Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

rechtschaffenen Menschen vor mir gesehen,
scheret euch heraus so ihr Courage habt. Un-
terdessen liessen die Studiosi allerhand Mate-
riali
en auf den Boden tragen, die Häscher
aber hatten sich von aussen Creutz-weise an die
Hauß-Thür gelegt, in Meynung, wo jemand
heraus käme ihn zu fangen, der gute Freund
rieff/ seine Mitpursche solten nur ein paar
Töpffe mit Wasser von oben abgiessen; Die-
ses geschahe, hiermit ruckten die bey der Thür
aufdie Gasse, so fort ließ er die Thür angelweit
aufmachen, sprang mit blossen Degen plötz-
lich hinnaus, und auf den Großsprecher all-
zubehende loß/ trat ihn zu Boden, und zerlä-
sterte ihm das Gesichte mit dem Degen-Ge-
fäße, daß er schändlich ausgesehen, die an-
dern wurden unterdessen auch vertrieben.
Nachdem nun der eingebildete Haasen-Kopff
gut ausgedonnert worden/ wolte er gleich-
wohl nicht aufhören, damit wurffe man auf
ihn und seine wieder herkommende Gesellen,
allerhand weiche und harte Materien, mit wel-
chen sie dieselbe Nacht vorlieb nehmen musten;
solche Revenge macht furcht, aber wann
man nur mit Schelmen, darzu man doch kei-
ne Ursache hat, umb sich werffen will, so ver-
wundere man sich so dann auch nicht, wann
ein so grober Flegel seiner Manier nach mit ei-

nem
A a 5

rechtſchaffenen Menſchen vor mir geſehen,
ſcheret euch heraus ſo ihr Courage habt. Un-
terdeſſen lieſſen die Studioſi allerhand Mate-
riali
en auf den Boden tragen, die Haͤſcher
aber hatten ſich von auſſen Creutz-weiſe an die
Hauß-Thuͤr gelegt, in Meynung, wo jemand
heraus kaͤme ihn zu fangen, der gute Freund
rieff/ ſeine Mitpurſche ſolten nur ein paar
Toͤpffe mit Waſſer von oben abgieſſen; Die-
ſes geſchahe, hiermit ruckten die bey der Thuͤr
aufdie Gaſſe, ſo fort ließ er die Thuͤr angelweit
aufmachen, ſprang mit bloſſen Degen ploͤtz-
lich hinnaus, und auf den Großſprecher all-
zubehende loß/ trat ihn zu Boden, und zerlaͤ-
ſterte ihm das Geſichte mit dem Degen-Ge-
faͤße, daß er ſchaͤndlich ausgeſehen, die an-
dern wurden unterdeſſen auch vertrieben.
Nachdem nun der eingebildete Haaſen-Kopff
gut ausgedonnert worden/ wolte er gleich-
wohl nicht aufhoͤren, damit wurffe man auf
ihn und ſeine wieder herkommende Geſellen,
allerhand weiche und harte Materien, mit wel-
chen ſie dieſelbe Nacht vorlieb nehmen muſten;
ſolche Revenge macht furcht, aber wann
man nur mit Schelmen, darzu man doch kei-
ne Urſache hat, umb ſich werffen will, ſo ver-
wundere man ſich ſo dann auch nicht, wann
ein ſo grober Flegel ſeiner Manier nach mit ei-

nem
A a 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0393" n="377"/>
recht&#x017F;chaffenen Men&#x017F;chen vor mir ge&#x017F;ehen,<lb/>
&#x017F;cheret euch heraus &#x017F;o ihr <hi rendition="#aq">Courage</hi> habt. Un-<lb/>
terde&#x017F;&#x017F;en lie&#x017F;&#x017F;en die <hi rendition="#aq">Studio&#x017F;i</hi> allerhand <hi rendition="#aq">Mate-<lb/>
riali</hi>en auf den Boden tragen, die Ha&#x0364;&#x017F;cher<lb/>
aber hatten &#x017F;ich von au&#x017F;&#x017F;en Creutz-wei&#x017F;e an die<lb/>
Hauß-Thu&#x0364;r gelegt, in Meynung, wo jemand<lb/>
heraus ka&#x0364;me ihn zu fangen, der gute Freund<lb/>
rieff/ &#x017F;eine Mitpur&#x017F;che &#x017F;olten nur ein paar<lb/>
To&#x0364;pffe mit Wa&#x017F;&#x017F;er von oben abgie&#x017F;&#x017F;en; Die-<lb/>
&#x017F;es ge&#x017F;chahe, hiermit ruckten die bey der Thu&#x0364;r<lb/>
aufdie Ga&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;o fort ließ er die Thu&#x0364;r angelweit<lb/>
aufmachen, &#x017F;prang mit blo&#x017F;&#x017F;en Degen plo&#x0364;tz-<lb/>
lich hinnaus, und auf den Groß&#x017F;precher all-<lb/>
zubehende loß/ trat ihn zu Boden, und zerla&#x0364;-<lb/>
&#x017F;terte ihm das Ge&#x017F;ichte mit dem Degen-Ge-<lb/>
fa&#x0364;ße, daß er &#x017F;cha&#x0364;ndlich ausge&#x017F;ehen, die an-<lb/>
dern wurden unterde&#x017F;&#x017F;en auch vertrieben.<lb/>
Nachdem nun der eingebildete Haa&#x017F;en-Kopff<lb/>
gut ausgedonnert worden/ wolte er gleich-<lb/>
wohl nicht aufho&#x0364;ren, damit wurffe man auf<lb/>
ihn und &#x017F;eine wieder herkommende Ge&#x017F;ellen,<lb/>
allerhand weiche und harte <hi rendition="#aq">Materi</hi>en, mit wel-<lb/>
chen &#x017F;ie die&#x017F;elbe Nacht vorlieb nehmen mu&#x017F;ten;<lb/>
&#x017F;olche <hi rendition="#aq">Revenge</hi> macht furcht, aber wann<lb/>
man nur mit Schelmen, darzu man doch kei-<lb/>
ne Ur&#x017F;ache hat, umb &#x017F;ich werffen will, &#x017F;o ver-<lb/>
wundere man &#x017F;ich &#x017F;o dann auch nicht, wann<lb/>
ein &#x017F;o grober Flegel &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Manier</hi> nach mit ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 5</fw><fw place="bottom" type="catch">nem</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[377/0393] rechtſchaffenen Menſchen vor mir geſehen, ſcheret euch heraus ſo ihr Courage habt. Un- terdeſſen lieſſen die Studioſi allerhand Mate- rialien auf den Boden tragen, die Haͤſcher aber hatten ſich von auſſen Creutz-weiſe an die Hauß-Thuͤr gelegt, in Meynung, wo jemand heraus kaͤme ihn zu fangen, der gute Freund rieff/ ſeine Mitpurſche ſolten nur ein paar Toͤpffe mit Waſſer von oben abgieſſen; Die- ſes geſchahe, hiermit ruckten die bey der Thuͤr aufdie Gaſſe, ſo fort ließ er die Thuͤr angelweit aufmachen, ſprang mit bloſſen Degen ploͤtz- lich hinnaus, und auf den Großſprecher all- zubehende loß/ trat ihn zu Boden, und zerlaͤ- ſterte ihm das Geſichte mit dem Degen-Ge- faͤße, daß er ſchaͤndlich ausgeſehen, die an- dern wurden unterdeſſen auch vertrieben. Nachdem nun der eingebildete Haaſen-Kopff gut ausgedonnert worden/ wolte er gleich- wohl nicht aufhoͤren, damit wurffe man auf ihn und ſeine wieder herkommende Geſellen, allerhand weiche und harte Materien, mit wel- chen ſie dieſelbe Nacht vorlieb nehmen muſten; ſolche Revenge macht furcht, aber wann man nur mit Schelmen, darzu man doch kei- ne Urſache hat, umb ſich werffen will, ſo ver- wundere man ſich ſo dann auch nicht, wann ein ſo grober Flegel ſeiner Manier nach mit ei- nem A a 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/393
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/393>, abgerufen am 19.05.2024.