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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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einen Unhöfflichen keine Ungenade. Jm ge-
ringsten nicht/ Mons. Siegfried/ antwortete die
Contesse, der Wechsel ist beliebig/ und der Ge-
horsam ehrlich/ deswegen keine Jalousie. Hier-
mit führte Siegfried die Contesse zu dem Wa-
gen/ hub sie mit einer höfflichen Manier auf den-
selben/ machte einen submissen Reverenz, be-
gab sich zu dem General, seiner Gemahlin und
Eckarth. So bald sie aufgesessen waren/ und
fortfuhren/ fragte der General Siegfrieden/
was er von der gestrigen Mutterheberin hielte?
Jhro Excellenz, antwortete Siegfried/ darzu
bin ich viel zu gering/ mein Gutachten zu geben/
doch weil sie befehlen/ so gehorsame ich. Es ist/
fuhr Siegfried fort/ umb ein solch liederliches
Weib ein schändliches Thun/ welche den aller-
weisen Schöpffer meistern will/ halte auch
nicht davor/ daß die Unwissenheit an jenem gros-
sen Gerichts-Tage sie entschuldigen wird; die
Matrix oder Mutter wird mit zwey breiten star-
cken Bändern/ einer Kappen gleich überzogen/
welche dieselbe so feste halten/ daß sie nimmer in
die Höhe steigen kan/ so hat auch der weise GOtt
an die weiblichen Saamen-Gefässe/ solche breite
und starcke Ligamenta, welche auf Lateinisch
Tubae Fallopianae, auf Deutsch aber die Fle-
dermäuß-Fliegel genennet werden/ angesetzt/ die
halten die Mutter in einem solchen Gleich-

Stande/

einen Unhoͤfflichen keine Ungenade. Jm ge-
ringſten nicht/ Mons. Siegfried/ antwortete die
Conteſſe, der Wechſel iſt beliebig/ und der Ge-
horſam ehrlich/ deswegen keine Jalouſie. Hier-
mit fuͤhrte Siegfried die Conteſſe zu dem Wa-
gen/ hub ſie mit einer hoͤfflichen Manier auf den-
ſelben/ machte einen ſubmiſſen Reverenz, be-
gab ſich zu dem General, ſeiner Gemahlin und
Eckarth. So bald ſie aufgeſeſſen waren/ und
fortfuhren/ fragte der General Siegfrieden/
was er von der geſtrigen Mutterheberin hielte?
Jhro Excellenz, antwortete Siegfried/ darzu
bin ich viel zu gering/ mein Gutachten zu geben/
doch weil ſie befehlen/ ſo gehorſame ich. Es iſt/
fuhr Siegfried fort/ umb ein ſolch liederliches
Weib ein ſchaͤndliches Thun/ welche den aller-
weiſen Schoͤpffer meiſtern will/ halte auch
nicht davor/ daß die Unwiſſenheit an jenem groſ-
ſen Gerichts-Tage ſie entſchuldigen wird; die
Matrix oder Mutter wird mit zwey breiten ſtar-
cken Baͤndern/ einer Kappen gleich uͤberzogen/
welche dieſelbe ſo feſte halten/ daß ſie nimmer in
die Hoͤhe ſteigen kan/ ſo hat auch der weiſe GOtt
an die weiblichen Saamen-Gefaͤſſe/ ſolche breite
und ſtarcke Ligamenta, welche auf Lateiniſch
Tubæ Fallopianæ, auf Deutſch aber die Fle-
dermaͤuß-Fliegel genennet werden/ angeſetzt/ die
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[424/0440] einen Unhoͤfflichen keine Ungenade. Jm ge- ringſten nicht/ Mons. Siegfried/ antwortete die Conteſſe, der Wechſel iſt beliebig/ und der Ge- horſam ehrlich/ deswegen keine Jalouſie. Hier- mit fuͤhrte Siegfried die Conteſſe zu dem Wa- gen/ hub ſie mit einer hoͤfflichen Manier auf den- ſelben/ machte einen ſubmiſſen Reverenz, be- gab ſich zu dem General, ſeiner Gemahlin und Eckarth. So bald ſie aufgeſeſſen waren/ und fortfuhren/ fragte der General Siegfrieden/ was er von der geſtrigen Mutterheberin hielte? Jhro Excellenz, antwortete Siegfried/ darzu bin ich viel zu gering/ mein Gutachten zu geben/ doch weil ſie befehlen/ ſo gehorſame ich. Es iſt/ fuhr Siegfried fort/ umb ein ſolch liederliches Weib ein ſchaͤndliches Thun/ welche den aller- weiſen Schoͤpffer meiſtern will/ halte auch nicht davor/ daß die Unwiſſenheit an jenem groſ- ſen Gerichts-Tage ſie entſchuldigen wird; die Matrix oder Mutter wird mit zwey breiten ſtar- cken Baͤndern/ einer Kappen gleich uͤberzogen/ welche dieſelbe ſo feſte halten/ daß ſie nimmer in die Hoͤhe ſteigen kan/ ſo hat auch der weiſe GOtt an die weiblichen Saamen-Gefaͤſſe/ ſolche breite und ſtarcke Ligamenta, welche auf Lateiniſch Tubæ Fallopianæ, auf Deutſch aber die Fle- dermaͤuß-Fliegel genennet werden/ angeſetzt/ die halten die Mutter in einem ſolchen Gleich- Stande/

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/440>, abgerufen am 10.06.2024.