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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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ander Laesion halber etliche Marck löthiges
Goldes Straffe setzen, vel quasi, ihr Respeck im
Unverstande sich so hoch extendiren solte, daß
man einen solchen Kahlen-Brieff bey denen
Obrigkeiten zur Execution bringen müste (ich
will aber hiermit die Macht und Krafft des ih-
nen verliehenen Käyserl. Gnaden-Briefes, noch
ihre mit Recht und Verstande concedirte aus-
gebene Privilegia nicht touchirt haben) wenn
ich ein Medicus wäre, und ich bekäme von ei-
nen Landfahrer dergleichen Brieff in die Hand,
ich wolte der Straffe ohngeacht ihn zerreissen,
und den Medicastro für die Füsse werffen, und
bey Ansuchung einen solchen Comiti seiner
Herrschafft halber einen andern Zweck vorle-
gen. Ja sprach der General, Mons. Eckarth
es kommt mir eben vor, als wann ein Domesti-
cus
einen zum Obristen erwählet oder wenig-
stens ihm den Titul zueignet, wann er gleich
Lebenslang keinen Feind vor Augen gesehen,
noch in einer Schlacht, jemahls ein Musquete
loßschiessen gehöret hätte/ man spielet Co-
moedi
en, wann das Kleid ausgezogen, und der
Brieff verlohren ist, so ist der Agent wieder, der
er vor dem Spiel gewesen. Alleine genung
hiervon, wir wollen nunmehro, uns zu denen
alt gewordenen Personen wenden, die Zeitun-
gen haben uns bißhero so wohl aus Teutsch-

land
G g

ander Læſion halber etliche Marck loͤthiges
Goldes Straffe ſetzen, vel quaſi, ihr Reſpeck im
Unverſtande ſich ſo hoch extendiren ſolte, daß
man einen ſolchen Kahlen-Brieff bey denen
Obrigkeiten zur Execution bringen muͤſte (ich
will aber hiermit die Macht und Krafft des ih-
nen verliehenen Kaͤyſerl. Gnaden-Briefes, noch
ihre mit Recht und Verſtande concedirte aus-
gebene Privilegia nicht touchirt haben) wenn
ich ein Medicus waͤre, und ich bekaͤme von ei-
nen Landfahrer dergleichen Brieff in die Hand,
ich wolte der Straffe ohngeacht ihn zerreiſſen,
und den Medicaſtro fuͤr die Fuͤſſe werffen, und
bey Anſuchung einen ſolchen Comiti ſeiner
Herrſchafft halber einen andern Zweck vorle-
gen. Ja ſprach der General, Mons. Eckarth
es kommt mir eben vor, als wann ein Domeſti-
cus
einen zum Obriſten erwaͤhlet oder wenig-
ſtens ihm den Titul zueignet, wann er gleich
Lebenslang keinen Feind vor Augen geſehen,
noch in einer Schlacht, jemahls ein Muſquete
loßſchieſſen gehoͤret haͤtte/ man ſpielet Co-
mœdi
en, wann das Kleid ausgezogen, und der
Brieff verlohren iſt, ſo iſt der Agent wieder, der
er vor dem Spiel geweſen. Alleine genung
hiervon, wir wollen nunmehro, uns zu denen
alt gewordenen Perſonen wenden, die Zeitun-
gen haben uns bißhero ſo wohl aus Teutſch-

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[465/0481] ander Læſion halber etliche Marck loͤthiges Goldes Straffe ſetzen, vel quaſi, ihr Reſpeck im Unverſtande ſich ſo hoch extendiren ſolte, daß man einen ſolchen Kahlen-Brieff bey denen Obrigkeiten zur Execution bringen muͤſte (ich will aber hiermit die Macht und Krafft des ih- nen verliehenen Kaͤyſerl. Gnaden-Briefes, noch ihre mit Recht und Verſtande concedirte aus- gebene Privilegia nicht touchirt haben) wenn ich ein Medicus waͤre, und ich bekaͤme von ei- nen Landfahrer dergleichen Brieff in die Hand, ich wolte der Straffe ohngeacht ihn zerreiſſen, und den Medicaſtro fuͤr die Fuͤſſe werffen, und bey Anſuchung einen ſolchen Comiti ſeiner Herrſchafft halber einen andern Zweck vorle- gen. Ja ſprach der General, Mons. Eckarth es kommt mir eben vor, als wann ein Domeſti- cus einen zum Obriſten erwaͤhlet oder wenig- ſtens ihm den Titul zueignet, wann er gleich Lebenslang keinen Feind vor Augen geſehen, noch in einer Schlacht, jemahls ein Muſquete loßſchieſſen gehoͤret haͤtte/ man ſpielet Co- mœdien, wann das Kleid ausgezogen, und der Brieff verlohren iſt, ſo iſt der Agent wieder, der er vor dem Spiel geweſen. Alleine genung hiervon, wir wollen nunmehro, uns zu denen alt gewordenen Perſonen wenden, die Zeitun- gen haben uns bißhero ſo wohl aus Teutſch- land G g

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/481>, abgerufen am 09.06.2024.