Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

angenommenen und eingerichteten Verdäulig-
keit wiederum verwehnet, und schwächet sich in
leichter Verdauung auffs neue, daher denn zu
kommen pflegt, daß dergleichen Säuglinge bey
erwachsenen Jahren kränckliche Leuthe, Valetu-
dinarii
werden. Was man aber vom Beschrey-
en vorbringt, ist mir davon kein Exempel be-
kannt, und sind nur Aussinnungen derer alten
Mütterlein, die ihre Sorgfalt in Wartung der
Kinder, auch in unnöthigen Dingen vorzeigen
und erweisen wollen; das Beschreyen aber/
welches wohl eine halbe Hexerey mag genennet
werden, ist gar ein ander Ding, dessen Ursprung
allezeit aus böser Menschen Neid und Boßheit
herrühret, und könte eher ein Verwüntschen,
als ein Beruffen und Beschreyen intituliret
werden. Es möchte aber die Zeit zu kurtz, und
mein schlechter Discours in Ungnaden auffge-
nommen werden, diese Materie in etwas zu
durchgehen. Gar nicht versetzte der General,
Mons.
Siegfried, es wird uns dessen Vorbrin-
gen von dieser Sache höchst angenehm seyn.
Wie Jhro Excellenz befehlen so folge ich ant-
wortete Siegfried. Das so genandte Beruf-
fen oder Beschreyen ist dem Glückwüntschen
entgegen gesetzt, es hat wohl den Schein einer
guten Meynung, wann dergleichen Kinder die
Leuthe loben, sagende, ist das nicht ein schönes

liebes

angenommenen und eingerichteten Verdaͤulig-
keit wiederum verwehnet, und ſchwaͤchet ſich in
leichter Verdauung auffs neue, daher denn zu
kommen pflegt, daß dergleichen Saͤuglinge bey
erwachſenen Jahren kꝛaͤnckliche Leuthe, Valetu-
dinarii
werden. Was man aber vom Beſchrey-
en vorbringt, iſt mir davon kein Exempel be-
kannt, und ſind nur Ausſinnungen derer alten
Muͤtterlein, die ihre Sorgfalt in Wartung der
Kinder, auch in unnoͤthigen Dingen vorzeigen
und erweiſen wollen; das Beſchreyen aber/
welches wohl eine halbe Hexerey mag genennet
werden, iſt gar ein ander Ding, deſſen Urſprung
allezeit aus boͤſer Menſchen Neid und Boßheit
herruͤhret, und koͤnte eher ein Verwuͤntſchen,
als ein Beruffen und Beſchreyen intituliret
werden. Es moͤchte aber die Zeit zu kurtz, und
mein ſchlechter Diſcours in Ungnaden auffge-
nommen werden, dieſe Materie in etwas zu
durchgehen. Gar nicht verſetzte der General,
Monſ.
Siegfried, es wird uns deſſen Vorbrin-
gen von dieſer Sache hoͤchſt angenehm ſeyn.
Wie Jhro Excellenz befehlen ſo folge ich ant-
wortete Siegfried. Das ſo genandte Beruf-
fen oder Beſchreyen iſt dem Gluͤckwuͤntſchen
entgegen geſetzt, es hat wohl den Schein einer
guten Meynung, wann dergleichen Kinder die
Leuthe loben, ſagende, iſt das nicht ein ſchoͤnes

liebes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0463" n="447"/>
angenommenen und eingerichteten Verda&#x0364;ulig-<lb/>
keit wiederum verwehnet, und &#x017F;chwa&#x0364;chet &#x017F;ich in<lb/>
leichter Verdauung auffs neue, daher denn zu<lb/>
kommen pflegt, daß dergleichen Sa&#x0364;uglinge bey<lb/>
erwach&#x017F;enen Jahren k&#xA75B;a&#x0364;nckliche Leuthe, <hi rendition="#aq">Valetu-<lb/>
dinarii</hi> werden. Was man aber vom Be&#x017F;chrey-<lb/>
en vorbringt, i&#x017F;t mir davon kein Exempel be-<lb/>
kannt, und &#x017F;ind nur Aus&#x017F;innungen derer alten<lb/>
Mu&#x0364;tterlein, die ihre Sorgfalt in Wartung der<lb/>
Kinder, auch in unno&#x0364;thigen Dingen vorzeigen<lb/>
und erwei&#x017F;en wollen; das Be&#x017F;chreyen aber/<lb/>
welches wohl eine halbe Hexerey mag genennet<lb/>
werden, i&#x017F;t gar ein ander Ding, de&#x017F;&#x017F;en Ur&#x017F;prung<lb/>
allezeit aus bo&#x0364;&#x017F;er Men&#x017F;chen Neid und Boßheit<lb/>
herru&#x0364;hret, und ko&#x0364;nte eher ein Verwu&#x0364;nt&#x017F;chen,<lb/>
als ein Beruffen und Be&#x017F;chreyen <hi rendition="#aq">intitulir</hi>et<lb/>
werden. Es mo&#x0364;chte aber die Zeit zu kurtz, und<lb/>
mein &#x017F;chlechter <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cours</hi> in Ungnaden auffge-<lb/>
nommen werden, die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Materi</hi>e in etwas zu<lb/>
durchgehen. Gar nicht ver&#x017F;etzte der <hi rendition="#aq">General,<lb/>
Mon&#x017F;.</hi> Siegfried, es wird uns de&#x017F;&#x017F;en Vorbrin-<lb/>
gen von die&#x017F;er Sache ho&#x0364;ch&#x017F;t angenehm &#x017F;eyn.<lb/>
Wie Jhro <hi rendition="#aq">Excellenz</hi> befehlen &#x017F;o folge ich ant-<lb/>
wortete Siegfried. Das &#x017F;o genandte Beruf-<lb/>
fen oder Be&#x017F;chreyen i&#x017F;t dem Glu&#x0364;ckwu&#x0364;nt&#x017F;chen<lb/>
entgegen ge&#x017F;etzt, es hat wohl den Schein einer<lb/>
guten Meynung, wann dergleichen Kinder die<lb/>
Leuthe loben, &#x017F;agende, i&#x017F;t das nicht ein &#x017F;cho&#x0364;nes<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">liebes</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[447/0463] angenommenen und eingerichteten Verdaͤulig- keit wiederum verwehnet, und ſchwaͤchet ſich in leichter Verdauung auffs neue, daher denn zu kommen pflegt, daß dergleichen Saͤuglinge bey erwachſenen Jahren kꝛaͤnckliche Leuthe, Valetu- dinarii werden. Was man aber vom Beſchrey- en vorbringt, iſt mir davon kein Exempel be- kannt, und ſind nur Ausſinnungen derer alten Muͤtterlein, die ihre Sorgfalt in Wartung der Kinder, auch in unnoͤthigen Dingen vorzeigen und erweiſen wollen; das Beſchreyen aber/ welches wohl eine halbe Hexerey mag genennet werden, iſt gar ein ander Ding, deſſen Urſprung allezeit aus boͤſer Menſchen Neid und Boßheit herruͤhret, und koͤnte eher ein Verwuͤntſchen, als ein Beruffen und Beſchreyen intituliret werden. Es moͤchte aber die Zeit zu kurtz, und mein ſchlechter Diſcours in Ungnaden auffge- nommen werden, dieſe Materie in etwas zu durchgehen. Gar nicht verſetzte der General, Monſ. Siegfried, es wird uns deſſen Vorbrin- gen von dieſer Sache hoͤchſt angenehm ſeyn. Wie Jhro Excellenz befehlen ſo folge ich ant- wortete Siegfried. Das ſo genandte Beruf- fen oder Beſchreyen iſt dem Gluͤckwuͤntſchen entgegen geſetzt, es hat wohl den Schein einer guten Meynung, wann dergleichen Kinder die Leuthe loben, ſagende, iſt das nicht ein ſchoͤnes liebes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/463
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/463>, abgerufen am 10.06.2024.