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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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mögen, zum Abschiede fertig halten, gleich denen
Soldaten, welche allezeit parat zum Fechten
seyn müssen, damit sie auf gegebene Ordres ihren
Angrieff mit Muth und Bedacht thun können.
Darum ist wohl ein Tag benimbt, wann aber
derselbe kommt, muß man der Ungewißheit hal-
ben ihme einbilden es sey heute, morgen, und ein
jeder Tag, ja eine jegliche Stunde vor selbigen
zu halten. Allein, welcher gestalt man sein Leben
biß zu dem von GOtt verordneten Ziel brin-
gen kan, denn was mir einer von Verlängern,
anders er mir nicht die Verkürtzung des Lebens
deme entgegen setzt, sagen will/ halte ich vor ei-
ne Phantasterey; Gleich, als wann ich etwas
zu einer Vermehrung ohne Zulassung des
Principals ausrichten wolte: Eckarth sagte
daß ein Mensch durch unordentliches Leben,
mit Fressen, Sauffen, Debauchiren, Caressen,
Harm, Zorn, Kummer und andern Gemüths-
Affecten; Jtem Reiten, Springen, Fechten,
Lauffen und starcken Leibes-Bewegungen, und
was mehr der Natur eines Menschen zu wider
ist thun, verkürtzen kan, ist kein Zweifel und leh-
ren uns dessen die Exempel. Herentgegen,
wer mäßig lebt, ja wohl zu weilen durch ein we-
nig Fasten den Leib casteyet, der Natur mit de-
nen ihr covenienten Diaet, so wohl in Essen,
Trincken, Gemüths- und Leibes Bewegungen

und
G g 3

moͤgen, zum Abſchiede fertig halten, gleich denen
Soldaten, welche allezeit parat zum Fechten
ſeyn muͤſſen, damit ſie auf gegebene Ordres ihꝛen
Angrieff mit Muth und Bedacht thun koͤnnen.
Darum iſt wohl ein Tag benimbt, wann aber
derſelbe kommt, muß man der Ungewißheit hal-
ben ihme einbilden es ſey heute, morgen, und ein
jeder Tag, ja eine jegliche Stunde vor ſelbigen
zu halten. Allein, welcher geſtalt man ſein Leben
biß zu dem von GOtt verordneten Ziel brin-
gen kan, denn was mir einer von Verlaͤngern,
anders er mir nicht die Verkuͤrtzung des Lebens
deme entgegen ſetzt, ſagen will/ halte ich vor ei-
ne Phantaſterey; Gleich, als wann ich etwas
zu einer Vermehrung ohne Zulaſſung des
Principals ausrichten wolte: Eckarth ſagte
daß ein Menſch durch unordentliches Leben,
mit Freſſen, Sauffen, Debauchiren, Careſſen,
Harm, Zorn, Kummer und andern Gemuͤths-
Affecten; Jtem Reiten, Springen, Fechten,
Lauffen und ſtarcken Leibes-Bewegungen, und
was mehr der Natur eines Menſchen zu wider
iſt thun, verkuͤrtzen kan, iſt kein Zweifel und leh-
ren uns deſſen die Exempel. Herentgegen,
wer maͤßig lebt, ja wohl zu weilen durch ein we-
nig Faſten den Leib caſteyet, der Natur mit de-
nen ihr covenienten Diæt, ſo wohl in Eſſen,
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[469/0485] moͤgen, zum Abſchiede fertig halten, gleich denen Soldaten, welche allezeit parat zum Fechten ſeyn muͤſſen, damit ſie auf gegebene Ordres ihꝛen Angrieff mit Muth und Bedacht thun koͤnnen. Darum iſt wohl ein Tag benimbt, wann aber derſelbe kommt, muß man der Ungewißheit hal- ben ihme einbilden es ſey heute, morgen, und ein jeder Tag, ja eine jegliche Stunde vor ſelbigen zu halten. Allein, welcher geſtalt man ſein Leben biß zu dem von GOtt verordneten Ziel brin- gen kan, denn was mir einer von Verlaͤngern, anders er mir nicht die Verkuͤrtzung des Lebens deme entgegen ſetzt, ſagen will/ halte ich vor ei- ne Phantaſterey; Gleich, als wann ich etwas zu einer Vermehrung ohne Zulaſſung des Principals ausrichten wolte: Eckarth ſagte daß ein Menſch durch unordentliches Leben, mit Freſſen, Sauffen, Debauchiren, Careſſen, Harm, Zorn, Kummer und andern Gemuͤths- Affecten; Jtem Reiten, Springen, Fechten, Lauffen und ſtarcken Leibes-Bewegungen, und was mehr der Natur eines Menſchen zu wider iſt thun, verkuͤrtzen kan, iſt kein Zweifel und leh- ren uns deſſen die Exempel. Herentgegen, wer maͤßig lebt, ja wohl zu weilen durch ein we- nig Faſten den Leib caſteyet, der Natur mit de- nen ihr covenienten Diæt, ſo wohl in Eſſen, Trincken, Gemuͤths- und Leibes Bewegungen und G g 3

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/485>, abgerufen am 22.11.2024.