nur für gemeine Leuthe, Jhr Gnaden aber ei- nen guten Rath mitzutheilen, werde ich nicht vermögend seyn. Herr Wirth, setzet ihr einen Schemel, befahl die Generalin, und zu den Weibe, meine liebe Frau, setzet euch zu uns, da- mit wir näher beysammen seyn. Meine gute Frau, fuhr die Generalin fort, ich möchte doch gerne wissen und genauen Unterricht haben woheres mir komme, daß so bald ich etwas esse, wird mir übel, sodann fänget mir das Haupt an wehe zu thun, und endlich ziehet es sich wie ein kalter Schauer durch den gantzen Leib, hierauf folget auf der lincken Seite eine fliegende Hitze, und pfleget sich der Leib aufzudöhnen, denn ge- het es durch einen Schweiß aus. Gnädige Frau, antwortete das Weib, das ist nichts an- ders als die Mutter, welche vielerley Art ist und allerley Kranckheiten an sich nimmt, dieselbe, wann sie aus ihrem Lager kommen ist, so gehet sie nach der Speise in Magen, und zehret, das verursachet eine Ubligkeit, und wird die Ma- gen-Mutter genennet. Dann laufft sie aus dem Magen ins Gehirn, und verursachet Schwindel und Kopff-Weh, und wird die Ge- hirn-Mutter geheissen, wann sie nun daselbst genung gewütet hat, so durchlaufft sie den gan- tzen Leib, und ereignet erstlich die Kälte, biß sie in die Miltz fällt, und wird die Miltz-Mutter
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nur fuͤr gemeine Leuthe, Jhr Gnaden aber ei- nen guten Rath mitzutheilen, werde ich nicht vermoͤgend ſeyn. Herr Wirth, ſetzet ihr einen Schemel, befahl die Generalin, und zu den Weibe, meine liebe Frau, ſetzet euch zu uns, da- mit wir naͤher beyſammen ſeyn. Meine gute Frau, fuhr die Generalin fort, ich moͤchte doch gerne wiſſen und genauen Unterricht haben woheres mir komme, daß ſo bald ich etwas eſſe, wird mir uͤbel, ſodann faͤnget mir das Haupt an wehe zu thun, und endlich ziehet es ſich wie ein kalter Schauer durch den gantzen Leib, hierauf folget auf der lincken Seite eine fliegende Hitze, und pfleget ſich der Leib aufzudoͤhnen, denn ge- het es durch einen Schweiß aus. Gnaͤdige Frau, antwortete das Weib, das iſt nichts an- ders als die Mutter, welche vielerley Art iſt und allerley Kranckheiten an ſich nimmt, dieſelbe, wann ſie aus ihrem Lager kommen iſt, ſo gehet ſie nach der Speiſe in Magen, und zehret, das verurſachet eine Ubligkeit, und wird die Ma- gen-Mutter genennet. Dann laufft ſie aus dem Magen ins Gehirn, und verurſachet Schwindel und Kopff-Weh, und wird die Ge- hirn-Mutter geheiſſen, wann ſie nun daſelbſt genung gewuͤtet hat, ſo durchlaufft ſie den gan- tzen Leib, und ereignet erſtlich die Kaͤlte, biß ſie in die Miltz faͤllt, und wird die Miltz-Mutter
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nur fuͤr gemeine Leuthe, Jhr Gnaden aber ei-
nen guten Rath mitzutheilen, werde ich nicht
vermoͤgend ſeyn. Herr Wirth, ſetzet ihr einen
Schemel, befahl die Generalin, und zu den
Weibe, meine liebe Frau, ſetzet euch zu uns, da-
mit wir naͤher beyſammen ſeyn. Meine gute
Frau, fuhr die Generalin fort, ich moͤchte doch
gerne wiſſen und genauen Unterricht haben
woheres mir komme, daß ſo bald ich etwas eſſe,
wird mir uͤbel, ſodann faͤnget mir das Haupt an
wehe zu thun, und endlich ziehet es ſich wie ein
kalter Schauer durch den gantzen Leib, hierauf
folget auf der lincken Seite eine fliegende Hitze,
und pfleget ſich der Leib aufzudoͤhnen, denn ge-
het es durch einen Schweiß aus. Gnaͤdige
Frau, antwortete das Weib, das iſt nichts an-
ders als die Mutter, welche vielerley Art iſt und
allerley Kranckheiten an ſich nimmt, dieſelbe,
wann ſie aus ihrem Lager kommen iſt, ſo gehet
ſie nach der Speiſe in Magen, und zehret, das
verurſachet eine Ubligkeit, und wird die Ma-
gen-Mutter genennet. Dann laufft ſie aus
dem Magen ins Gehirn, und verurſachet
Schwindel und Kopff-Weh, und wird die Ge-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/435>, abgerufen am 25.11.2024.
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