aber mir das Glücke so wohl gewolt, daß ich die holdseelige Edelmuth vor drey Jahren von deren lieb-wehrtesten seel. Eltern erwarb, und also in die Verwandschafft eines so hoch- geachten Gönners kommen bin. So erlau- be er edler Herr Mülard, ihn künfftiger Zeit mit meiner allerliebsten Gemahlin als einen Vater zu ehren. Liebste Kinder! antwortete Mülard, lebet zu tausendmahlen vergnüget, meinen Seegen setze ich den Seegen euer seel. Eltern bey. GOtt der Herr lasse euch in vol- len Lieb- und Hertzens-Vergnügen euere Jah- re biß ins höchste Alter bringen, und gebe euch was euer Hertze euch selber zuwüntschet. Die freymüthige Filinda hatte auch schon das Lager verlassen, und sich in Rosenblüt flüchtig doch anmuthig angekleidet. Nachdem sie ihr Mor- gen-Gebeth verrichtet hatte, satzte sie sich an das Fenster, und hörete mit höchsten Vergnü- gen denen streitenten Sängern der Lufft zu. Sie wolte aber ihnen, zumahlen sie eine vor- treffliche Sängerin war, wie sie Abends den Ruhm der Genehmhaltung denen Menschen, also auch in der Singe-Kunst denen Lufft-ge- flügelten den Preiß abdisputiren, sunge dem- nach mit lieblichster Stimme folgendes Mor- gen-Lied:
I. Filin-
aber mir das Gluͤcke ſo wohl gewolt, daß ich die holdſeelige Edelmuth vor drey Jahren von deren lieb-wehrteſten ſeel. Eltern erwarb, und alſo in die Verwandſchafft eines ſo hoch- geachten Goͤnners kommen bin. So erlau- be er edler Herr Muͤlard, ihn kuͤnfftiger Zeit mit meiner allerliebſten Gemahlin als einen Vater zu ehren. Liebſte Kinder! antwortete Muͤlard, lebet zu tauſendmahlen vergnuͤget, meinen Seegen ſetze ich den Seegen euer ſeel. Eltern bey. GOtt der Herr laſſe euch in vol- len Lieb- und Hertzens-Vergnuͤgen euere Jah- re biß ins hoͤchſte Alter bringen, und gebe euch was euer Hertze euch ſelber zuwuͤntſchet. Die freymuͤthige Filinda hatte auch ſchon das Lager verlaſſen, und ſich in Roſenbluͤt fluͤchtig doch anmuthig angekleidet. Nachdem ſie ihr Mor- gen-Gebeth verrichtet hatte, ſatzte ſie ſich an das Fenſter, und hoͤrete mit hoͤchſten Vergnuͤ- gen denen ſtreitenten Saͤngern der Lufft zu. Sie wolte aber ihnen, zumahlen ſie eine vor- treffliche Saͤngerin war, wie ſie Abends den Ruhm der Genehmhaltung denen Menſchen, alſo auch in der Singe-Kunſt denen Lufft-ge- fluͤgelten den Preiß abdiſputiren, ſunge dem- nach mit lieblichſter Stimme folgendes Mor- gen-Lied:
I. Filin-
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aber mir das Gluͤcke ſo wohl gewolt, daß ich
die holdſeelige Edelmuth vor drey Jahren von
deren lieb-wehrteſten ſeel. Eltern erwarb,
und alſo in die Verwandſchafft eines ſo hoch-
geachten Goͤnners kommen bin. So erlau-
be er edler Herr Muͤlard, ihn kuͤnfftiger Zeit
mit meiner allerliebſten Gemahlin als einen
Vater zu ehren. Liebſte Kinder! antwortete
Muͤlard, lebet zu tauſendmahlen vergnuͤget,
meinen Seegen ſetze ich den Seegen euer ſeel.
Eltern bey. GOtt der Herr laſſe euch in vol-
len Lieb- und Hertzens-Vergnuͤgen euere Jah-
re biß ins hoͤchſte Alter bringen, und gebe euch
was euer Hertze euch ſelber zuwuͤntſchet. Die
freymuͤthige Filinda hatte auch ſchon das Lager
verlaſſen, und ſich in Roſenbluͤt fluͤchtig doch
anmuthig angekleidet. Nachdem ſie ihr Mor-
gen-Gebeth verrichtet hatte, ſatzte ſie ſich an
das Fenſter, und hoͤrete mit hoͤchſten Vergnuͤ-
gen denen ſtreitenten Saͤngern der Lufft zu.
Sie wolte aber ihnen, zumahlen ſie eine vor-
treffliche Saͤngerin war, wie ſie Abends den
Ruhm der Genehmhaltung denen Menſchen,
alſo auch in der Singe-Kunſt denen Lufft-ge-
fluͤgelten den Preiß abdiſputiren, ſunge dem-
nach mit lieblichſter Stimme folgendes Mor-
gen-Lied:
I. Filin-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/43>, abgerufen am 21.11.2024.
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