Vett- und Väterlichen Treu und Affection, verschmähet nicht dieses kleine Andencken mei- ner Gewogenheit anzunehmen, indem ergriff er sie bey der Hand und verehrte sie mit einem kostbahren Diamantenen Ring. Sie we- gerte sich zwar mit höchst-angenehmen Ge- behrden, solchen anzunehmen, doch liesse sie ihres Vettern gute Zuneigung ihr durch An- nehmung des Ringes, nach geschehener tieffen Bedanckung höchst gefällig seyn. Der tapf- fere Rannefort aber, nachdem er seiner Ge- mahlin zu Liebe, wie auch aus erforderender Verwandschaffts-Pflicht Mülarden mit al- len Ehren-Bezeugungen empfangen, sagte: Edler Herr Mülard, seine Tugenden und Ruhm-würdige Ausrichtungen haben mich ehemahlen gereitzet, dessen hoch-geachtete Per- son zu sehen, und dessen Verwunderungs- Worte in meinen gewissen Angelegenheiten als ein Oraculum zu hören, eine weite Reise von Oranto nach Silistria zu thun: Errinne- re er sich edler Mülard, daß vor ohngefehr 12. Jahren, ich als damaliger Rittmeister, un- ter denen Waffen des aller-glückseeligsten Herren und Fürsten von Leuenkron dienende, wegen vielleicht noch wohl bewusten wichtigen Affairen und Verrichtungen, ich dessen hohen Raths und Gutachten gepflogen. Zeithero
aber
Vett- und Vaͤterlichen Treu und Affection, verſchmaͤhet nicht dieſes kleine Andencken mei- ner Gewogenheit anzunehmen, indem ergriff er ſie bey der Hand und verehrte ſie mit einem koſtbahren Diamantenen Ring. Sie we- gerte ſich zwar mit hoͤchſt-angenehmen Ge- behrden, ſolchen anzunehmen, doch lieſſe ſie ihres Vettern gute Zuneigung ihr durch An- nehmung des Ringes, nach geſchehener tieffen Bedanckung hoͤchſt gefaͤllig ſeyn. Der tapf- fere Rannefort aber, nachdem er ſeiner Ge- mahlin zu Liebe, wie auch aus erforderender Verwandſchaffts-Pflicht Muͤlarden mit al- len Ehren-Bezeugungen empfangen, ſagte: Edler Herr Muͤlard, ſeine Tugenden und Ruhm-wuͤrdige Ausrichtungen haben mich ehemahlen gereitzet, deſſen hoch-geachtete Per- ſon zu ſehen, und deſſen Verwunderungs- Worte in meinen gewiſſen Angelegenheiten als ein Oraculum zu hoͤren, eine weite Reiſe von Oranto nach Siliſtria zu thun: Errinne- re er ſich edler Muͤlard, daß vor ohngefehr 12. Jahren, ich als damaliger Rittmeiſter, un- ter denen Waffen des aller-gluͤckſeeligſten Herren und Fuͤrſten von Leuenkron dienende, wegen vielleicht noch wohl bewuſten wichtigen Affairen und Verrichtungen, ich deſſen hohen Raths und Gutachten gepflogen. Zeithero
aber
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Vett- und Vaͤterlichen Treu und Affection,
verſchmaͤhet nicht dieſes kleine Andencken mei-
ner Gewogenheit anzunehmen, indem ergriff
er ſie bey der Hand und verehrte ſie mit einem
koſtbahren Diamantenen Ring. Sie we-
gerte ſich zwar mit hoͤchſt-angenehmen Ge-
behrden, ſolchen anzunehmen, doch lieſſe ſie
ihres Vettern gute Zuneigung ihr durch An-
nehmung des Ringes, nach geſchehener tieffen
Bedanckung hoͤchſt gefaͤllig ſeyn. Der tapf-
fere Rannefort aber, nachdem er ſeiner Ge-
mahlin zu Liebe, wie auch aus erforderender
Verwandſchaffts-Pflicht Muͤlarden mit al-
len Ehren-Bezeugungen empfangen, ſagte:
Edler Herr Muͤlard, ſeine Tugenden und
Ruhm-wuͤrdige Ausrichtungen haben mich
ehemahlen gereitzet, deſſen hoch-geachtete Per-
ſon zu ſehen, und deſſen Verwunderungs-
Worte in meinen gewiſſen Angelegenheiten
als ein Oraculum zu hoͤren, eine weite Reiſe
von Oranto nach Siliſtria zu thun: Errinne-
re er ſich edler Muͤlard, daß vor ohngefehr
12. Jahren, ich als damaliger Rittmeiſter, un-
ter denen Waffen des aller-gluͤckſeeligſten
Herren und Fuͤrſten von Leuenkron dienende,
wegen vielleicht noch wohl bewuſten wichtigen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/42>, abgerufen am 24.11.2024.
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