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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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Ehrenfried, hier Herr Siegfrieds Herrn Va-
ter wiederumb zu bezahlen vorlehnen, daselbst
kan er das Geld mit dem Ubrigen per Wechsel
nach Venedig übermachen, und ein Weniges
zur Reise bey ihm behalten, so wird er mit GOt-
tes Hülffe sein Vorhaben glücklicher ausführen
können. Nun mein GOTT fieng Rusilio
an, du hast mich noch nie verlassen, deinen Hei-
ligen Nahmen sey gedancket, und ihm mein
grosser Patron vergelte der Drey-Einige
GOTT tausendfach, daß er mir Elenden
beystehet. Der Secretarius wurffe ihm 10.
Rthlr. zu, sagende: Monsieur Rusilio er nehme
mit diesem wenigen vor lieb, wann ich zu meinen
Fürsten komme, werde ich seiner ingedenck seyn,
daß er ihm mit einen guten Viatico als ein gut-
thätiger milder Herr in Gnaden versehe. Ru-
silio
danckte aufs allerhöflichste, und flossen ihm
die Thränen Hauffen-weise aus denen Augen, so
daß Eckarth sprach: er lasse sein Betrübniß fah-
ren, GOtt wird noch ferner treue Hertzen er-
wecken, die ihm Beystand leisten werden, trunck
ihm auf gutes Glück ein Glaß Wein zu, wel-
ches Rusilio mit aller Bescheidenheit Bescheid
that. Ja! fuhr Eckarth fort, wie manch
feines Subjectum muß in Ermangelung der
Mittel versteckt liegen, das GOTT dem

Staat

Ehrenfried, hier Herr Siegfrieds Herrn Va-
ter wiederumb zu bezahlen vorlehnen, daſelbſt
kan er das Geld mit dem Ubrigen per Wechſel
nach Venedig uͤbermachen, und ein Weniges
zur Reiſe bey ihm behalten, ſo wird er mit GOt-
tes Huͤlffe ſein Vorhaben gluͤcklicher ausfuͤhren
koͤnnen. Nun mein GOTT fieng Ruſilio
an, du haſt mich noch nie verlaſſen, deinen Hei-
ligen Nahmen ſey gedancket, und ihm mein
groſſer Patron vergelte der Drey-Einige
GOTT tauſendfach, daß er mir Elenden
beyſtehet. Der Secretarius wurffe ihm 10.
Rthlr. zu, ſagende: Monſieur Ruſilio er nehme
mit dieſem wenigen vor lieb, wann ich zu meinen
Fuͤrſten komme, werde ich ſeiner ingedenck ſeyn,
daß er ihm mit einen guten Viatico als ein gut-
thaͤtiger milder Herr in Gnaden verſehe. Ru-
ſilio
danckte aufs allerhoͤflichſte, und floſſen ihm
die Thꝛaͤnen Hauffen-weiſe aus denen Augen, ſo
daß Eckarth ſprach: er laſſe ſein Betruͤbniß fah-
ren, GOtt wird noch ferner treue Hertzen er-
wecken, die ihm Beyſtand leiſten werden, trunck
ihm auf gutes Gluͤck ein Glaß Wein zu, wel-
ches Ruſilio mit aller Beſcheidenheit Beſcheid
that. Ja! fuhr Eckarth fort, wie manch
feines Subjectum muß in Ermangelung der
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Staat
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[718/0734] Ehrenfried, hier Herr Siegfrieds Herrn Va- ter wiederumb zu bezahlen vorlehnen, daſelbſt kan er das Geld mit dem Ubrigen per Wechſel nach Venedig uͤbermachen, und ein Weniges zur Reiſe bey ihm behalten, ſo wird er mit GOt- tes Huͤlffe ſein Vorhaben gluͤcklicher ausfuͤhren koͤnnen. Nun mein GOTT fieng Ruſilio an, du haſt mich noch nie verlaſſen, deinen Hei- ligen Nahmen ſey gedancket, und ihm mein groſſer Patron vergelte der Drey-Einige GOTT tauſendfach, daß er mir Elenden beyſtehet. Der Secretarius wurffe ihm 10. Rthlr. zu, ſagende: Monſieur Ruſilio er nehme mit dieſem wenigen vor lieb, wann ich zu meinen Fuͤrſten komme, werde ich ſeiner ingedenck ſeyn, daß er ihm mit einen guten Viatico als ein gut- thaͤtiger milder Herr in Gnaden verſehe. Ru- ſilio danckte aufs allerhoͤflichſte, und floſſen ihm die Thꝛaͤnen Hauffen-weiſe aus denen Augen, ſo daß Eckarth ſprach: er laſſe ſein Betruͤbniß fah- ren, GOtt wird noch ferner treue Hertzen er- wecken, die ihm Beyſtand leiſten werden, trunck ihm auf gutes Gluͤck ein Glaß Wein zu, wel- ches Ruſilio mit aller Beſcheidenheit Beſcheid that. Ja! fuhr Eckarth fort, wie manch feines Subjectum muß in Ermangelung der Mittel verſteckt liegen, das GOTT dem Staat

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 718. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/734>, abgerufen am 11.06.2024.