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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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derben? Lieber Herr Sohn, antwortete E-
ckarth, unser Erlöser Christus JEsus spricht ja
selber, daß der Knecht, der seines Herrn Willen
weiß, und hat nicht darnach gethan, wird dop-
pelte Streiche leiden müssen, also wird der Un-
wissende, der heute zu Tage einfältig heist, dar-
umb, weil er des HErren Wege nicht gesucht,
und gefragt: ob er recht thue oder nicht, einfa-
che Streiche leiden müssen, in GOttes Gerich-
te aber kan Niemand sehen, und wer darff Gott
fragen: Was machst du? Denn in ihm ist die
Gerechtigkeit und Barmhertzigkeit, der nach
seinen Wohlgefallen mit einem jeden verfähret.
Was aber der verdammte Curidor bey sei-
nen Leben mir unwissend zu practiciret hat,
weiß ich nicht, allein ohne Ruhm zu melden,
mein hertzlich Seufftzen zu GOtt und mein in-
niglich Vertrauen zu ihn, und die Stärcke mei-
ner Faust, und Gesundheit meines Leibes, die
mir mein GOTT und Schutz-HErr nebenst
den unerschrockenen Muth mitgetheilet hat,
halte ich, sind die besten Amuleta und Zeichen
meiner Glückseligkeit und Tapfferkeit gewesen.
Hätte ich das wenigste davon gewust, ich hätte
es ihm vor die Füsse geworffen, und ihn vor sol-
che vermeynte Gutthat vor meinen ärgsten
Feind erklähret. Siegfried sagte, ich habe von
dergleichen Angehencken |viel gehöret, die Un-

terwei-

derben? Lieber Herr Sohn, antwortete E-
ckarth, unſer Erloͤſer Chriſtus JEſus ſpricht ja
ſelber, daß der Knecht, der ſeines Herrn Willen
weiß, und hat nicht darnach gethan, wird dop-
pelte Streiche leiden muͤſſen, alſo wird der Un-
wiſſende, der heute zu Tage einfaͤltig heiſt, dar-
umb, weil er des HErren Wege nicht geſucht,
und gefragt: ob er recht thue oder nicht, einfa-
che Streiche leiden muͤſſen, in GOttes Gerich-
te aber kan Niemand ſehen, und wer darff Gott
fragen: Was machſt du? Denn in ihm iſt die
Gerechtigkeit und Barmhertzigkeit, der nach
ſeinen Wohlgefallen mit einem jeden verfaͤhret.
Was aber der verdammte Curidor bey ſei-
nen Leben mir unwiſſend zu practiciret hat,
weiß ich nicht, allein ohne Ruhm zu melden,
mein hertzlich Seufftzen zu GOtt und mein in-
niglich Vertrauen zu ihn, und die Staͤrcke mei-
ner Fauſt, und Geſundheit meines Leibes, die
mir mein GOTT und Schutz-HErr nebenſt
den unerſchrockenen Muth mitgetheilet hat,
halte ich, ſind die beſten Amuleta und Zeichen
meiner Gluͤckſeligkeit und Tapfferkeit geweſen.
Haͤtte ich das wenigſte davon gewuſt, ich haͤtte
es ihm vor die Fuͤſſe geworffen, und ihn vor ſol-
che vermeynte Gutthat vor meinen aͤrgſten
Feind erklaͤhret. Siegfried ſagte, ich habe von
dergleichen Angehencken |viel gehoͤret, die Un-

terwei-
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[540/0556] derben? Lieber Herr Sohn, antwortete E- ckarth, unſer Erloͤſer Chriſtus JEſus ſpricht ja ſelber, daß der Knecht, der ſeines Herrn Willen weiß, und hat nicht darnach gethan, wird dop- pelte Streiche leiden muͤſſen, alſo wird der Un- wiſſende, der heute zu Tage einfaͤltig heiſt, dar- umb, weil er des HErren Wege nicht geſucht, und gefragt: ob er recht thue oder nicht, einfa- che Streiche leiden muͤſſen, in GOttes Gerich- te aber kan Niemand ſehen, und wer darff Gott fragen: Was machſt du? Denn in ihm iſt die Gerechtigkeit und Barmhertzigkeit, der nach ſeinen Wohlgefallen mit einem jeden verfaͤhret. Was aber der verdammte Curidor bey ſei- nen Leben mir unwiſſend zu practiciret hat, weiß ich nicht, allein ohne Ruhm zu melden, mein hertzlich Seufftzen zu GOtt und mein in- niglich Vertrauen zu ihn, und die Staͤrcke mei- ner Fauſt, und Geſundheit meines Leibes, die mir mein GOTT und Schutz-HErr nebenſt den unerſchrockenen Muth mitgetheilet hat, halte ich, ſind die beſten Amuleta und Zeichen meiner Gluͤckſeligkeit und Tapfferkeit geweſen. Haͤtte ich das wenigſte davon gewuſt, ich haͤtte es ihm vor die Fuͤſſe geworffen, und ihn vor ſol- che vermeynte Gutthat vor meinen aͤrgſten Feind erklaͤhret. Siegfried ſagte, ich habe von dergleichen Angehencken |viel gehoͤret, die Un- terwei-

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/556>, abgerufen am 11.06.2024.