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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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cken zu finden, der euch beyräthig seyn kan?
fragte der General. Nein, Jhro Excellenz,
antwortete der Wirth, wann jemanden unter
uns was mangelt, oder kranck ist, so erholen wir
uns in Garpa Rath. Es findet sich aber anietzo
hier ein kluges Weib, die vermeynet, sie hätte
grössere und bessere Erfahrung bevoraus in
Weiber-und Kinder-Curen, als die Docter,
dieselbe habe sich meines Weibes halben umb
Rath befragt, was mein Weib vor eine Kranck-
heit habe, und wie ihr zu helffen sey? So be-
kam ich von ihr zur Antwort: Es wäre mei-
nem Weibe die Mutter von dem Stuhle gefal-
len, und die müste ihr gehoben und wieder auf-
gesetzet werden, wann sie sich nun ihr vertrauen
wolte, würde sie in kurtzem von ihrer Kranckheit
genesen. Eckarth fieng nebenst denen andern
über dieses Vorbringen an zu lachen. Der
Wirth aber fuhr fort: Allein mein Weib wil
sich darzu nicht bereden lassen, weil sie sich be-
fürchtet, es möchte übel ablauffen, denn sie zwey-
en Frauen in der Nachbarschafft die Mutter ge-
hoben/ welche beyde in der Cur gestorben sind.
Die Frau Generalin sagte: Euer Weib, Herr
Wirth, thut recht daran, daß sie sich dessen nicht
bereden läst, und wo ihr anders euer Weib lieb
habt, so widerrathet es ihr, so viel möglich. Jch
habe von dieser Mutterheberin unterschiedenes

gehö-
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cken zu finden, der euch beyraͤthig ſeyn kan?
fragte der General. Nein, Jhro Excellenz,
antwortete der Wirth, wann jemanden unter
uns was mangelt, oder kranck iſt, ſo erholen wir
uns in Garpa Rath. Es findet ſich aber anietzo
hier ein kluges Weib, die vermeynet, ſie haͤtte
groͤſſere und beſſere Erfahrung bevoraus in
Weiber-und Kinder-Curen, als die Docter,
dieſelbe habe ſich meines Weibes halben umb
Rath befragt, was mein Weib vor eine Kranck-
heit habe, und wie ihr zu helffen ſey? So be-
kam ich von ihr zur Antwort: Es waͤre mei-
nem Weibe die Mutter von dem Stuhle gefal-
len, und die muͤſte ihr gehoben und wieder auf-
geſetzet werden, wann ſie ſich nun ihr vertrauen
wolte, wuͤrde ſie in kurtzem von ihrer Kranckheit
geneſen. Eckarth fieng nebenſt denen andern
uͤber dieſes Vorbringen an zu lachen. Der
Wirth aber fuhr fort: Allein mein Weib wil
ſich darzu nicht bereden laſſen, weil ſie ſich be-
fuͤrchtet, es moͤchte uͤbel ablauffen, deñ ſie zwey-
en Frauen in der Nachbarſchafft die Mutter ge-
hoben/ welche beyde in der Cur geſtorben ſind.
Die Frau Generalin ſagte: Euer Weib, Herr
Wirth, thut recht daran, daß ſie ſich deſſen nicht
bereden laͤſt, und wo ihr anders euer Weib lieb
habt, ſo widerrathet es ihr, ſo viel moͤglich. Jch
habe von dieſer Mutterheberin unterſchiedenes

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[417/0433] cken zu finden, der euch beyraͤthig ſeyn kan? fragte der General. Nein, Jhro Excellenz, antwortete der Wirth, wann jemanden unter uns was mangelt, oder kranck iſt, ſo erholen wir uns in Garpa Rath. Es findet ſich aber anietzo hier ein kluges Weib, die vermeynet, ſie haͤtte groͤſſere und beſſere Erfahrung bevoraus in Weiber-und Kinder-Curen, als die Docter, dieſelbe habe ſich meines Weibes halben umb Rath befragt, was mein Weib vor eine Kranck- heit habe, und wie ihr zu helffen ſey? So be- kam ich von ihr zur Antwort: Es waͤre mei- nem Weibe die Mutter von dem Stuhle gefal- len, und die muͤſte ihr gehoben und wieder auf- geſetzet werden, wann ſie ſich nun ihr vertrauen wolte, wuͤrde ſie in kurtzem von ihrer Kranckheit geneſen. Eckarth fieng nebenſt denen andern uͤber dieſes Vorbringen an zu lachen. Der Wirth aber fuhr fort: Allein mein Weib wil ſich darzu nicht bereden laſſen, weil ſie ſich be- fuͤrchtet, es moͤchte uͤbel ablauffen, deñ ſie zwey- en Frauen in der Nachbarſchafft die Mutter ge- hoben/ welche beyde in der Cur geſtorben ſind. Die Frau Generalin ſagte: Euer Weib, Herr Wirth, thut recht daran, daß ſie ſich deſſen nicht bereden laͤſt, und wo ihr anders euer Weib lieb habt, ſo widerrathet es ihr, ſo viel moͤglich. Jch habe von dieſer Mutterheberin unterſchiedenes gehoͤ- D d

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/433>, abgerufen am 10.06.2024.