ihn bey der
Hand/ führte ihn an ein Fenster und redete mit
ihm von unterschiedenen Angelegenheiten. Dem
Secretario welcher beywesend war/ befahl der
Fürst etwas in geheim/ worauff dieser so bald
fortgieng/ innerhalb einer halben Stunde kam
er zurück/ und brachte den Fürsten eine silberne
Schachtel/ aus derselben nahm er 30. Ducaten
und gab sie den Rusilio, sagende: Monsieur neh-
met dieses Wenige in Regard euerer Unglücksee-
ligkeit von uns an/ und versichert euch künfftiger
Zeit ferner unserer Gnaden. Rusilio giengen die

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ſieur Ruſilio fuhr der Fuͤrſt fort/ in was vor ei-
nen Vehiculo pflegt man dieſe Medicamente zu
brauchen. Ruſilio antwortete: Allezeit in
Wein/ denn in andern ſind ſie verdrießlich einzu-
nehmen. Aber verſetzte der Fuͤrſt/ der Wein iſt
ja dem Podagra oder der Gicht undienlich; Ew-
Fuͤrſtl. Durchl. antwoꝛtete Ruſilio, nicht ſo wohl
der Wein/ als ſeine inwohnende Saͤure/ und die
verderbte Subſtanz des Magens/ und derer Jn-
geweyde. Jhr contentirt mich ſehr Monſieur
Ruſilio,
ſprach der Fuͤrſt/ und moͤchten wir
wuͤntſchen/ euch als einen getreuen Medicum
naͤher umb uns zu haben. Nach geendigter
Tafel ſtunden die geladenen Gaͤſte alle/ auſſer
Eckarthen auff/ und traten hinter den Fuͤrſten/
uͤber eine Weile wolte Eckarth auch auffſtehen/
da ſtund der Fuͤrſt mit auff/ nahm ihn bey der
Hand/ fuͤhrte ihn an ein Fenſter und redete mit
ihm von unterſchiedenen Angelegenheiten. Dem
Secretario welcher beyweſend war/ befahl der
Fuͤrſt etwas in geheim/ worauff dieſer ſo bald
fortgieng/ innerhalb einer halben Stunde kam
er zuruͤck/ und brachte den Fuͤrſten eine ſilberne
Schachtel/ aus derſelben nahm er 30. Ducaten
und gab ſie den Ruſilio, ſagende: Monſieur neh-
met dieſes Wenige in Regard euerer Ungluͤckſee-
ligkeit von uns an/ und verſichert euch kuͤnfftiger
Zeit ferner unſerer Gnaden. Ruſilio giengen die

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[729/0745] ſieur Ruſilio fuhr der Fuͤrſt fort/ in was vor ei- nen Vehiculo pflegt man dieſe Medicamente zu brauchen. Ruſilio antwortete: Allezeit in Wein/ denn in andern ſind ſie verdrießlich einzu- nehmen. Aber verſetzte der Fuͤrſt/ der Wein iſt ja dem Podagra oder der Gicht undienlich; Ew- Fuͤrſtl. Durchl. antwoꝛtete Ruſilio, nicht ſo wohl der Wein/ als ſeine inwohnende Saͤure/ und die verderbte Subſtanz des Magens/ und derer Jn- geweyde. Jhr contentirt mich ſehr Monſieur Ruſilio, ſprach der Fuͤrſt/ und moͤchten wir wuͤntſchen/ euch als einen getreuen Medicum naͤher umb uns zu haben. Nach geendigter Tafel ſtunden die geladenen Gaͤſte alle/ auſſer Eckarthen auff/ und traten hinter den Fuͤrſten/ uͤber eine Weile wolte Eckarth auch auffſtehen/ da ſtund der Fuͤrſt mit auff/ nahm ihn bey der Hand/ fuͤhrte ihn an ein Fenſter und redete mit ihm von unterſchiedenen Angelegenheiten. Dem Secretario welcher beyweſend war/ befahl der Fuͤrſt etwas in geheim/ worauff dieſer ſo bald fortgieng/ innerhalb einer halben Stunde kam er zuruͤck/ und brachte den Fuͤrſten eine ſilberne Schachtel/ aus derſelben nahm er 30. Ducaten und gab ſie den Ruſilio, ſagende: Monſieur neh- met dieſes Wenige in Regard euerer Ungluͤckſee- ligkeit von uns an/ und verſichert euch kuͤnfftiger Zeit ferner unſerer Gnaden. Ruſilio giengen die Au- Z z 5

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/745>, abgerufen am 26.06.2024.