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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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sen versichern will/ daß ein solcher Astralischer
Spiritus Leib und Seele mit beywohne/ bey wel-
cher beyder Trennung er so dann eine Zeitlang
in der Welt herumb vagire oder schwerme/ und
den ehemahligen in Leben getriebenen Wercke
ferner zugehe/ auch zu weilen sein Wollen und
Mißvergnügen dem Menschen zu verstehen ge-
be/ biß daß er endlich nach und nach pedetentim
wieder in seinen Anfang oder nichts gienge. Ge-
schicht ja etwas/ so ist es entweder eine Vision o-
der von GOtt herrührende Admonition, oder
aber eine Verblendung des Teufels/ welcher ei-
ne dergleichen Gestalt an sich nimmt/ und jeder-
zeit sein Interesse entweder durch Schröck- oder
Versprechung darunter suchet/ doch zweifele ich
nicht an des Curidors Verdammung/ bevor-
aus weil er allezeit liederlich gelebt/ denen Leu-
then die Nasen gedrehet/ eigenen Gottesdienst
erwählet/ und die erschröcklichen Träume ohne
Zweifel dieselbige confirmirt und bestätiget.
Dem ist also/ versetzte Eckarth/ mein werthester
Herr Siegfried/ und urtheilet er gar wohl von
der Sache/ Gotthart aber wandte ein/ allein
warumb solte nicht aus Permission und Zulas-
sung des Höchsten einem Geist erlaubet seyn/
durch seine Vagation und Hin- und Herschwe-
bung denen Lebendigen was sein Thun/ wie es
ihm gehe/ und was sein Wille und Verlangen

sey/

ſen verſichern will/ daß ein ſolcher Aſtraliſcher
Spiritus Leib und Seele mit beywohne/ bey wel-
cher beyder Trennung er ſo dann eine Zeitlang
in der Welt herumb vagire oder ſchwerme/ und
den ehemahligen in Leben getriebenen Wercke
ferner zugehe/ auch zu weilen ſein Wollen und
Mißvergnuͤgen dem Menſchen zu verſtehen ge-
be/ biß daß er endlich nach und nach pedetentim
wieder in ſeinen Anfang oder nichts gienge. Ge-
ſchicht ja etwas/ ſo iſt es entweder eine Viſion o-
der von GOtt herruͤhrende Admonition, oder
aber eine Verblendung des Teufels/ welcher ei-
ne dergleichen Geſtalt an ſich nimmt/ und jeder-
zeit ſein Intereſſe entweder durch Schroͤck- oder
Verſprechung darunter ſuchet/ doch zweifele ich
nicht an des Curidors Verdammung/ bevor-
aus weil er allezeit liederlich gelebt/ denen Leu-
then die Naſen gedrehet/ eigenen Gottesdienſt
erwaͤhlet/ und die erſchroͤcklichen Traͤume ohne
Zweifel dieſelbige confirmirt und beſtaͤtiget.
Dem iſt alſo/ verſetzte Eckarth/ mein wertheſter
Herr Siegfried/ und urtheilet er gar wohl von
der Sache/ Gotthart aber wandte ein/ allein
warumb ſolte nicht aus Permiſſion und Zulaſ-
ſung des Hoͤchſten einem Geiſt erlaubet ſeyn/
durch ſeine Vagation und Hin- und Herſchwe-
bung denen Lebendigen was ſein Thun/ wie es
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[530/0546] ſen verſichern will/ daß ein ſolcher Aſtraliſcher Spiritus Leib und Seele mit beywohne/ bey wel- cher beyder Trennung er ſo dann eine Zeitlang in der Welt herumb vagire oder ſchwerme/ und den ehemahligen in Leben getriebenen Wercke ferner zugehe/ auch zu weilen ſein Wollen und Mißvergnuͤgen dem Menſchen zu verſtehen ge- be/ biß daß er endlich nach und nach pedetentim wieder in ſeinen Anfang oder nichts gienge. Ge- ſchicht ja etwas/ ſo iſt es entweder eine Viſion o- der von GOtt herruͤhrende Admonition, oder aber eine Verblendung des Teufels/ welcher ei- ne dergleichen Geſtalt an ſich nimmt/ und jeder- zeit ſein Intereſſe entweder durch Schroͤck- oder Verſprechung darunter ſuchet/ doch zweifele ich nicht an des Curidors Verdammung/ bevor- aus weil er allezeit liederlich gelebt/ denen Leu- then die Naſen gedrehet/ eigenen Gottesdienſt erwaͤhlet/ und die erſchroͤcklichen Traͤume ohne Zweifel dieſelbige confirmirt und beſtaͤtiget. Dem iſt alſo/ verſetzte Eckarth/ mein wertheſter Herr Siegfried/ und urtheilet er gar wohl von der Sache/ Gotthart aber wandte ein/ allein warumb ſolte nicht aus Permiſſion und Zulaſ- ſung des Hoͤchſten einem Geiſt erlaubet ſeyn/ durch ſeine Vagation und Hin- und Herſchwe- bung denen Lebendigen was ſein Thun/ wie es ihm gehe/ und was ſein Wille und Verlangen ſey/

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/546>, abgerufen am 02.06.2024.