Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

land und Franckreich sehr alte Leuthe von 110.
123. 132. Jahren vorgestellet, u. mir sind selbsten
unsers Orts so wohl unter Stands als geringen
Personen bekannt, welche ihr Alter mit guten
Vigeur der Kräffte sehr hoch gebracht. Es war
voreinigen Jahren ein Baron von hohen Alter
bey mir, wie ich ihm erzehlte wie mein Vetter
seel. ein Graf mit ziemlichen Leibes-Kräfften
das 83ste Jahr erreichet hätte; drehete er sich
auf den einen Fuß herumb sagende, mein Herr
Graf, ich bin noch ein Jahr älter als der seel.
Herr Graf, und gedächte mir wohl mit einer
Dame ein Täntzgen zu machen! allein wie das
85ste Jahr kam, muste er auch nachwandern;
Mir sind Bauren die noch leben unter meinen
Unterthanen bekannt, die biß hundert Jahr ih-
re Tage zehlen. Der Obrist-Lieutenant sagte
die Hertzogliche Familie von denen Hertzogen
von Schombourg, wie hoch ist diese nicht ge-
stiegen; denn der Enckel, von den Hertzog der in
Savoyen geblieben, war 65. Jahr alt, Eckarth
gab vor, das hohe Alter, des Hertzogs von Zelle
und Wolffenbüttel sind zu wohl zu admiriren
als andere, indem es beyde weit über 80. Jahr
gebracht haben. Eckarth sagte/ in meiner Ju-
gend ist ein Bauer-Weib von hundert Jahren
und drüber, eine halbe Meile von der Stadt ge-
legen in unser Hauß kommen, und meiner Mut-

ter

land und Franckreich ſehr alte Leuthe von 110.
123. 132. Jahren vorgeſtellet, u. mir ſind ſelbſten
unſers Orts ſo wohl unter Stands als geringen
Perſonen bekannt, welche ihr Alter mit guten
Vigeur der Kraͤffte ſehr hoch gebracht. Es war
voreinigen Jahren ein Baron von hohen Alter
bey mir, wie ich ihm erzehlte wie mein Vetter
ſeel. ein Graf mit ziemlichen Leibes-Kraͤfften
das 83ſte Jahr erreichet haͤtte; drehete er ſich
auf den einen Fuß herumb ſagende, mein Herr
Graf, ich bin noch ein Jahr aͤlter als der ſeel.
Herr Graf, und gedaͤchte mir wohl mit einer
Dame ein Taͤntzgen zu machen! allein wie das
85ſte Jahr kam, muſte er auch nachwandern;
Mir ſind Bauren die noch leben unter meinen
Unterthanen bekannt, die biß hundert Jahr ih-
re Tage zehlen. Der Obriſt-Lieutenant ſagte
die Hertzogliche Familie von denen Hertzogen
von Schombourg, wie hoch iſt dieſe nicht ge-
ſtiegen; denn der Enckel, von den Hertzog der in
Savoyen geblieben, war 65. Jahr alt, Eckarth
gab vor, das hohe Alter, des Hertzogs von Zelle
und Wolffenbuͤttel ſind zu wohl zu admiriren
als andere, indem es beyde weit uͤber 80. Jahr
gebracht haben. Eckarth ſagte/ in meiner Ju-
gend iſt ein Bauer-Weib von hundert Jahren
und druͤber, eine halbe Meile von der Stadt ge-
legen in unſer Hauß kommen, und meiner Mut-

ter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0482" n="466"/>
land und Franckreich &#x017F;ehr alte Leuthe von 110.<lb/>
123. 132. Jahren vorge&#x017F;tellet, u. mir &#x017F;ind &#x017F;elb&#x017F;ten<lb/>
un&#x017F;ers Orts &#x017F;o wohl unter Stands als geringen<lb/>
Per&#x017F;onen bekannt, welche ihr Alter mit guten<lb/><hi rendition="#aq">Vigeur</hi> der Kra&#x0364;ffte &#x017F;ehr hoch gebracht. Es war<lb/>
voreinigen Jahren ein <hi rendition="#aq">Baron</hi> von hohen Alter<lb/>
bey mir, wie ich ihm erzehlte wie mein Vetter<lb/>
&#x017F;eel. ein Graf mit ziemlichen Leibes-Kra&#x0364;fften<lb/>
das 83&#x017F;te Jahr erreichet ha&#x0364;tte; drehete er &#x017F;ich<lb/>
auf den einen Fuß herumb &#x017F;agende, mein Herr<lb/>
Graf, ich bin noch ein Jahr a&#x0364;lter als der &#x017F;eel.<lb/>
Herr Graf, und geda&#x0364;chte mir wohl mit einer<lb/><hi rendition="#aq">Dame</hi> ein Ta&#x0364;ntzgen zu machen! allein wie das<lb/>
85&#x017F;te Jahr kam, mu&#x017F;te er auch nachwandern;<lb/>
Mir &#x017F;ind Bauren die noch leben unter meinen<lb/>
Unterthanen bekannt, die biß hundert Jahr ih-<lb/>
re Tage zehlen. Der Obri&#x017F;t-<hi rendition="#aq">Lieutenant</hi> &#x017F;agte<lb/>
die Hertzogliche <hi rendition="#aq">Famili</hi>e von denen Hertzogen<lb/>
von Schombourg, wie hoch i&#x017F;t die&#x017F;e nicht ge-<lb/>
&#x017F;tiegen; denn der Enckel, von den Hertzog der in<lb/><hi rendition="#aq">Savoy</hi>en geblieben, war 65. Jahr alt, Eckarth<lb/>
gab vor, das hohe Alter, des Hertzogs von Zelle<lb/>
und Wolffenbu&#x0364;ttel &#x017F;ind zu wohl zu <hi rendition="#aq">admirir</hi>en<lb/>
als andere, indem es beyde weit u&#x0364;ber 80. Jahr<lb/>
gebracht haben. Eckarth &#x017F;agte/ in meiner Ju-<lb/>
gend i&#x017F;t ein Bauer-Weib von hundert Jahren<lb/>
und dru&#x0364;ber, eine halbe Meile von der Stadt ge-<lb/>
legen in un&#x017F;er Hauß kommen, und meiner Mut-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ter</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[466/0482] land und Franckreich ſehr alte Leuthe von 110. 123. 132. Jahren vorgeſtellet, u. mir ſind ſelbſten unſers Orts ſo wohl unter Stands als geringen Perſonen bekannt, welche ihr Alter mit guten Vigeur der Kraͤffte ſehr hoch gebracht. Es war voreinigen Jahren ein Baron von hohen Alter bey mir, wie ich ihm erzehlte wie mein Vetter ſeel. ein Graf mit ziemlichen Leibes-Kraͤfften das 83ſte Jahr erreichet haͤtte; drehete er ſich auf den einen Fuß herumb ſagende, mein Herr Graf, ich bin noch ein Jahr aͤlter als der ſeel. Herr Graf, und gedaͤchte mir wohl mit einer Dame ein Taͤntzgen zu machen! allein wie das 85ſte Jahr kam, muſte er auch nachwandern; Mir ſind Bauren die noch leben unter meinen Unterthanen bekannt, die biß hundert Jahr ih- re Tage zehlen. Der Obriſt-Lieutenant ſagte die Hertzogliche Familie von denen Hertzogen von Schombourg, wie hoch iſt dieſe nicht ge- ſtiegen; denn der Enckel, von den Hertzog der in Savoyen geblieben, war 65. Jahr alt, Eckarth gab vor, das hohe Alter, des Hertzogs von Zelle und Wolffenbuͤttel ſind zu wohl zu admiriren als andere, indem es beyde weit uͤber 80. Jahr gebracht haben. Eckarth ſagte/ in meiner Ju- gend iſt ein Bauer-Weib von hundert Jahren und druͤber, eine halbe Meile von der Stadt ge- legen in unſer Hauß kommen, und meiner Mut- ter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/482
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/482>, abgerufen am 10.06.2024.