Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

sprach zu mir: Ließ ihn doch her, daß man hö-
ret waser von dir haben will. Der Jnnhalt
war folgender, hiermit ruffte sie den Kammer-
Mägdlein, daß sie den Brieff aus ihren Zim-
mer holen solte, als sie ihn brachte, laß die
Fräulein Solueka:

Tapffer-müthiges gnädiges Fräulein.

DJe Hefftigkeit meiner brünstigen Liebe,
zu Dero unschätzbahre Tugenden, hat
wegen einiges Mißtrauens einen hefftigen Ey-
fer und Jalousie gegen einen jungen Cavallier,
welchen ich gerne wo er noch lebete, sein Leben
gönnen wolte, in mir erwecket, denselben aus
den Wege zu räumen, und sie so dann als ein
kostbahres Kleinod einig und allein zu besitzen;
Allein diejenige, die mir mein Leben verlän-
gern sollen, hat dasselbe mir durch einen un-
glücklichen Stoß dergestalt verkürtzet, daß
vielleicht die wenige Zeit, die noch zu meiner
Buße restirt, allzukurtz seyn möchte, eine völ-
lige Verzeihung von Dero Tugenden zu er-
bitten. Kan ich als ein Unwürdiger vor mei-
nem Ende noch die Gnade haben, dieselben
mit Dero Herrn Vater bey mir zu sehen, so ich
aber aufs schleunigste zu geschehen bitte, so
werde ich mein Hertz und Gewissen dergestalt
befreyen, daß ich in recht seeliger Zufriedenheit

von

ſprach zu mir: Ließ ihn doch her, daß man hoͤ-
ret waser von dir haben will. Der Jnnhalt
war folgender, hiermit ruffte ſie den Kammer-
Maͤgdlein, daß ſie den Brieff aus ihren Zim-
mer holen ſolte, als ſie ihn brachte, laß die
Fraͤulein Soluęka:

Tapffer-muͤthiges gnaͤdiges Fraͤulein.

DJe Hefftigkeit meiner bruͤnſtigen Liebe,
zu Dero unſchaͤtzbahre Tugenden, hat
wegen einiges Mißtrauens einen hefftigen Ey-
fer und Jalouſie gegen einen jungen Cavallier,
welchen ich gerne wo er noch lebete, ſein Leben
goͤnnen wolte, in mir erwecket, denſelben aus
den Wege zu raͤumen, und ſie ſo dann als ein
koſtbahres Kleinod einig und allein zu beſitzen;
Allein diejenige, die mir mein Leben verlaͤn-
gern ſollen, hat daſſelbe mir durch einen un-
gluͤcklichen Stoß dergeſtalt verkuͤrtzet, daß
vielleicht die wenige Zeit, die noch zu meiner
Buße reſtirt, allzukurtz ſeyn moͤchte, eine voͤl-
lige Verzeihung von Dero Tugenden zu er-
bitten. Kan ich als ein Unwuͤrdiger vor mei-
nem Ende noch die Gnade haben, dieſelben
mit Dero Herrn Vater bey mir zu ſehen, ſo ich
aber aufs ſchleunigſte zu geſchehen bitte, ſo
werde ich mein Hertz und Gewiſſen dergeſtalt
befreyen, daß ich in recht ſeeliger Zufriedenheit

von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0422" n="406"/>
&#x017F;prach zu mir: Ließ ihn doch her, daß man ho&#x0364;-<lb/>
ret waser von dir haben will. Der Jnnhalt<lb/>
war folgender, hiermit ruffte &#x017F;ie den Kammer-<lb/>
Ma&#x0364;gdlein, daß &#x017F;ie den Brieff aus ihren Zim-<lb/>
mer holen &#x017F;olte, als &#x017F;ie ihn brachte, laß die<lb/>
Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#aq">Solu&#x0119;ka:</hi></p><lb/>
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter">
              <opener>
                <salute> <hi rendition="#fr">Tapffer-mu&#x0364;thiges gna&#x0364;diges Fra&#x0364;ulein.</hi> </salute>
              </opener><lb/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Je Hefftigkeit meiner bru&#x0364;n&#x017F;tigen Liebe,<lb/>
zu Dero un&#x017F;cha&#x0364;tzbahre Tugenden, hat<lb/>
wegen einiges Mißtrauens einen hefftigen Ey-<lb/>
fer und <hi rendition="#aq">Jalou&#x017F;ie</hi> gegen einen jungen <hi rendition="#aq">Cavallier,</hi><lb/>
welchen ich gerne wo er noch lebete, &#x017F;ein Leben<lb/>
go&#x0364;nnen wolte, in mir erwecket, den&#x017F;elben aus<lb/>
den Wege zu ra&#x0364;umen, und &#x017F;ie &#x017F;o dann als ein<lb/>
ko&#x017F;tbahres Kleinod einig und allein zu be&#x017F;itzen;<lb/>
Allein diejenige, die mir mein Leben verla&#x0364;n-<lb/>
gern &#x017F;ollen, hat da&#x017F;&#x017F;elbe mir durch einen un-<lb/>
glu&#x0364;cklichen Stoß derge&#x017F;talt verku&#x0364;rtzet, daß<lb/>
vielleicht die wenige Zeit, die noch zu meiner<lb/>
Buße <hi rendition="#aq">re&#x017F;ti</hi>rt, allzukurtz &#x017F;eyn mo&#x0364;chte, eine vo&#x0364;l-<lb/>
lige Verzeihung von Dero Tugenden zu er-<lb/>
bitten. Kan ich als ein Unwu&#x0364;rdiger vor mei-<lb/>
nem Ende noch die Gnade haben, die&#x017F;elben<lb/>
mit Dero Herrn Vater bey mir zu &#x017F;ehen, &#x017F;o ich<lb/>
aber aufs &#x017F;chleunig&#x017F;te zu ge&#x017F;chehen bitte, &#x017F;o<lb/>
werde ich mein Hertz und Gewi&#x017F;&#x017F;en derge&#x017F;talt<lb/>
befreyen, daß ich in recht &#x017F;eeliger Zufriedenheit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[406/0422] ſprach zu mir: Ließ ihn doch her, daß man hoͤ- ret waser von dir haben will. Der Jnnhalt war folgender, hiermit ruffte ſie den Kammer- Maͤgdlein, daß ſie den Brieff aus ihren Zim- mer holen ſolte, als ſie ihn brachte, laß die Fraͤulein Soluęka: Tapffer-muͤthiges gnaͤdiges Fraͤulein. DJe Hefftigkeit meiner bruͤnſtigen Liebe, zu Dero unſchaͤtzbahre Tugenden, hat wegen einiges Mißtrauens einen hefftigen Ey- fer und Jalouſie gegen einen jungen Cavallier, welchen ich gerne wo er noch lebete, ſein Leben goͤnnen wolte, in mir erwecket, denſelben aus den Wege zu raͤumen, und ſie ſo dann als ein koſtbahres Kleinod einig und allein zu beſitzen; Allein diejenige, die mir mein Leben verlaͤn- gern ſollen, hat daſſelbe mir durch einen un- gluͤcklichen Stoß dergeſtalt verkuͤrtzet, daß vielleicht die wenige Zeit, die noch zu meiner Buße reſtirt, allzukurtz ſeyn moͤchte, eine voͤl- lige Verzeihung von Dero Tugenden zu er- bitten. Kan ich als ein Unwuͤrdiger vor mei- nem Ende noch die Gnade haben, dieſelben mit Dero Herrn Vater bey mir zu ſehen, ſo ich aber aufs ſchleunigſte zu geſchehen bitte, ſo werde ich mein Hertz und Gewiſſen dergeſtalt befreyen, daß ich in recht ſeeliger Zufriedenheit von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/422
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/422>, abgerufen am 10.06.2024.